Mannheim. Im Mannheimer Rosengarten wurde heute Abend zum zweiten Mal der Bürgerpreis der Stiftung Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) verliehen. Ins Rennen um die diesmal mit 40.000 Euro dotierte Auszeichnung gingen acht Projekte aus Heidelberg, Lingenfeld, Mannheim, Rohrbach, Viernheim und Weinheim.
In der Kategorie „Junioren“ konnten sich die Projekte „Alte Lieder – Jung entdeckt“ (Weinheim) und „JuMbO – gemeinsam schaffen wir’s“ (Rohrbach, Kreis Südliche Weinstraße) über je 10.000 Euro freuen. Ebenfalls je 10.000 Euro erhielten in der Kategorie „Profis“ die Projekte „Fair Trade Metropolregion Rhein-Neckar“ (Viernheim) und „Social Meets Culture-Workshops“ (Mannheim). Das Preisgeld dient als Startkapital zur Umsetzung der Projektideen. Insgesamt gingen 67 hochkarätige Bewerbungen ein.
„So unterschiedlich die vier prämierten Projekte auch sind, sie haben eines gemeinsam: Sie fördern mit eindrucksvollen, neuen Ideen das Für- und Miteinander in der Region – und im Falle von Fair Trade Metropolregion Rhein-Neckar sogar weit darüber hinaus. Alle Preisträger nehmen sich aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen an und tragen mit pfiffigen Ansätzen zu deren Lösung bei“, begründete Dr. h.c. Manfred Lautenschläger, Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung MRN, die Auswahl der Preisträger.
Verleihung des Bürgerpreises beschließt Ehrenamtswoche
Die Verleihung des Bürgerpreises bildete den krönenden Abschluss der beiden Aktionen, mit denen sich die MRN unter dem Motto „wir-schaffen-was“ nach 2008 erneut an der bundesweiten Woche des bürgerschaftlichen Engagements beteiligte. Bereits am 18. September 2010 gingen beim Freiwilligentag in rund 60 Städten und Gemeinden knapp 5.000 Menschen in über 250 Projekten gemeinsam ans Werk. Von dieser eindrucksvollen Schaffenskraft konnten sich auch die 550 Gäste der Bürgerpreisverleihung überzeugen. Eine Fotoausstellung mit Impressionen des Freiwilligentages stimmte im Foyer des Mozartsaals auf den Abend ein.
Zu Beginn des Festakts nutzte Dr. Harald Schwager, Vorstandsvorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar und Mitglied des Vorstands der BASF SE, sodann auch die Gelegenheit, sich noch einmal bei den vielen Helfern des Freiwilligentages zu bedanken. Gleichzeitig betonte er die enorme Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements in und für die Region. Die mit dem Bürgerpreis verfolgten Ziele fasste Lautenschläger zusammen. Besonders wichtig sei die Ausrichtung nach vorne. So würden im Gegensatz zu vielen anderen Ehrenamtspreisen keine bereits abgeschlossenen Projekte ausgezeichnet, sondern noch nicht umgesetzte. Damit wolle die Stiftung MRN die Eigeninitiative und Kreativität des regionalen Ehrenamts stärken.
Spannend bis zum Schluss blieb es für die Vertreter der acht nominierten Projekte. Bevor die Laudatoren die Umschläge öffneten und getreu der Formel „And the winner is…“ die Preisträger bekannt gaben, wurden alle Finalisten in kurzen Filmbeiträgen vorgestellt. Für den musikalischen Rahmen sorgte die Heidelberger Band „Still Drift“. Durch die Preisverleihung führte Kabarettist Christian „Chako“ Habekost.
Die Stiftung MRN realisiert den Bürgerpreis mit Unterstützung der m:con Mannheim.
