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Land fördert die Strukturvielfalt im Naturschutzgebiet „Unteres Heimental“
Rittersbach. (pm) Mit kühler werdenden Temperaturen begeben sich viele Insekten auf die Suche nach einem geschützten Plätzchen für die kalte Jahreszeit. Im Naturschutzgebiet „Unteres Heimental“ in Elztal-Rittersbach im Neckar-Odenwald-Kreis finden sie in diesem Herbst gute Bedingungen vor.
Im Rahmen von Landschaftspflegeaufträgen der Naturschutzverwaltung haben Landwirte Altgrasstreifen angelegt. Das hochgewachsene Gras wird stehen gelassen und nicht genutzt, erst im Folgejahr wird dieser Streifen wieder abgemäht. Das dient nicht nur dem Insektenschutz, sondern auch vielen anderen Tierarten, unter anderem Amphibien, Vögel und Fledermäuse finden im Frühjahr einen reich gedeckten Tisch vor. Damit leisten Altgrasstreifen in unserer intensiv genutzten Agrarlandschaft einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. Finanziert wird dies mit Naturschutzmitteln des Landes Baden-Württemberg.
Uns Menschen scheint das auf den ersten Blick unaufgeräumt und nachlässig, für die Insektenwelt sind Altgrasstreifen jedoch wichtig. An abgestorbenen Pflanzenteilen von Wildkräutern oder in hohlen Pflanzenstängeln finden viele Tiere ihr Winterquartier. Ob sie als Ei, Raupe, Puppe oder erwachsenes Tier überwintern, hier sind sie vor extremen Temperaturen geschützt und finden im Frühjahr Schutz und geeignete Futterpflanzen. Wird die Vegetation hingegen im Herbst oder Winter flächig gemäht oder sogar gemulcht, bedeutet dies den sicheren Tod für die Insekten. In ihren winterlichen Entwicklungsstadien sind sie nicht mobil und können den Schneidwerkzeugen nicht entkommen.
Bereits seit einigen Jahren versucht die Naturschutzverwaltung, dem vermehrt Rechnung zu tragen. So werden vor allem auf Grünlandflächen in Schutzgebieten Landschaftspflege-Verträge abgeschlossen, die besondere Auflagen enthalten. Für das Belassen von Altgrasstreifen wird den Bewirtschaftern eine zusätzliche Entschädigung gezahlt. So können die Landwirte aktiv zum Artenschutz beitragen.
Eine besondere Bedeutung können Altgrasstreifen auch für den Schutz des landesweit vom Aussterben bedrohten Rebhuhns haben. Dies ist in der Region Schefflenz der Fall. Denn zwischen Schefflenz, Billigheim, Mosbach, Elztal und Seckach gibt es noch Rebhühner. Für sie wurde 2021 ein Schutzprojekt ins Leben gerufen. Für die Hennen und Küken bieten die blüten- und insektenreichen Altgrassteifen nicht nur Nahrung, sondern auch einen sicheren Brutstandort. Damit Füchse sie dort nicht allzu schnell entdecken können, müssen sie dafür allerdings eine ausreichende Breite aufweisen. Auch an Acker- und Wegrändern können sie dann eine wichtige Schutzfunktion übernehmen.
Jahrelang gültige Maßstäbe, dass unsere Agrarlandschaft immer sauber und geordnet auszusehen hat, haben spätestens mit dem Artensterben ihre Berechtigung verloren. Wer mit offenen Augen durch unsere Landschaft spaziert, sollte sie also nicht nur nach menschlichen Kriterien bewerten. Schönheit liegt, wie so oft, im Auge des Betrachters.