Fachkraft für Agrarservice
Rundum zufrieden sind sowohl Roland und Edeltraud Feil (rechts) als auch Frieder Blum (Mitte), der auf dem Betrieb Feil in Schefflenz den relativ neuen und hier noch recht unbekannten Ausbildungsberuf „Fachwirt Agrarservice“ erlernt. Zustande kam das Ausbildungsverhältnis dank der Vermittlung des Fachdienstes Landwirtschaft des Landratsamtes, vertreten durch Dirk Büttner und Tanja Leibbrand (von links). (Foto: LRA)
Neckar-Odenwald-Kreis/Schefflenz. (lra) Frieder Blum ist 20 Jahre alt und liebt die Landwirtschaft. Als Sohn einer Sennfelder Landwirtsfamilie wurde ihm das auch in die Wiege gelegt. Was er weniger mag, ist die Tierhaltung: „Ich bin kein Langschläfer und ich arbeite gern und viel – aber diese ständige Verpflichtung, die man mit einem Stall voller Kühe oder Schweine einfach hat, liegt mir weniger. “ Mit der Mittleren Reife in der Tasche hat er sich nach Berufen erkundigt, die vor allem mit Ackerbau zu tun haben. Und ist mit Hilfe des Fachdienstes Landwirtschaft des Landratsamtes auf die „Fachkraft Agrarservice“ gestoßen, einem Ausbildungsberuf, den es erst seit 2005 gibt, der in Norddeutschland aber schon richtig Fuß gefasst hat. Langsam dringt dieser Beruf nun auch nach Süden vor. In insgesamt drei Lehrjahren lernt der Auszubildende alles von der Bodenbearbeitung über Saat- und Bestandspflege bis hin zur Ernte einschließlich Lagerung unter ökologischen und qualitätssichernden Maßgaben. Dazu kommen der Umgang mit Kunden und Büroorganisation.
Auf dem Hof von Roland Feil in Schefflenz lernt Frieder im mittlerweile zweiten Lehrjahr. Das komplette erste Jahr hat er in der Mosbacher Augusta-Bender-Schule gemeinsam mit angehenden Landwirten die Berufsschulbank gedrückt. Im August – mitten in der Ernte – hat er seinen Dienst in Schefflenz angetreten. „Da ging´s gleich rund“, erklärt Roland Feil, Landwirtschaftsmeister mit eigenem Hof und einem Lohnunternehmen. Der Betrieb Feil ist nicht nur der erste für diesen Beruf anerkannte Ausbildungsbetrieb im Neckar-Odenwald-Kreis, er ist bislang auch der einzige im Regierungsbezirk Karlsruhe.
„Die „Fachkraft Agrarservice“ hat uns einfach interessiert, weil die Ausbildung auf uns mit unserem Lohnunternehmen quasi maßgeschneidert ist“, so der Chef. Mit seinem ersten Auszubildenden ist er sehr zufrieden. Frieder hat schon während der Schulzeit immer mal „reingeschnuppert“ und das Fahren von Traktoren und Mähdreschern ist für ihn ohnehin nichts Neues. Diesen Traum beinahe aller kleinen Jungen kann er sich nun zu Genüge erfüllen; der versierte Umgang mit „modernster Agrartechnik“ gehört nämlich zum Ausbildungsinhalt. Weitere persönliche Voraussetzungen für diesen Beruf sind laut Infoflyer „Freude an der Arbeit in der Natur und mit Pflanzen“, „ökologisches Verständnis“, „Freundlichkeit im Umgang mit Kunden“ und natürlich technisches, handwerkliches und kaufmännisches Geschick. Auch die Bereitschaft zu „unregelmäßigen Arbeitszeiten in der Saison“ wird vorausgesetzt.
„Es ist nicht verwunderlich, dass der Beruf gerade aus Norddeutschland zu uns kommt. Lohnunternehmen sind dort wegen der größeren Betriebe seit vielen Jahren im landwirtschaftlichen Dienstleistungssektor aktiv“, erklärt Dirk Büttner vom Fachdienst Landwirtschaft: „Mit zunehmenden Betriebsgrößen gewinnen auch bei uns Lohnunternehmen und Maschinenringe an Bedeutung.“
Die Betriebe im Neckar-Odenwald-Kreis sind mit durchschnittlich 52,8 Hektar Fläche die größten in ganz Baden-Württemberg. Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt allerdings mit 56 Hektar noch darüber, in den neuen Bundesländern werden durchschnittliche Wert von über 200 Hektar pro Betrieb erreicht. „Der Grundsatz der „Eigenmechanisierung“ ist bei den heutigen Betriebsleitern nicht mehr so verbreitet wie früher“, so Büttner: „Die nehmen heute lieber einen schlagkräftigen Dienstleiter in Anspruch, als die teuren Maschinen selbst vorzuhalten.“ Beste Voraussetzungen also für die „Fachkraft Agrarservice“, denn Lohnunternehmen sind wie landwirtschaftliche Betriebe mit dem Schwerpunkt Pflanzenproduktion oder auch Maschinenringe potentielle Arbeitgeber.
Und was steht im Winter an, wenn die Arbeit auf dem Feld ruht? „Dann wird repariert und instand gesetzt“, erklärt Roland Feil: „Außerdem machen wir Winterdienst und Forstarbeiten“. Kein Problem für Frieder Blum, der gerne im Wald arbeitet: „Das kenn ich von daheim, das macht mir auch Spaß.“
Wer sich für diesen Ausbildungsberuf oder für die Ausbildung junger Leute im eigenen Betrieb interessiert, der kann sich bei Tanja Leibbrand vom Fachdienst Landwirtschaft (06261/52121614, ta*************@ne*******************.de) unverbindlich informieren.