von Liane Merkle
Mudau/Waldleiningen. Es war kurz vor halb elf und es regnete mittlerweile wirklich heftig.
Im Laufe des Abends musste sich selbst der optimistischste Mensch von der Hoffnung verabschieden, dass die angekündigten „Romantischen Klänge im Schlosshof Waldleiningen“ nach dem leichten Nieselregen während der Anfahrt durch Wohlwollen des Wettergottes begleitet werden. Dennoch harrten rd. 95 Prozent des Publikums aus, darunter alles, was Rang und Namen hat im „Dreiländer-Eck“, – gut verpackt gegen die Kälte und bewaffnet mit Regenschirmen und kostenlos verteilten Capes.
Das allein zeigte schon die Qualität des dargebotenen Programms, das mit Fug und Recht als „äußerst ungewöhnlich“ zu bezeichnen war und seinen besonderen Überraschungsschlusspunkt in der „Mudauer Alphorn-Serenade“ fand. „Das ist unser Instrument gegen den Regen“ erläuterte Allround-Genie Christoph Well. Schade nur, dass er es dann nicht gleich beim ersten Stück dem Bürgermeister auf die Schulter gelegt hat.
Warm und wasserfest verpackt verfolgte das Publikum das Programm. (Foto: Liane Merkle)
Dem vorausgegangen war ein zwar nasser, aber sehr kurzweiliger Abend mit dem Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau unter der musikalischen Leitung von Konzertmeisterin Ingrid Friedrich, die es als Mitglied der Streicher durch irgendwelche Geheimzeichen verstand, ihre Musikerinnen und Musiker in perfekter Harmonie zu halten. Wie ihr das gelang, war nicht ersichtlich, aber es funktionierte einmalig.
Zu der unglaublichen musikalischen Professionalität kam als „ungewöhnliche Kombination“ die eher kabarettistische Moderation von Christoph Well sowie dessen Begabung und Können als Solist, die er an diesem Abend mit Trompete, historischer Gitarre, Querflöte und Alphorn unter Beweis stellte.
Als waschechter Bayer fragte er sein Publikum gleich zu Beginn, „ich hoffe, Sie verstehen alle Bayerisch, denn sonst müsste ich Englisch reden“. Sprach’s und erklärte im breitesten Dialekt, ein lausbübisches Grinsen im Gesicht, dass der „Händel hot sehr viel geklaut und abgschriebn – allerdings keine Doktorarbeit“. So viel zu Georg Friedrich Händels „Suite D-Dur“ für Trompete, Streicher und Basso Continuo.
Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger wurde zur echten Stütze der bayrischen Kultur. (Foto: Liane Merkle)
Zu dem darauf folgenden „La oración del Torero“ von Joaquin Turina war sein Kommentar „der Torero wird scho gwisst ham, warum er bet“. Und bei Georg Philip Telemanns „Don Quichotte-Suite G-Dur“ machte er das Publikum darauf aufmerksam, dass man im „Galopp der Rosinante“ hört, dass diese hinten links lahmt.
Und warum „kaner bei Don Qichottes Ruhe einschlofft“ lag nach Meinung von Christoph Well zum einen an dessen unruhigen Träumen, aber auch an den vielen Läusen und Wanzen im Bett, die er mit seiner historischen Gitarre hörbar machte. Leroy Andersons „Bell of the Ball“ geleitete in die Pause, in der – wie von Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger und seiner Durchlaucht Andreas Fürst zu Leiningen angekündigt – die Schlossküche die Gaumen der Gäste verwöhnte.
Dieser Artikel ist mir was wert: [flattr btn=”compact” tle=”Wasserfestes Publikum in Waldleiningen” url=”https://www.nokzeit.de/?p=14513″] Die „Katz die Wolzer danzt“, genauer „The Waltzing Cat“ des gleichen Komponisten führte aus der Pause heraus. Bürgermeister und Fürst hatten zusammen die ausführliche Begrüßung gemeistert und ihren Dank ausgesprochen an alle, die zum Gelingen des Abends beigetragen hatten, besonders aber an Christoph Müller als Hauptorganisator und Leiter des Mudauer Geopark-Stützpunktes.
Dass sich das Publikum als dermaßen wasserfest erwies und auch noch begeistert „Die Mozartisten“ von Joseph Lanner, das „Divertimento B-Dur“ von Wolfgang Amadeus Mozart und die „Sinfonia D-Dur für Trompete, Streicher und Basso Continuo“ von Giuseppe Torelli mit Applaus bedachte, bewies einmal mehr die hohe Qualität, die das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau unter der Leitung von Konzertmeisterin Ingrid Friedrich im Team mit Allrounder Christoph Well präsentiert hatte.