EU-Energiekommissar Günther H. Oettinger: Konzepte, die zur Region passen
Osterburken. Energie regional produzieren und nutzen: Dieses Prinzip habe innerhalb der Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber (H-O-T) im zweiten Jahr ihres Bestehens „schon eine beachtliche Blüte erreicht“. Kein Geringerer als EU-Energiekommissar Günther H. Oettinger beurteilte das landkreisübergreifende Projekt jetzt als „vorbildlich für Deutschland und Europa“. Unter dem Motto „Bioenergie sichert Zukunft“ stand die 3. Netzwerkkonferenz der Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber am Freitag in der Baulandhalle in Osterburken, Ehrengast Günther H. Oettinger hatte zuvor zusammen mit den drei Landräten der H-O-T Region in einem symbolischen Akt die Umstellung von Heizöl auf Abwärme aus der Biogasanlage Bieringen beim Hohenloher Ventilatorenhersteller Ziehl-Abegg vollzogen.
Mit Blick auf die aktuellen dramatischen Ereignisse in japanischen Atomkraftwerken betonte Oettinger die steigende Bedeutung nachwachsender Rohstoffe und Erneuerbarer Energien für die Zukunft: Niemand habe noch vor zehn Tagen geglaubt, dass eine Biogasanlage, wie sie die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises mbH (AWN) in der Schöntaler Teilgemeinde errichtet hat, solche Bedeutung gewinne: „Dezentrale Strom- und Wärmenutzung sind im ländlichen Raum ideal umzusetzen“, gab sich der EU-Kommissar überzeugt. Bei steigendem Energiebedarf sei es gleichzeitig notwendig, „ein völlig neues europäisches Stromnetz zu bauen“.
Dieser Artikel ist mir was wert: [flattr btn=“compact“ tle=“H-O-T vorbildlich für ganz Europa“ url=“https://www.nokzeit.de/?p=10345„] Wie sich die AWN mit ihrer Tochtergesellschaft Biogaspark Neckar-Odenwald als Technologiepartner der H-O-T im Anlagenbau einbringe, erklärte deren Geschäftsführer Dr. Mathias Ginter. Mit Energiegewinnung aus Abfall, dem Bau und Betrieb von Wärmenetzen und einem internationalen Klimaschutzprojekt trage die AWN dazu bei, dass innerhalb der Region H-O-T bereits jetzt 400.000 Einwohner mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt werden können.
Wie in der Bioenergie-Region regionale Wertschöpfung generiert wird, zeigte nach der Übernahme der Nahwärmeversorgung bei Ziehl-Abegg die von Dr. Alexander Dambach moderierte Netzwerkkonferenz in der Baulandhalle Osterburken: Vor fünf Bühnenbildern erhielt der Energiekommissar einen Einblick in die Aktivitäten innerhalb der Bioenergie-Region – nicht, ohne vorher zur Atomkraft-Katastrophe in Japan Stellung zu nehmen. Die Ereignisse dort führten vor Augen, „dass man die Zukunft nicht mehr auf Kernkraft aufbauen kann“. Jetzt gelte es, Risiken neu zu bewerten und den steigenden Energiebedarf auf europäischer Ebene zu organisieren. Das Engagement innerhalb der Bioenergie-Region H-O-T funktioniere unter anderem deshalb so hervorragend, weil es „entlang der Stärken der Region angesiedelt“ sei.
Für diese sieht H-O-T Geschäftsführer Sebastian Damm mehrfachen Nutzen. Neben der Einsparung von 100.000 Tonnen CO2 innerhalb der nächsten Jahre schaffe man in der Bioenergie-Region H-O-T auch Arbeitsplätze und löse mittelfristig Investitionen von rund 100 Millionen Euro in den drei Partner-Landkreisen aus. „Ich bin sicher, das macht Schule“ kommentierte Oettinger und nannte Frankreich und Polen als mögliche Nachahmer. Als gläsernes Bioenergiedorf könnte das hohenlohische Siebeneich bald zum Modell taugen. Füßbach ist bereits ausgezeichnet, zehn weitere Gemeinden streben an, künftig zu hundert Prozent Wärme und zu mindestens 50 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien zu gewinnen.
Das Prädikat Null-Emissions-Gewerbegebiet haben die Unternehmer im Regionalen Industriepark Osterburken (RIO) vor Augen. Von Erfolgen und Hindernissen berichtete Bürgermeister Jürgen Galm. Wege, um nachkommende Generationen für Zukunftsenergien zu interessieren, beschreiten die Schulen in Adelsheim, Öhringen oder vor Ort. Oettinger gab sich überzeugt, wenn der Praxisbezug stimme, könne man „Kinder zur Energieeffizienz erziehen“. Ein zartes Pflänzchen namens durchwachsene Silphie lernte Oettinger in der Baulandhalle kennen – eine Energiepflanze, die innerhalb der Region H-O-T als Alternative zum Mais entwickelt wird. Dem Rosenberger Pilotprojekt Restmüllfreie Abfallwirtschaft prognostizierte der Energiekommissar Chancen, sich umfassender zu etablieren: „Sie werden sehr ernst genommen und die Chancen stehen gut“.
Die „Erfolgsstory Bioenergie-Region“ bestärkt den Hohenloher Landrat Helmut M. Jahn, den Weg mit seinen Kollegen Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald-Kreis), Reinhard Frank (Main-Tauber-Kreis) weiter zu gehen, ganz nach dem Motto: „Wir stecken voller Energie“.
Begeistert vom regionalen Engagement (v.l.n.r.): Moderator Dr. Alexander Dambach, Reinhold Brück (Ortsvorsteher von Siebeneich), Reinhold Rapp (Ortsvorsteher von Großeicholzheim), Wilfried Hein (stv. Ortsvorsteher von Waldmannshofen) und EU-Energiekommissar Günther H. Oettinger. (Foto: privat)
Infos im Internet:
www.bioenergie-hot.de