Die Preisträger in der Kategorie „Junioren“
Im Mehrgenerationen-Projekt „Alte Lieder – Jung entdeckt“ haben sich zehn Jugendliche der Singschule der Peterskirche Weinheim dem Erhalt regionalen Liedguts verschrieben. Ursprünglicher Ideengeber war der Frauenkreis der Kirchengemeinde. Dessen Mitglieder, der Großteil hat das stolze Alter von 80 Jahren überschritten, hegten den Wunsch, die Texte und Noten zu den gemeinsam gesungenen, mündlich überbrachten Volks- und Heimatliedern schriftlich für die Nachwelt festzuhalten. Da einige Sängerinnen und Sänger des Jugendchors „vivida bandida“ bereits selbst kleinere Kompositionen geschrieben hatten, wurde die Anfrage an die 12- bis 15-Jährigen weitergegeben. Mit Unterstützung der Bezirkskantorin Anne-Christine Langenbach konnten bereits erste Lieder in Noten umgesetzt werden. Nun sollen weitere Seniorengruppen in der Region dazu beitragen, den bestehenden Fundus zu erweitern. Alle Lieder werden gesammelt, gegebenenfalls neu arrangiert und dokumentiert. Am Ende des Projekts stehen nicht nur Konzerte, bei denen das archivierte Liedgut zum Besten gegeben wird, sondern auch ein gedrucktes Liederbuch sowie eine Chor-CD.
Die beiden Köpfe hinter dem Projekt „JuMbO – gemeinsam schaffen wir’s“ sind die Landauer Schülerin Marie Feiz-Marzoughi und die Sozialpädagogik-Studentin Carolin Metz aus Rohrbach. Beide engagieren sich seit 2008 beim Kinder- und Jugendtelefon des Kinderschutzbundes Landau. Die „Nummer gegen Kummer“ bietet Heranwachsenden die kostenfreie Möglichkeit, offen und anonym mit geschulten Beratern über kleine und große Probleme zu sprechen. Aus ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit heraus entwickelten die beiden die Idee, Gleichaltrigen nicht nur am Telefon ein offenes Ohr zu schenken, sondern auch in Jugendtreffs. Für dieses Ehrenamt wollen die Preisträgerinnen nun weitere Freiwillige im Alter zwischen 18 und 25 Jahren gewinnen. Im Rahmen von „Junge Menschen beraten vor Ort“ erhalten diese eine 80-stündige Ausbildung, die sie dazu befähigt, jeweils in 2er-Teams eine Erstberatung für die Jugendlichen anzubieten. Eine Diplom-Psychologin begleitet den Prozess. Starten wird das Projekt zunächst in Landau und dem Kreis Südliche Weinstraße. Zu einem späteren Zeitpunkt ist eine Ausweitung auf die ganze Region möglich.
Die Preisträger in der Kategorie „Profis“
Mit ihrem Projekt „Fair Trade Metropolregion Rhein-Neckar“ möchten die beiden Weltläden Viernheim und Heppenheim den fairen Handel fest im öffentlichen Leben der ganzen Metropolregion Rhein-Neckar verankern. Ob im Rathaus, in der Kantine, im Weltladen, im Café, im Sportverein oder im Lebensmitteleinzelhandel – jeder kann mit zum Teil sehr einfachen Maßnahmen ein Zeichen gegen die Armut in Afrika, Asien und Südamerika sowie für eine gerechtere Gestaltung des Welthandels setzen. Durch Netzwerkarbeit und gegenseitige Unterstützung sollen möglichst viele Städte und Gemeinden für die Kampagne „Fair Trade Towns“ gewonnen werden. Mit weiteren Aktionen, wie z. B. Fair Trade-Tagen, wird das Leitmotiv der Initiative „Hier für dort Verantwortung übernehmen“ zudem in die ganze Region getragen. Die Idee für die gemeinsame Bewerbung entstand im Mai 2010 bei einem Treffen der Trägervereine der beiden Weltläden. Kurz zuvor wurde Viernheim als erste und bisher einzige „Fair Trade Stadt“ in der Metropolregion Rhein-Neckar ausgezeichnet.
Als Bindeglied zwischen kulturellen Projekten und sozialen Einrichtungen beschreibt sich der 2006 gegründete Verein Social Meets Culture aus Mannheim. Mit seinem jetzt prämierten Projekt „Social Meets Culture-Workshops“ möchte er Kinder und Jugendliche, insbesondere aus sozial schwachen Familien, mit Künstlern zusammenbringen. Mittel zum Zweck sind Workshops, z. B. in den Bereichen Tanz, Theater oder Musik. Dabei können die Teilnehmer unter professioneller Anleitung ihre künstlerischen Begabungen entdecken und weiterentwickeln. Zudem wird die soziale und kulturelle Kompetenz der Heranwachsenden gestärkt. Kreative, die sich gerne ehrenamtlich engagieren würden, aber nicht wissen wo und wie, erhalten hier eine Plattform. In den kommenden Monaten wird ein Workshop-Katalog mit allen Angeboten entstehen, der dann den sozialen Einrichtungen zur Verfügung gestellt wird.