Bildung und Betreuung, Bürgerengagement und Ländlicher Raum im Fokus – Kommunalpolitischer Workshop der Freien Wähler
Neckar-Odenwald-Kreis. (pm) „Wer an den Dingen seiner Gemeinde nicht Anteil nimmt, ist kein stiller, sondern ein schlechter Bürger.“ Mit diesem schon nahezu zweieinhalbtausend Jahre alten Zitat des griech. Staatsmanns Perikles begrüßte Kreisvorsitzender Bruno Herberich zahlreiche Teilnehmende zum Workshop der Freien Wähler im Tagungsbereich des Fideljo der Johannes-Diakonie in Mosbach. Ein besonderer Gruß galt Landrat Dr. Brötel, der mit seinem Referat „Aktuelles aus dem Landkreis“ einen besonderen Impuls setzte und damit gleichzeitig die Vielfalt und den Stellenwert kommunalpolitischen Engagements betonte. Schon daraus entwickelte sich eine interessierte Diskussion, die zeigte, wie engagiert die Freien Wähler im Kreis am aktuellen Geschehen teilhaben. Diese Rührigkeit bestimmte insgesamt den Workshop und setzte sich in den nachfolgenden Arbeitskreisen, in denen bedeutsame kommunale Themen bearbeiten wurden, fort.
Im Arbeitskreis „Bildung und Betreuung“, moderiert von Elisabeth Baier, waren sich die Teilnehmenden einig, dass es der weiteren Fortsetzung der kommunalen Anstrengungen bedürfe. Um qualitativ hochwertige Angebote zu erreichen, seien bei weiter zurückgehenden Kinderzahlen Kooperation und Konzentration erforderlich. Im schulischen Bereich plädiere man für einen Ausbau der ganztäglichen Betreuung, den Erhalt der Grundschulen vor Ort und für ein Zwei-Säulenmodell mit Gemeinschaftsschule und Gymnasium. Ebenso sprach man sich für die Wiedereinführung der verbindlichen Grundschulempfehlung aus. Wichtig war auch das Thema Inklusion. Zur wirklichen Umsetzung solle die praktische Anwendbarkeit im Blickpunkt stehen und nicht ein bloß theoretisches Vorgehen.
Gerhard Baar trug als Moderator die Zusammenfassung des Arbeitskreises „Entwicklung des Ländlichen Raums und Demographie“ vor. Hier gelte es die Stärken unserer Raumschaft zu stärken und die Schwächen anzugehen. Zweifellos seien das Miteinander und das besondere Engagement der Menschen sowie das natürliche und gesunde Umfeld ein „Pfund, mit dem man wuchern kann“.
Die Menschen hier nachhaltig mit den erforderlichen Dienstleistungen und Gütern zu versorgen sowie die ländlichen Wohnsituationen zeitgemäß zu erhalten, sei deshalb eine besondere und dauerhafte Aufgabe. Dazu gehöre auch, die Mobilität durch gute Straßen und öffentliche Verkehrsverbindungen sicherzustellen. Eine finanzielle Ausstattung, die den Besonderheiten des Ländlichen Raumes gerecht wird, sei dafür vonnöten. Die „großpolitisch“ mehr und mehr festzustellende Konzentration auf Städte und Ballungsräume müsse umgekehrt werden. Aufgrund der längst im Gang befindlichen demographischen Veränderungen, die sich ganz besonders im Ländlichen Raum auf alle Lebensbereiche auswirken, müsse entschlossen gehandelt werden. Sowohl die Bereiche der Kinder- und Jugendförderung als auch die älter werdende Bevölkerung stünden besonders im Fokus. Zum Erhalt der Lebensgrundlagen gelte es, die vorhandene Infrastruktur anzupassen und bedarfsgerecht besondere Angebote zu schaffen. Das Bewusstsein für diesen anstehenden Wandel müsse jedoch insgesamt gestärkt werden. Nur mit entschlossenem, gemeinsamem Handeln sei die Lebensqualität zu halten und Landflucht sowie Leerstände zu vermeiden.
„Bürgerliches Engagement“ wurde als wichtiges Gut für die Lebensqualität im, von Thomas Ludwig moderierten Arbeitskreis beleuchtet. Sie sei nicht nur essentiell für den Bestand unserer Gemeinschaft sondern auch Ausdruck der Dazugehörigkeit in den Gemeinden. Bürgerengagement sei in ihrer Vielfalt im Wandel; von der klassischen Form in Vereinen und Organisationen reiche das Spektrum bis zu gesellschaftlichem und nachbarschaftlichem Engagement und Bürgerinitiativen. Dafür gelte es, Raum zu schaffen. Dies bedeute, das Engagement überhaupt wahr- und anzunehmen, Möglichkeiten der Gestaltung zu bieten sowie Räumlichkeiten und Stätten der Begegnung zu installieren. Nur so könne bürgerschaftliches Engagement als wichtiger Faktor zur Pflege der Gemeinschaft und des Miteinanders gefördert, geschaffen und gestaltet werden.
Schließlich beschäftigte man sich noch mit den im Mai 2014 anstehenden Kommunalwahlen. Moderiert von Bruno Herberich, stand hier die Offenheit und Meinungsvielfalt bei den Freien Wählern und damit ein breites, ehrenamtliches Engagement in einem öffentlichen Mandat im Mittelpunkt. Nur so könne ein gesellschaftliches Abbild in den Gremien entstehen. Auch die Zusammenarbeit und Koordination zwischen Kreisverband und den Gemeindeverbänden wurde beleuchtet. Dabei spiele die Begegnung und der Austausch von Erfahrungen eine große Rolle. Dazu habe auch der Workshop beigetragen, so die einhellige Meinung der Teilnehmenden. Eine kontinuierliche Fortführung dieses Dialogs auf Kreisverbandsebene ist deshalb geplant.