(Foto: LRA)
Auch in diesem Jahr wendet sich der Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Dr. Achim Brötel mit seinem Weihnachtsbrief wieder an die Bürgerinnen und Bürger des Kreises. In seiner Bilanz für das Jahr 2011 hebt Brötel den flächendeckenden Ausbau der DSL-Versorgung als Meilenstein hervor. In einer beispiellosen Gemeinschaftsaktion habe man vorbildlich gehandelt. Auch der Spitzenplatz im Bereich der Erneuerbaren Energien sei eine Erfolgsgeschichte, wie Landrat Dr. Achim Brötel erläutert. Mit der Schließung der Bundeswehrstandorte habe man gegen Jahresende aber auch einen heftigen Rückschlag erlitten. Man müsse aber nach vorne schauen, da jammern und klagen niemanden nützen.
Nachfolgend dokumentieren wir den Brief kompletten Brief im Wortlaut:
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
dieser Tage habe ich eine Grußkarte mit folgender Aufschrift erhalten: „Tausende Nadeln und weit und breit kein Heuhaufen? Es ist Weihnachten!“. Ein schönes Wortspiel. Hand aufs Herz: Wie oft haben wir auch in diesem Jahr 2011 wieder die berühmte Stecknadel im Heuhaufen gesucht? Und wie oft haben wir sie gefunden?
An Weihnachten zählen jedoch andere Dinge. Tausende Nadeln und weit und breit kein Heuhaufen. Verkehrte Welt? Oder ist das am Ende vielleicht sogar die richtige? Für mich persönlich ist Weihnachten jedenfalls immer noch ein ganz besonderes Fest: das Fest der Geburt des Herrn, ein Fest der Freude und der leuchtenden Kinderaugen, ein Fest für die ganze Familie, an dem man sich auch dann wieder trifft, wenn man sonst vielleicht das ganze Jahr über getrennte Wege geht, nicht zuletzt aber auch ein Fest, zu dem auf besondere Weise gebacken und gekocht wird, kurzum: ein Fest für alle Sinne.
Es ist aber auch eine willkommene Gelegenheit, um Bilanz zu ziehen. Was hat uns dieses Jahr 2011 im Neckar-Odenwald-Kreis gebracht? Vieles wird uns bestimmt in positiver Erinnerung bleiben. Ganz oben steht für mich dabei der nahezu flächendeckende Anschluss an die Datenautobahn. Das ist der Weg in die Zukunft. Schnelles Internet als ein mittlerweile unschätzbarer Standortfaktor. Nirgends in Baden-Württemberg ist der Ausbau auch nur annähernd so erfolgreich betrieben worden wie bei uns. Möglich gemacht hat das eine beispiellose Gemeinschaftsaktion der Städte und Gemeinden unter der Federführung des Landratsamtes und der WINO sowie mit großer Unterstützung des Landes und der Sparkassen. Alle haben an einem Strang gezogen. Diese Gemeinsamkeit zahlt sich aus. Wir alle werden künftig davon profitieren. Ein Vorbild auch für andere Bereiche.
Die Gesundheit ist das Wichtigste, was wir haben. Deshalb gilt diesem Bereich nach wie vor auch unser ganz besonderes Augenmerk. Die Neckar-Odenwald-Kliniken entwickeln sich erfreulicherweise hervorragend weiter. Deutlich steigende Patientenzahlen und neue medizinische Angebote wie das Süddeutsche Shuntzentrum führen auch zu erheblich besseren Betriebsergebnissen. Unser großes Ärztehaus in Mosbach ist im Rohbau schon beinahe fertig. Über 5.000 Quadratmeter weitere Nutzfläche. Auch die Bibliothek und die Mensa der Dualen Hochschule werden dort ihr neues Domizil finden. Im Januar wollen wir das Richtfest feiern, im Oktober soll der Einzug sein. Aber auch in Buchen wird am Krankenhaus gebaut. Dort soll es im zeitigen Frühjahr mit dem neuen Bettentrakt und der Zentralen Patientenaufnahme losgehen. Das Land beteiligt sich mit 10 Mio. € an den Kosten. Und am kleinen kommunalen Belegkrankenhaus in Hardheim wird ebenfalls investiert. Auch dort gibt das Land Geld dazu. Ein klares Signal für den Erhalt der Krankenhausversorgung im ländlichen Raum.
