Rauchschwalben stehen auf „bio“

Mindestens 15 Rauchschwalben-Brutpaare bevölkern derzeit den Kuhstall von Bio-Bauer Peter Ihrig in Mülben. (Foto: Hofherr)

Waldbrunn. Regierungswechsel in Stuttgart, Umfragen-Rekorde für Bündnis 90/Die Grünen, Ökostrom boomt, Lebensmittelskandale wie Dioxin-Eier, EHEC-Sprossen, Geflügelpest lassen Verbraucher, Händler, Hersteller umschwenken. Es scheint so, als sei derzeit alles „öko“ bzw. „bio“.

Da wundert man sich auch nicht, dass sogar Rauchschwalben von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft umsteigen und mit mindestens 15 Brutpaaren in den Kuhstall von demeter-Landwirt Peter Ihrig in Mülben einziehen.

Auch der Vorsitzende des NABU Waldbrunn, Ernst Stephan, zeigte sich beeindruckt, als er die ein- und ausfliegenden Schwalbeneltern sah und die Nester in Augenschein nahm. Peter Ihrig erzählte, dass er früher meist zwei bis drei Paar im Stall zählen konnte, während die Zugvögel in diesem Jahr jeden freien Platz an der Stalldecke nutzen.

Aufgrund der Trockenheit zeigten sie die Tiere erfinderisch. Wo sonst Schlammklümpchen und Stroh zum Einsatz kommen, mussten die Vögel in diesem Jahr Ersatz finden, da der fehlende Regen auch hier Auswirkung hatte. So nutzten die Rauchschwalben einfach den Mist, den sie im Stall fanden, um die offenen Nester an Deckenbalken zu hängen.

Die ersten Gelege mit jeweils vier bis fünf Jungvögeln bereiten sich derzeit auf den Ausflug vor, sodass sie aktuell bei den ersten Flugübungen zu beobachten waren. Ein Rauchschwalbenpaar brütet bis zu dreimal im Sommer, bevor es ab September/Anfang Oktober wieder ins Winterquartier geht, das sich von Mittelafrika bis nach Südafrika erstreckt, sodass im Stall von Peter Ihrig knapp 200 Jung-Schwalben aufgezogen werden.

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Warten auf den nächsten Imbiss. (Foto: Hofherr)

Dass sich so vielen Brutpaare in einem Stall sammeln hat jedoch im Gegensatz zum eingangs augenzwinkernd geäußerten Öko-Gedanken einen sehr ernsten Hintergrund, berichten Landwirt Peter Ihrig und NABU-Vorsitzender Ernst Stephan. Als ausgeprägter Kulturfolger ist die größte einheimische Schwalbe auf Bauern angewiesen. Der drastische Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe und der Wegfall der Tierhaltung bzw. der Bau moderner, klimatisierter Ställe ohne Einflugmöglichkeit reduziert die Anzahl der Brutplätze, weshalb sich seit einigen Jahren Bestandsabnahmen bei den Rauchschwalben feststellen lassen. Der Verlust von Feuchtgebieten sorgt darüber hinaus für ein sinkendes Nahrungsangebot.

Mit seinem demeter-Milchbetrieb ist Peter Ihrig inzwischen der letzte Landwirt mit traditioneller Viehhaltung im Waldbrunner Ortsteil Mülben. Dies ist möglicherweise ursächlich für den rapiden Anstieg der Brutpaare in seinem Stall, spekuliert Naturschützer Stephan.

Infos im Internet:
www.vogelarten.de/vogelportraits/rauchschwalbe-hirundo-rustica-vogel-des-jahres-1979-135
http://de.wikipedia.org/wiki/Rauchschwalbe

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