Dr. Achim Brötel hat die Patenschaft für Schlingnatter übernommen. (Foto: LRA)
Neckar-Odenwald-Kreis. „Schau mir in die Augen, Kleines“ empfiehlt Peter Bussemer von der Unteren Naturschutzbehörde des Neckar-Odenwald-Kreises, um die völlig ungefährliche Schlingnatter (Coronella austriaca) sicher von der giftigen Kreuzotter unterscheiden zu können. Da aber kaum ein ängstlicher Zeitgenosse die Muße hat, das Tier aus der Nähe zu betrachten und rundliche – also Schlingnattertypische – von länglichen – nämlich Kreuzottertypischen – Pupillen zu unterscheiden, werden die harmlosen Reptilien manchmal völlig grundlos getötet. Und weil auch die Lebensräume immer kleiner werden, zählt die Schlingnatter im Neckar-Odenwald-Kreis zu den im Bestand gefährdeten Arten. Deshalb hat Landrat Dr. Achim Brötel jetzt hierfür eine „offizielle Partnerschaft“ übernommen.
Im Vorfeld hatte Ministerin Tanja Gönner vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr unter dem Motto „111 Arten suchen Paten“ Kontakt zum Landrat und anderen aufgenommen. Unter Hinweis auf die „einmalige Natur und Landschaft Baden-Württembergs, über deren reichhaltige biologische Vielfalt kaum ein anderes Bundesland verfüge“ hat sie um Unterstützung für den vor drei Jahren gegründeten „111-Artenkorb“ geworben. Diese Initiative, die 111in ihrem Bestand gefährdete heimische Arten stellvertretend für andere aufgelistet hat und die informieren, motivieren und auch konkret schützen will, sucht Partner aus allen Bereichen der Gesellschaft.
Dieser Artikel ist mir was wert: [flattr btn=“compact“ tle=“Der Landrat und die Schlange“ url=“https://www.nokzeit.de/?p=8638″] Ein Vorschlag mit Arten, die im Neckar-Odenwald-Kreis von besonderer Bedeutung sind, war beigefügt. Nach einer Vorauswahl durch Peter Bussemer hat sich der Landrat nun also für die Schlingnatter entschieden. Natürlich völlig unpolitisch zu verstehen, wie er augenzwinkernd an die Ministerin schreibt.
Tatsächlich sind Schlangen durch fortschreitende Landschaftsveränderungen und eine zunehmende Kultivierung in besonderem Maße bedroht. Die Angst oder zumindest Abneigung vieler Menschen vor diesen Tieren kommt hinzu, weshalb sie oft verfolgt werden. Schlangen sind in Wirklichkeit jedoch wichtige Vertreter eines abgestuften Gefüges des Tierreiches und insbesondere wertvolle Bindeglieder der Nahrungskette. Im Rahmen dieser Partnerschaft soll es nun weniger um die „klassische Naturschutzarbeit“ gehen. Vielmehr plant der Neckar-Odenwald-Kreis unter Federführung von Peter Bussemer nun ein Projekt, in dem es nicht nur um aktive Lebensraumpflege und Entwicklung, sondern auch um eine entsprechende vorurteilsfreie Information der Bevölkerung gehen soll.
Da die relativ kleine Schlingnatter eher im Verborgenen lebt, kennen sie nur wenige. Magerrasen, Wacholderheiden, sonnige Hanglagen, Eisenbahndämme, Weinberge und ganz allgemein Ränder und Säume mit Mauern, Hecken und Brachflächen sind ihre Heimat. An voraussichtlich zwei exemplarischen Standorten in Mosbach und Billigheim sollen Schlingnatterbiotope gepflegt und dauerhaft entwickelt bzw. erhalten werden. Eine flankierende Öffentlichkeitsarbeit soll die Bevölkerung sensibilisieren und zur Nachahmung und Mitwirkung anregen. Nicht nur zum Schutz der Schlingnatter, sondern gerne auch für andere bedrohte Tierarten.
Hintergrund:
Die Schlingnatter (Coronella austriaca), auch Glattnatter genannt, ist eine recht kleine und unscheinbare Schlangenart, die in weiten Teilen Europas und im westlichen Asien vorkommt. Für den Menschen ist diese ungiftige Schlange völlig harmlos – nicht selten wird sie allerdings mit der Kreuzotter verwechselt. Diese Arten stehen in vielen Ländern unter Naturschutz und dürfen weder verfolgt noch gefangen werden. Die Schlingnatter wird bis zu 80 cm lang, die Grundfärbung der Oberseite ist grau, graubraun, bräunlich oder rötlich-braun. Größere Beutetiere umschlingt und erstickt sie, bevor sie sie frisst – daher der Name. Die Schlingnatter liebt warme, trockene und sonnige Plätze mit der Möglichkeit, jederzeit unter Gehölz, Steine oder in Mauern verschwinden zu können.
Die Schlingnatter, die auch an sonnigen und trockenen Plätzen im Neckar-Odenwald-Kreis zuhause ist, ist eine unauffällige und vor allem völlig ungefährliche kleine Schlange, die ganz überwiegend im Verborgenen lebt. Landrat Dr. Achim Brötel hat nun eine Patenschaft für diese bedrohte Tierart übernommen. (Foto: LRA)
Infos zur „111-Artenkorb-Aktion“ im Internet:
www.naturschutz.landbw.de/servlet/is/67646/