von Liane Merkle
Ingenieur Schüler informierte die Bürger.
Großeicholzheim. „Schauen Sie zuhause noch mal in Ruhe unsere Homepage an. Wir veröffentlichen wirklich alles, was wir an Infos haben. Und bringen Sie zur nächsten Sitzung noch viele Nachbarn mit, denn es ist ausschließlich für Sie und in Ihrem Interesse, dass keiner in zehn Jahren sagen muss, hätte ich doch damals nur mitgemacht“, so der abschließende Werbeblock von Ortsvorsteher Reinhold Rapp für ein weiteres Großeicholzheimer Projekt „von Bürgern für Bürger“.
Eine Maßnahmenkategorie, für die diese Baulandgemeinde sich langsam, aber sicher Patentrechte erworben hat. Nach der Sanierung Wasserschloss und der Restaurierung der evangelischen Kirche war dieses Mal das seit längerem angedachte Nahwärmenetz im Fokus.
Und genau diesen Platz sollte dieses Projekt nach Meinung des Ortsvorstehers, aber auch von Bürgermeister Thomas Ludwig und den involvierten Fachleuten derzeit einnehmen. Denn die endgültige Entscheidung sei nun dringlich. Damit die Kalkulation des Ing.-Büros Schuler sich nicht selbst überhole, müsse spätestens im kommenden Frühjahr mit der Realisierung begonnen werden.
Das setzte aber voraus, dass vorher die exakte Zahl er willigen Anschlussnehmer fest steht, der exakt kalkulierte Flyer mit definierter Absichtserklärung veröffentlicht und die Betreiber-Genossenschaft gegründet ist. Die drei zuständigen Arbeitskreise, vor allem der Bereich Technik, habe nach Aussage von Bürgermeister Ludwig schon sehr viel Vorarbeit geleistet.
Zahlreiche Zuhörer folgten den Ausführungen. (Foto: Liane Merkle)
Und in dieser Infoveranstaltung in der Tenne stellte H. Schuler vom gleichnamigen Ingenieurbüro für Energie- und Gebäudetechnik aus Ludwigsburg rd. 150 interessierten Bürgern, darunter auch Ekkehard Brand als H-O-T-Energie-Botschafter sowie Roland Salopek, Roland Bangert und Herr Jans als Vertreter der örtlichen Arbeitskreise das technische Konzept des geplanten Nahwärmenetz mit Holzschnitzelheizkraftwerk als naheliegende Variante bezüglich Realisierung und Kostenrechnung vor.
Diese Planung war erst möglich geworden, nachdem 140 Bürger sich als potentielle Anschlussnehmer gemeldet hatten. Bedauerlicherweise können bisher aus geografischen Gründen von diesen 140 nur 113 berücksichtigt werden. Die anderen müssten in ihren Straßen noch Mitstreiter finden, da die Realisierung nur möglich wird mit entsprechender Förderung, und diese setzt grob gerechnet mindestens 50 % der Anwohner einer Straße als Anschlussnehmer voraus.
Die derzeit mögliche Planung umfasst 1.000 Meter Wegstrecke von der Biogasanlage zur Heizzentrale am Ortsrand und dann noch 5,3 Kilometer Wärmeleitungen zu den Abnehmern. Die bis jetzt angemeldeten Abnehmer würden mit rd. 3.700.000 kwh pro Jahr versorgt werden, was etwa 400.000 Litern Heizöl entspricht.
Das Büro Schuler hat als Brutto-Kosten für den Anschlußnehmer die jährliche Grundgebühr von 595 Euro sowie einen Arbeitspreis von 9 ct je kwh errechnet. Die Anschlussgebühr wird wie die Netzkosten bis zum Hausanschluss von der gründenden Betreiber-Genossenschaft durch die Bürger übernommen. Auf diese kommen für die Erstellung des Nahwärmenetzes nach Abzug der Förderung Kosten in Höhe von 2,7 Mio. Euro zu.
Die jährlichen Erzeugerkosten in Höhe von netto 316.000 Euro (energietechnisch gleichbedeutend mit 400.000 Liter Heizöl) beinhalten auf 15 Jahre einen sehr hohen Fixkostenanteil und setzen sich nach Rechnung des Ing.-Büros wie folgt zusammen: Kapitalkosten in Höhe von 163.000 Euro, Betriebskosten für 87.000 Euro und Brennstoffkosten, die sich aufteilen in 39.000 Euro Biogas und 27.000 Euro Holzschnitzel. Die Genossenschaft wird sehr offen sein für die verschiedensten Preismodelle, damit bestehende Solar, Photovoltaik, Holzbrennanlagen oder ähnliches auch weiter ihren Sinn erfüllen. Dafür werden die verschiedensten Preismodelle vor Ort errechnet werden.
Doch dich nächsten Schritte sind die Aktualisierung der Homepage, dann die Erstellung und Verteilung des Flyers mit Absichtserklärung, die Gründung der Betreiber-Genossenschaft mit Sicherung der Finanzen.
Wenn dann die diversen Preismodelle für möglichst viele Anschlussnehmer, auf jeden Fall aber die bis jetzt möglichen 113 feststehen, müsse die Maßnahme sofort ausgeschrieben werden. Denn nur wenn sie en bloque innerhalb eines Jahres komplett, oder maximal in zwei Teilabschnitten auf zwei Jahre verteilt realisiert werde, könne man im errechneten finanziellen Rahmen bleiben, so Ingenieur Schuler.
Die interessierten Fragen der Bürger zeigten deutlich das große Interesse und der Bürgersinn in Großeicholzheim steht sowieso außer Frage.
Infos im Internet:
www.bio-energie-dorf.de