Sensationeller Auftakt des neuen BUND-Projekts „Wildkatzensprung“
Erstmals seit über 100 Jahren wieder im Odenwald nachgewiesen – die Europäische Wildkatze. (Thomas Stephan/BUND)
Odenwald. (pm) Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat den Nachweis der europäischen Wildkatze für den hessischen Odenwald erbracht. 20 Helferinnen und Helfer betreuten im Winter und Frühjahr dieses Jahres 50 Lockstöcke im Kreisgebiet zwischen Höchst und Erbach, Breitenbrunn und Brensbach. Durch wöchentliche Kontrollen der mit Baldrian getränkten Holzpfosten wurde nach Tierhaaren gefahndet.
Die etwa 20 eingesammelten Haarproben wurden auf die Reise geschickt, die sie über den Tisch des Koordinators des bundesweiten Untersuchungsprogramms in Thüringen bis ins Labor der Senckenberg-Forschungsstation in Gelnhausen führte. Auf dieser Reise wurden Wollfussel und Rehwildhaare sowie Wildschweinborsten aussortiert, sodass nur die nach Katze aussehenden Haare in die zweistufige genetische Untersuchung gelangten.
Mitte Juni erreichten dann die ersten Ergebnisse den Odenwaldkreis und die Sensation war perfekt: Am 23.02.12 war in der Gemeinde Brensbach eine Wildkatze unterwegs, die sich an dem dort aufgestellten Lockstock gerieben hat.
Damit ist zum ersten Mal seit über 100 Jahren wieder eine Wildkatze im Odenwald nachgewiesen worden. Die europäische Wildkatze gehört zu den besonders scheuen Wildtieren, die weder vom Wanderer noch vom Jäger leicht zu beobachten ist. Durch ihr ausgezeichnetes Gehör wird sie lange vor dem Menschen vor einer möglichen Begegnung gewarnt und weicht aus. Ganz selten gelingen Beobachtungen von Muttertieren mit ihren Jungen in Baumhöhlen oder Totholzhaufen.
Im Odenwald ist dem BUND von heutigen Jägern im Kreisgebiet nur eine einzige Beobachtung der Wildkatze bekannt. Die Jagdberichte des Grafen Erbach-Fürstenau enthalten seit 150 Jahren keine Nennung der Wildkatze mehr. Vor diesem Hintergrund stellt der genetische Nachweis der Art einen bedeutenden Kenntnissprung dar.
Der BUND hat damit einen ersten Teilerfolg bei seinem Projekt ‚Wildkatzensprung‘ aufzuweisen, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Das neue Projekt ergänzt das seit 2004 bestehende „Rettungsnetz Wildkatze“ und wird vom Bundesamt für Naturschutz bis 2014 mit mehreren Millionen Euro gefördert. In zehn Bundesländern sollen die Pflanzung von Waldkorridoren und der Aufbau einer Gen-Datenbank für die Wildkatze die Wiedervernetzung deutscher Wälder unterstützen.
Einer der Projekt-Schwerpunkte in Hessen ist die Erforschung des Wildkatzenvorkommens im südhessischen Waldgebiet, um die Vernetzung der bekannten Wildkatzenpopulationen im Spessart und im Pfälzer Wald voranzubringen. Als räumlicher Trittstein war der Odenwald für die scheue Katze prädestiniert, die BUND-Experten hatten daher auch große Hoffnungen in den Nachweis der Art im Untersuchungsraum gesetzt.
BUND-Sprecher Detlef Leisterer ist entsprechend begeistert: “Wir haben relativ spät im Winter mit unserer Untersuchung begonnen und konnten nur dank der großartigen Hilfe der freiwilligen Wildkatzenfreunde zu diesem Ergebnis kommen. Es beflügelt uns natürlich für die beiden kommenden Winterhalbjahre, in denen die Suche nach Wildkatzenhaaren ebenfalls stattfinden soll.“
Den Fragen nach der Herkunft und Abstammung des Tieres soll durch weitere Untersuchungen auf den Grund gegangen werden, so ist die Verwandtschaft mit den im Spessart freigesetzten Tieren von Interesse. Der BUND-Odenwald freut sich mit seinen Helferinnen und Helfern über diesen schönen Teilerfolg seiner Umweltaktivitäten.
Die Zahl der Wildkatzen in Deutschland wird auf 5000 bis 7000 Tiere geschätzt. Die Wildkatze steht stellvertretend für zahlreiche Waldtierarten, die durch die Intensivierung der Landwirtschaft oder den Bau von Autobahnen gefährdet sind.
Mit Lockstöcken wurde die Wildkatze nachgewiesen. (Foto: Harald Hoppe/BUND)
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