Nach 43 Jahren Strafvollzug „freigelassen“

(Foto: pm)

Uli Waschek im Ruhestand

Adelsheim. (bd) Bereits in seiner letzten Anstaltskonferenz im Mai war Amtsrat Ulrich Waschek vor den Führungskräften der Justizvollzugsanstalt und seinen Fachdienstkolleg:innen gewürdigt worden, zum Monatswechsel erhielt er nun aus den Händen von Anstaltsleiterin Katja Fritsche die Ruhestandsurkunde und tauschte nach fast 43 Jahren im Jugendstrafvollzug seinen Dienst- gegen den Pensionärsausweis.

Am 01. Oktober 1980 begann Waschek das duale Studium der Sozialpädagogik, die zugehörigen Praxisphasen leistete er in der JVA Adelsheim, die Vorlesungen besuchte er in der Stuttgarter Berufsakademie. Nach erfolgreichem Studienabschluss im Herbst 1983 wurde er in seiner Ausbildungsanstalt übernommen, zunächst als Angestellter, ab Oktober 1984 als Sozialinspektor im Beamtenverhältnis. Vieles erinnerungswürdiges konnte Waschek schildern. Dazu gehörten auch sechs Teilnahmen mit Insassengruppen an Veranstaltungen und Camps in der KZ-Gedenkstätte Dachau.

Erlebnispädagogische Maßnahmen, Sportschulbesuche und Teilnahme an Sportturnieren mit Insassengruppen seien regelmäßige Höhepunkte gewesen. Für solche Aufgaben war Waschek mit der Hälfte seines Deputats beauftragt, Sozialarbeit im Unterkunftsbereich leistete er zunächst im Regelvollzug, bald im intern gelockerten Bereich und später im Haus G 3, zu dessen Hauskonferenzleiter er bestellt wurde und das bis zu seiner Pensionierung seine Heimat war.

Im G 3 ist eine Wohngruppe mit maximal 15 Insassen eingerichtet. Durch die Implementierung des wissenschaftlich begleiteten „Just Community“-Projekts, gerechte Gemeinschaft nach Lawrence Kohlberg, wurde Vollzugsgeschichte geschrieben, bei der Waschek ein zentraler Akteur war.

Das bundesweit beachtete, bis heute existente Projekt, brach mit vielen gängigen Gefängnis-Abläufen und versuchte im Strafvollzug einen Spielraum für substanzielle demokratische Partizipation zu schaffen, die zugleich „moralisches Wachstum“ bei den Teilnehmenden stimulieren soll. Die jungen Männer haben in ihrem Haus die Möglichkeit Konflikte aller Art, die unterhalb der Schwelle strafrechtlicher Sanktionierung liegen, nach selbstgesetzten Verfahren zu bearbeiten.

Das über fünf Jahre lang wöchentlich durch das Erziehungswissenschaftliche Seminar der Universität Heidelberg begleitete Projekt belegte, dass die Einführung demokratischer Mitbestimmungsrechte moralische Lern- und Entwicklungsprozesse auch unter den repressiven Bedingungen des Strafvollzugs ermöglichen kann, zeigte aber auch, dass dem viele institutionelle und subkulturelle Bedingungen des Gefängnisalltags entgegen stehen.

Im letzten Jahrzehnt, nachdem er den Sportbereich in jüngere Hände gegeben hatte, war Waschek dann selbst mit der Hälfte seiner Arbeitskraft für den Kriminologischen Dienst zur wissenschaftlichen Evaluation des Jugendstrafvollzugs im Land tätig.

In seinem persönlichen Rückblick beschrieb Waschek, der 2016 zum Amtsrat und damit in das Spitzenamt seiner Laufbahn befördert worden war, die gravierendsten Veränderungen über die Jahrzehnte.

Die ersten Jahre seien geprägt gewesen durch eine deutlich größere Nähe zu den Jugendstrafgefangenen, gemeinsame Unternehmungen und Erlebnisse hätten Zugang ermöglicht, auch durch altersmäßig überschneidende Interessen. „Wir sind gealtert, die Jungs bleiben immer gleich alt und man nutzt sich auch ab“ hielt er nüchtern und doch zufrieden fest; er sei Zeit zu gehen.

„Ulrich Waschek hat sich als Pionier des Wohngruppenvollzugs verdient um den baden-württembergischen Jugendvollzug gemacht und gehörte zu den Sozialarbeitern, für die der Beruf des Sozialdienstes nicht nur eine Bezeichnung ist.“ würdigte Anstaltsleitern Katja Fritsche den ausscheidenden Mitarbeiter.

Er habe sich mit der sozialen Arbeit hinter Gittern identifiziert und diese herausfordernde Aufgabe mit Leben gefüllt. „ Neben der „Just Community“ Wohngemeinschaft, habe er war auch Jahrzehnte als sportlicher Leiter vor allem im Fußball engagiert und führte die Insassenmannschaften zu vielen Turnieren und Siegen, dankte Fritsche für eine beeindruckende Lebensleistung.

Für das Pensionärsdasein wünschte sie Gesundheit und viel Freude mit seiner neu gewonnenen und bisher ungewohnten Freiheit, insbesondere auch als Enkelbetreuer, sowie einen weiteren Siegeszug des SC Freiburg, dessen glühender Anhänger Uli Waschek seit Jahrzehnten ist.

 

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