von Liane Merkle
Großeicholzheim. Weit sichtbar dokumentiert die derzeit eingerüstete Laurentiuskirche der evangelischen Kirchengemeinde von Großeicholzheim dem interessierten Betrachter, dass fleißige Handwerker dem Gotteshaus mit einem Außenputz ein neues ansprechendes Aussehen verleihen. Im Rahmen einer grundlegenden äußerlichen Renovation wird demnächst nicht nur die Kirche in neuem Glanz erstrahlen sondern auch für eine schmucke Bereicherung des Ortsmittelpunktes sorgen.
Auch für die Kirchenhistoriker bedeuten die Bauarbeiten interessante Einblicke in die Geschichte des Gebäudes, denn nach dem Entfernen des Außenputzes konnten neue Erkenntnisse gewonnen und alte bestätigt werden.
Wie in den Kirchenbüchern zu erfahren ist, gehen die Anfänge der heutigen evangelischen Laurentiuskirche bis ins 13. Jahrhundert zurück, was auch die unterste Schicht der Wandmalereien im Chorraum belegt. Mehrere weitere Schichten von Wandmalereien geben zudem Zeugnis von Umgestaltungen bis zur Reformation. Vom späten Mittelalter bis in die Neuzeit überdauerte die Kirche bewegte Zeiten.
Ursprünglich als Wehrkirche auf einem erhöhten Platz erbaut, bot sie eine gute Übersicht über das Dorf und die nähere Umgebung. Eine dicke hohe Ringmauer umgab ihren Kirchenhof. In Kriegszeiten oder bei Überfällen versuchten die Dorfbewohner, sich dahinter in Sicherheit zu bringen. Verteidigt wurde durch die gut sichtbaren Schießscharten im Kirchturm.
Um 1550 wurde die Reformation in Großeicholzheim eingeführt und die Bevölkerung wie ihre damalige Herrschaft, die Herren von Eicholzheim, evangelisch. Ausgelöst durch Glaubensstreitigkeiten dezimierte der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 auf grausame Weise auch die hiesige Kirchengemeinde.
Ein steinerner Geldtresor, welcher 1619 in die Chorwand der Kirche eingelassen und bei Renovierungsarbeiten im Jahre 1971 wieder freigelegt worden war, zeugt von den damaligen unsicheren Zeiten. Im Zuge der Gegenreformation entstand nach dem Krieg wieder eine kleine katholische Gemeinde. Von 1695 bis 1705 benutzte sie gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde die Kirche.
Die kurpfälzische Religionsdeklaration beendete 1705 dieses so genannte ,,Simultaneum“ und sprach das Kirchengebäude ausschließlich und endgültig der evangelischen Gemeinde zu. Im Vergleich zu dem heutigen Aussehen hatte die damalige Kirche, welche vor der Reformation erbaut worden war, wesentlich kleinere Maße. In den Friedensjahren nach dem Dreißigjährigen Krieg nahm die Zahl der Gemeindeglieder jedoch so stark zu, dass eine Vergrößerung der Kirche notwendig wurde.
Das zur Zeit freigelegte Mauerwerk zeigt Spuren der verschiedenen Bauepochen. 1718 wurde der Kirchturm erhöht und mit der markanten welschen Haube versehen. 1720 wurde das Langhaus nach Süden und Westen erweitert und seine Decke angehoben. So bekam das Gotteshaus im Wesentlichen sein heutiges Aussehen.
Auf die Verlängerung des Kirchenschiffes weist unterschiedliches Mauerwerk an der Kirchennordwand hin, die in ihrem älteren Teil erhalten blieb. Die ursprünglichen Ausmaße der Nordwand kann man auch im Innenraum an den alten Wandmalereien erkennen. Einheitliches Mauerwerk an der Südseite zeigt, dass hier das Kirchenschiff nicht nur verlängert, sondern auch verbreitert wurde. Teile des Fundamentes der ehemaligen Südwand wurden bereits 1948 beim Einbau einer Warmluftheizung unter dem Kirchenboden entdeckt. Der Außenputz des Kirchengemäuers bestand aus Lehm und Kalk.
Durch das kürzliche Abschlagen des Putzes kam an der östlichen Südwand, in der Nähe des Seiteneingangs der Kirche, ein Stein mit der Jahreszahl 1516/17 in lateinischer Schrift zum Vorschein. Zu jener Zeit war der berühmteste Vertreter des Geschlechts derer von Eicholzheim, Anselm von Eicholzheim, nicht nur Herr von Eicholzheim, sondern auch Vogt von Mosbach und Stellvertreter des Pfalzgrafen.
Aufgrund des einheitlichen Mauerwerks der Südwand ist darauf zu schließen, dass der Stein nicht das Baujahr der Südwand angibt, sondern von anderer Stelle her stammend, hier 1720 als Baumaterial Verwendung fand. Wie der Heimatforscher Pfarrer Karl Martin Schmitt in seinem 1957 erschienen Werk ,,Großeicholzheim – Aus der Geschichte eines Pfarrdorfes“ vermutete, wurde damals wohl der Wappenstein von Eicholzheims, aus der Ringmauer des Kirchenhofes stammend, an der Südwestecke der Kirche eingemauert.
Die gesamte Kirchengemeinde Großeicholzheim freut sich darauf, dass das geschichtsträchtige Gotteshaus nach dem Renovierungsarbeiten zur Ehre Gottes neu erstrahlt.