Begegnungsabend der Teilnehmenden aus dem Neckar-Odenwald-Kreis und der Vertreter des Landkreises Görlitz. (Foto: pm)
Informationsfahrt des Kreistags
Görlitz. (pm) Die Kreistagsinformationsfahrt mit dem Titel „Erlebnis Görlitz“ führte vergangene Woche in den Partnerlandkreis Görlitz. Eine Delegation von 40 Mitgliedern, darunter Kreisrätinnen und Kreisräte sowie Bürgermeister und Fachbereichsleiter der Kreisverwaltung, erlebte eine spannende und bereichernde Fahrt.
Die Gruppe wurde herzlich von Landrat Dr. Stephan Meyer im neuen Veranstaltungs- und Sitzungssaal des Landratsamts empfangen. Bei einer oberlausitzischen Spezialität, einer Soljanka, kam man schnell ins Gespräch. Meyer dankte für die jahrzehntelange Kreispartnerschaft und erinnerte an die bemerkenswerte Unterstützung des Neckar-Odenwald-Kreises nach der Wende, als rund 130 Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter entsandt wurden, um beim Aufbau der Kreisverwaltung im Osten zu helfen.
Der Landkreis Görlitz
Der Landkreis Görlitz, der im östlichsten Teil Sachsens liegt und an Polen sowie Tschechien grenzt, ist mit einer Fläche von 2.111,4 Quadratkilometern fast doppelt so groß wie der Neckar-Odenwald-Kreis. Allerdings hat er mit rund 244.000 Einwohnern eine geringere Bevölkerungsdichte.
In den letzten Jahrzehnten kämpfte der Landkreis mit einem starken Bevölkerungsrückgang; derzeit stagniert die Zahl der Einwohner, wie Landrat Dr. Meyer feststellte. Er verwies auch auf die Rolle des Landkreises Görlitz als "Seismograf" für Entwicklungen in Deutschland, sei es die Afrikanische Schweinepest oder die Herausforderungen durch steigende Geflüchtetenzahlen.
Besonders beeindruckt zeigten sich die Gäste vom Bau eines neuen zentralen Verwaltungscampus. Mit modern strukturierter Verwaltung und Digitalisierung wird eine Bündelung der Dienste ermöglicht. Bürgerbüros und Jobcenter bleiben an allen fünf Landratsamtsstandorten bürgernah. Ein besonderes Gesprächsformat mit der Bevölkerung, „Mit Landrat Dr. Stephan Meyer am Feuer“, erfreute sich ebenfalls großer Beachtung.
Kreispartnerschaft und kulturelle Begegnungen
Landrat Dr. Achim Brötel betonte die Bedeutung, Menschen zusammenzubringen, als wesentlichen Baustein der fast 35-jährigen Kreispartnerschaft. Er verwies auf den jährlichen Azubi-Austausch der Landkreise sowie zahlreiche aktive Vereine und Feuerwehren.
Kunst und Sport haben von Anfang an eine wichtige Rolle in der Partnerschaft gespielt. Die neueste und lebendige Beziehung besteht zwischen dem sorbischen Kulturzentrum Schleife und den Donauschwaben Mosbach.
Im Laufe des Programms besuchte die Gruppe die gemeinsame Kunstausstellung „Treffpunkt Kunst“, die vom Oberlausitzer Kunstverein und dem Kunstverein Neckar-Odenwald organisiert wurde. Der Ehrenvorsitzende des Kunstvereins Neckar-Odenwald, Werner Zeh, freute sich über die erfolgreiche Ausstellung in der Görlitzer St. Annenkappelle.
Besonders eindrucksvoll war der anschließende Stadtrundgang durch die historische Altstadt Görlitz sowie die Besichtigung des Kulturforums Görlitzer Synagoge.
Highlights der Reise
Am zweiten Tag besuchte die Gruppe die Manufaktur und Schauwerkstatt der Herrnhuter Brüdergemeinde, bevor sie den historischen Stadtkern von Zittau erkunden durfte. Ein Höhepunkt war die Fahrt mit der Zittauer Schmalspurbahn ins Zittauer Gebirge.
Am Fuße des Oybin besuchten die Teilnehmenden eine barocke Bergkirche, die um 1708 erbaut wurde. Der ehemalige Innenminister Sachsens, Heinz Eggert, der dort als Pfarrer diente, zeigte den Besuchern die prachtvolle Kirche und stand Rede und Antwort zu politischen Entwicklungen in Sachsen.
Die Erkundung der Burg- und Klosteranlage auf dem Berg Oybin, unter Anleitung von Magd Bruni, war ein weiterer Höhepunkt. Die Teilnehmer waren sich einig, dass dieser Programmpunkt eine Reise in den Partnerlandkreis Wert war.
Begegnungen und Dialog
An den beiden Abenden in Görlitz und Waltersdorf hatten die Gäste die Möglichkeit, sich mit Landrat Dr. Meyer, dem ehemaligen Landrat Lange, dem ehemaligen Innenminister Eggert, Vertretern des Görlitzer Kreistags sowie Oberbürgermeistern von Görlitz und Zittau auszutauschen.
Auf der Heimreise machte die Gruppe in Reichenbach/O.L., der Partnergemeinde Seckachs, Halt. Bürgermeisterin Carina Dittrich und Pfarrer Christoph Wiesener führten durch den Ort und die restaurierte St. Johanneskirche, wo Wiesener den Teilnehmenden den Segen erteilte.
Gedenkstätte Bautzen
Ein nachdenklich stimmender Programmpunkt war die Führung durch die Gedenkstätte Bautzen. Hier begrüßte der Landrat des Landkreises Bautzen, Udo Witschas, die Gruppe persönlich. Das historische Gebäude "Bautzen II", das als Sonderhaftanstalt der Stasi diente, zeigte die unmenschlichen Bedingungen der Haft.
Fazit der Informationsfahrt
Die Kreistagsinformationsfahrt, die einmal pro Wahlperiode organisiert wird, stellte in allen Programmpunkten ein „Erlebnis“ dar. Die Teilnehmer waren von der Schönheit und Vielfältigkeit der Region beeindruckt, die durch Herzlichkeit und Gastfreundschaft besticht. Es konnten viele Anregungen mitgenommen, interessante Gespräche geführt sowie alte Freundschaften gepflegt und neue Kooperationen angestoßen werden.
Die Rückkehr in den Landkreis Görlitz zur Intensivierung der gelebten Partnerschaft wurde ausdrücklich gewünscht. Landrat Dr. Brötel sprach zum Abschluss eine Gegeneinladung an Landrat Dr. Meyer aus: „Wir freuen uns heute schon auf den Gegenbesuch, bei dem wir den Neckar-Odenwald-Kreis zeigen wollen.“