In einem weiteren Zukunftsbereich sind wir sogar landesweit spitze: Der Neckar-Odenwald-Kreis ist nämlich Vorreiter im Bereich der Erneuerbaren Energien und des Klimaschutzes. Die privaten Haushalte können wir schon seit langem zu weit mehr als 100 % mit grünem Strom versorgen, der im Landkreis selbst erzeugt worden ist. Mittlerweile decken wir aber auch bereits 35 % unseres um den Faktor 6 höheren Gesamtstromverbrauchs aus Erneuerbaren Energien. Damit sind wir amtierender Tabellenführer in der baden-württembergischen Landesliga (www.energymap.info). 35 % strebt die neue Landesregierung 2020 als Zielmarke für ganz Baden-Württemberg an. Der Neckar-Odenwald-Kreis ist also heute schon so weit, wie das Land erst in acht Jahren sein will. Und wir wollen auf diesem Stand natürlich nicht stehen bleiben, sondern weiter Gas geben. Schließlich geht es auch um Wertschöpfung in der Region und für die Region.
Es hat 2011 aber auch Rückschläge gegeben. Ereignisse, auf die wir alle getrost hätten verzichten können. Manche davon tun richtig weh. Ich denke dabei insbesondere an die Strukturreform der Bundeswehr, die zusätzlich zur Neckartal-Kaserne in Mosbach jetzt auch noch das Aus für die traditionsreiche Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim einschließlich des dortigen Depots bedeutet. Auch das Munitionsdepot in Altheim muss schließen. Warum der Bund allein in Hardheim noch einmal 30 Mio. € investiert hat, um dann den Schlüssel herumzudrehen, mag verstehen, wer will. Wer wirklich mit seinem Geld haushalten muss, kann sich so etwas jedenfalls nicht leisten. Wir alle haben für den Erhalt unserer Standorte gekämpft. Allein: unsere Argumente sind am Ende nicht gehört worden, weil man sie nicht hören wollte. Das ist meine Quintessenz aus diesem Prozess, der ungefähr genauso „transparent“, „offen“ und „fair“ abgelaufen ist wie die russische Parlamentswahl. Ein bitterer Beigeschmack, vor allem aber eine bittere Pille für die Betroffenen und ihre Familien. Das Weihnachtsfest wird nicht überall gleichermaßen schön sein. Für uns bedeutet die jetzt anstehende Konversion zweifelsohne eine gewaltige Herausforderung, vielleicht die größte überhaupt in den nächsten Jahren. Trotzdem wollen und müssen wir auch nach vorne schauen. Jammern und Klagen allein hat nämlich noch niemand geholfen.
Mein herzlicher Dank gilt ein weiteres Mal den unzähligen Menschen, die sich erneut ehrenamtlich für andere oder für die Allgemeinheit eingesetzt haben. Das Ehrenamt lebt im Neckar-Odenwald-Kreis und es ist vor allem auch eine der ganz besonderen Stärken, die uns auszeichnet. Wenn es uns gelingt, das auch weiter so zu erhalten, dann ist es mir um die Zukunft ganz sicher nicht bang.
„Tausende Nadeln und weit und breit kein Heuhaufen? Es ist Weihnachten!“. Ja, in der Tat. Freuen wir uns gemeinsam darauf. Wir haben übrigens auch in diesem Jahr wieder auf Weihnachtskarten oder Geschenke verzichtet und stellen den so eingesparten Betrag 2011 statt dessen lieber den Jugendfeuerwehren im Neckar-Odenwald-Kreis zur Verfügung. Das soll eine kleine Anerkennung für die hervorragende Jugendarbeit sein, die dort geleistet wird.
Ihnen allen und ihren Familien wünsche ich von Herzen ein frohes Weihnachtsfest, Gottes Segen und einen guten Start in ein hoffentlich für uns alle gesundes, glückliches und friedvolles neues Jahr 2012. Das ist als Schaltjahr dann sogar einen Tag länger als sonst. Nutzen Sie es. Ich freue mich schon jetzt auf viele weitere Begegnungen mit Ihnen allen.
Ihr
Dr. Achim Brötel
Landrat