(Foto: Liane Merkle)
Großeicholzheim. (lm) Kunst und Kultur hatte neben den unzähligen Freundschaften und gegenseitigen Hilfestellungen immer einen ganz besonderen Platz in der bisher 20jährigen Partnerschaft zwischen der Stadt Reichenbach in der Oberlausitz und der Gemeinde Seckach im Bauland eingenommen.
Dieser Stellenwert der Kunst wurde ein weiteres Mal sehr deutlich beim überaus gut besuchen Klavierabend mit den Virtuosen István Koppányi und Kálmán Irmai in der Großeicholzheimer Schlossgartenhalle. Wie Bürgermeister Thomas Ludwig zu Beginn des Konzerts auch im Namen seines Amtskollegen Andreas Böer betonte, hat Kálmán Irmai schon sehr früh besondere Veranstaltungen in beiden Partnerschaftsgemeinden mit seinem Können bereichert.
Für dieses Jubiläums-Konzert hatten er und sein Schwiegersohn sich für zwei Komponisten entschieden, die beide in diesem Jahr ihren 200. Geburtstag gehabt hätten. Frédéric Chopin, dessen Genie durch die Fingerfertigkeit und das musikalische Gespür von István Kóppányi so richtig durch den Konzertsaal hallte, und Robert Schumann, dessen starke Emotionen durch die leidenschaftliche Musikalität von Kálmán Irmai den Raum und die Herzen der Zuhörer füllte.
Die Lebensläufe der beiden Komponisten weisen gewisse Parallelen auf. Z. B. hatten beide keinen Erfolg im damals musikalisch oberflächlichen Österreich. Und beide ärgerten sich darüber. Doch während der gebürtige Pole Frédéric Chopin schon mit acht Jahren sein erstes Klavierkonzert gab, als Erwachsener Mann bei einer Größe von 1,75 Meter nur 45 Kilo wog und in seinem nur 38 Jahre währenden Leben doch noch Frankreich mit seiner Musik eroberte, starb Robert Schumann 46-jährig in geistiger Umnachtung. Seine Pianistenlaufbahn wurde schon sehr früh beendet wegen einer Versteifung der Hand durch falsches Training. Aber seine Kompositionen überzeugten auch so. Und der gebürtige Zittauer Verlagskaufmannssohn war eine begehrte Lehrkraft an der Leibziger Uni und später als Musikdirektor in Düsseldorf aktiv. Die Liebe zu seiner Klara wird auf unterschiedlichste Weise in seiner Musik hörbar.
Ein besonderer Dank von Thomas Ludwig richtete sich auch an Ute Ammermann, der es immer wieder gelingt, mit stilsicheren Kreationen die Konzertsäle auszuschmücken.
István Kóppányi eröffnete das Konzert äußerst temperamentvoll mit der Polonaise AS-Dur, op 53. Und nicht wenigen juckte es zum Mittanzen in den Füßen. Ruhig und getragen folgte „Nocturne“ in b-Moll, op 9. Ergreifend durch alle Höhen und Tiefen der Emotionen erklang darauf die Ballade f-moll, op. 52 vor der romantischen Nocturne Es-Dur, op. 9 und drei Etüden, op 25, mittels derer die unbeschreibliche Fingerfertigkeit des Pianisten und sein „Trainings-Background“ deutlich wurde. Er durfte ebenso wenig ohne Zugabe von der Bühne wie sein Schwiegervater, der den zweiten Programmteil bestritt. In Schumanns „Aufschwung“, op 12/2 ertönte die ehrliche Zärtlichkeit der Romantik vor den 13 Kinderszenen, op 15 mit ihren unterschiedlichen Emotionen und Bildern, bevor abschließend Im „Kreisleriana“, op 16 die Hoffnung des Komponisten, endlich seine Klara heiraten zu dürfen, erschallte. Diese Komposition war ein Kraftakt von vier Tagen gewesen, in denen Schumann offensichtlich alle Höhen und Tiefen seiner Liebeshoffnung durchlebt hatte. Und wie gekonnt er sie in seine Musik geleitet hatte, zeigte die tiefe Ergriffenheit des Publikums, die sich erst mal setzen musste, bevor frenetischer Beifall erklang.
Nach diesem Erfolg kündigte Thomas Ludwig an, dass das Konzert im Rahmen der Städtepartnerschaft sowie der Kreispartnerschaft zwischen dem Neckar-Odenwald-Kreis und dem Landkreis Görlitz am 24. 10. um 17 Uhr auf Schloss Krobnitz in Reichenbach /OL und außerdem noch in Görlitz und im benachbarten Polen wiederholt wird. Die stilistisch passende Bewirtung des Abends hatte der Förderverein der Musikschule Bauland übernommen.