(Foto: Liane Merkle)
Tag des offenen Denkmals mit besonderem Höhepunkt
Von Liane Merkle
Großeicholzheim. Die Septemberöffnung des Museums im Wasserschloss fällt traditionell mit dem bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“ zusammen. Das Gebäude selbst ist einer der bedeutendsten Zeugen der 1250-jährigen Ortsgeschichte. In diesem Jahr bot der Verein „Großeicholzheim und seine Geschichte“ (GusG) jedoch eine besondere Attraktion: Die aktuellen Grabungen an der „Birk“ standen im Mittelpunkt.
Einblicke in die Luftbildarchäologie
Der langjährig ehrenamtlich tätige Luftbildarchäologe Rudolf Landauer, der die Birk-Anlage Anfang des Jahres erneut entdeckt hatte, faszinierte die Zuhörer mit seinem Fachwissen. Nach der Begrüßung durch den stellvertretenden GusG-Vorsitzenden Richard Weber erklärte Landauer die „Archäologie aus der Luft“ und zeichnete den Weg von der Römerzeit über die Franken bis hin zur Karolingerzeit nach.
Besonders hob er die Arbeit des Archäologen Karl Schumacher hervor, der bereits 1837 den frühmittelalterlichen Gutshof „Birk“ entdeckt, mit gezielten Grabungen bestätigt und durch eine detaillierte Handzeichnung dokumentiert hatte. Landauer erklärte anschaulich, wie sich verborgene Strukturen durch unterschiedliche Vegetationsmuster erkennen lassen und welche Rolle GPS-Daten, Drohnen und Fachliteratur für die Arbeit eines Luftbildarchäologen spielen.
Bedeutende Funde und historische Zusammenhänge
Zu Landauers großen Entdeckungen zählt eine römische Kornkammer bei Bad Rappenau, die er 1989 aus der Luft ausmachte. Die Ausgrabungen förderten beeindruckende Funde zutage: eine Segensmünze der Göttin Annona, über 2000 Jahre altes Saatgut verschiedener Getreidearten, Tierknochen als Hinweise auf den damaligen Speiseplan sowie Werkzeuge und Dinkeldarren.
Auch die Entwicklung der römischen Kastelle in Neckarburken und deren Weiterführung als Gutshof nach dem Abzug der Soldaten stellte er anschaulich dar. Mit dem Übergang zur fränkischen Herrschaft und später unter Karl dem Großen kam es schließlich zur Einführung der Dreifelderwirtschaft, die die Landwirtschaft nachhaltig veränderte.
Neue Erkenntnisse an der Birk
Die Birk-Anlage steht im Zentrum aktueller archäologischer Untersuchungen. Auf Basis von Landauers Luftbildern und magnetischen Messungen konnte das Grabungsteam um Dr. Folke Damminer und Marianne Lehmann M.A. gezielt ansetzen. Unterstützt wurden sie von Ehrenamtlichen, zwei Schweizer Schäferhunden und einem erfahrenen Baggerfahrer.
Neben Funden von der Jungsteinzeit bis ins frühe Mittelalter gaben insbesondere behauene Sandsteinblöcke im Fundament Rätsel auf. Hinweise auf Webkunst und Handwerk deuten darauf hin, dass der Hof nicht nur landwirtschaftlich, sondern auch wirtschaftlich bedeutend war. Zwei gemauerte Schutzwälle sprechen zudem für einen sehr wohlhabenden Besitzer.
Ortsnamen als historische Hinweise
Abschließend lenkte Landauer den Blick auf die Endungen von Ortsnamen. Während „-ingen“ meist auf Sippengründungen verweist, wie etwa bei Höpfingen oder Scheringen, deuten Endungen wie „-heim“ auf fränkische Gründungen hin – ein Bezug, der sich auch bei Großeicholzheim findet.
Begeisterte Zuhörer im Wasserschloss
Der Vortrag in der voll besetzten Tenne, an dem auch Bürgermeister Thomas Ludwig sowie das Grabungsteam teilnahmen, wurde zu einem vollen Erfolg. Mit großem Applaus und einer lebhaften Fragerunde endete ein Abend, der eindrucksvoll die Verbindung von Geschichte, Forschung und Heimat vermittelte.
