Michael Kochendörfer bei der 24 Stunden-WM in Sulzbach-Rosenberg
Verdreckt – erschöpft – glücklich: Michael Kochendörfer holt Silber. (Foto: privat)
Sulzbach-Rosenberg/Billigheim/Waldbrunn. Am Wochenende startete der Billigheimer Winterhauchbiker Michael Kochendörfer bei der 24-Stunden-Weltmeisterschaft der Mountainbiker in Sulzbach Rosenberg. Den Rundkurs hatten die Organisatoren auf dem Gelände des stillgelegten Stahlwerks „Maxhütte“ angelegt und dabei einige Änderungen vorgenommen. Auf einer Strecke von 7 km Länge mussten die Konkurrenten 100 Höhenmeter bewältigen. Neben Schotteranteilen, mussten Wiesenstücke passiert, auf Trails Beherrschung des Rads bewiesen, außerdem Waldwege abgefahren werden. Auch ein BMX-Parcours war als technische Schwierigkeit zu meistern. Den besonderen Reiz machten die Durchfahrten durch riesige Hallen des ehemaligen Flick-Stahlwerks aus. Auch die äußeren Bedingungen waren mit sonnigen 30°C gut.
Der Odenwälder Kochendörfer hatte sich im Vorfeld speziell auf diesen Saisonhöhepunkt vorbereitet, und sowohl im Training, als auch bei der Ernährung angestrebte umgesetzt.
Nach dem bisherigen erfolgreichen Saisonverlauf mit mehreren Podiumsplatzierungen, darunter die Bronzemedaille bei der 12-Stunden-WM, entschied sich das Ausdauerwunder für einen Start in der offenen, also der Eliteklasse, um sich dort mit den besten der Welt zu messen.
Im Feld waren auch der Titelverteidiger Tomas Kozak sowie der Vorjahreszweite. Nach dem neutralisierten Start auf dem Marktplatz in Sulzbach-Rosenberg, legten die Sportler ein hohes Tempo vor, das Kochendörfer nicht ganz mitgehen konnte, aber auch gar nicht wollte. Stattdessen reihte sich der für den VfR Waldkatzenbach fahrende Athlet an sechster Position ein und spielte seine Stärke, gleichmäßig schnelle Runden fahren zu können, von Beginn an aus. Ohne große Probleme überstand er so die Anfangsphase. Einige Fahrer mussten bis zum Einbruch der Dunkelheit ihrem hohen Anfangstempo und der Hitze Tribut zollen und wurden vom Billigheimer geschluckt, der mit der Dämmerung bereits auf den vierten Platz nach vorne gestrampelt war.
Michael Kochendörfer auf der Strecke im ehemaligen Stahlwerk Maxhütte, das früher zum Imperium des Industriellen Friedrich-Karl Flick gehörte und nun ein außergewöhnliches Umfeld für eine Radrennen bildet. (Foto: privat)
Mit vormontierten, superhellen Waridi-Leuchten ging es in die Nacht. Die bewährte Taktik, auf eine Wechselrad zu setzen, bewährte sich einmal mehr. Damit die Betreuer in Ruhe neue Lampen montieren bzw. Akkus tauschen konnten, fuhr Michael Kochendörfer ohne Zeitverlust durch eine lange Nacht.
Es lief weiterhin gut und der VfR-Biker machte weitere Ränge gut. In der Mitte der Nacht war dann die zweite Position Lohn aller Mühen. Zeit zur Erholung gab es aber nicht, da sich die Verfolger hartnäckig hielten. Bei einem weiteren Lampentausch erfuhr Kochendörfer vom Betreuerstab um seine Frau Anja, dass er nur vier Minuten hinter dem Führenden liegt. „Eine weitere Tempoverschärfung hatte ich aber nach 17 Rennstunden nicht mehr in den Beinen“, so Kochendörfer nach dem Rennen. Der Tscheche Tomas Kozak konnte sein Tempo jedoch erhöhen fuhr nach 22 Stunden einen Rundengewinn auf den Odenwälder heraus. Nach hinten ließ Kochendörfer aber nichts mehr anbrennen. Im Gegenteil – nach und nach distanzierte er die hinter ihm fahrenden Mountainbiker, sodass er sogar drei Runden Vorsprung auf den Dritten herausfuhr.
Mit diesen Abständen ging es nach 24 Stunden auch ins Ziel. Dort feierte Michael Kochendörfer mit der Silbermedaille und dem Vize-Weltmeistertitel den größten Erfolg seiner Karriere, nachdem er im vergangenen Jahr bereits die Bronzemedaille gewonnen hatte.
Im 24-stündigen Rennverlauf absolvierte der Ausdauerbiker, der ohne Pause durchfuhr, 70 Runden und damit 490 km sowie 7.000 Höhenmeter. Hervorragend betreut wurde er einmal mehr von einem Stab um seine Frau Anja Kochendörfer sowie Schwester und Tochter. Die zahlreich aus der Heimat angereisten Fans motivierten mit ihrer pausenlosen Anfeuerung zusätzlich, weshalb sich der Sportler nach dem Rennen bei allen herzlich bedankte.
Auch das Viererteam seines „Storck Bicyle Team“ feierte einen Erfolg und verteidigte den im Vorjahr gewonnenen Titel souverän. Insgesamt feierte das Team damit den zwölften Sieg hintereinander. Nachdem die Saisonhöhepunkte nun erfolgreich bewältigt sind, wird Michael Kochendörfer im Urlaub regenerieren und dann im Herbst als Ausklang noch ein paar kürzere Marathons bestreiten.
Die drei besten Extrembiker der Welt mit Weltmeister Tomas Kozak (Mitte), Silbergewinner Michael Kochendörfer (re.) und dem Bronzegewinner Bastian Hagemann. (Foto: privat)