Jugendhilfeausschuss erhielt einen Praxisbericht über Jugendsozialarbeit an Schulen im Kreis – Kinderbetreuung und Jugendfonds weitere Themen bei Sitzung in Buchen
Buchen. (pm) Warum Jugendsozialarbeit eine nicht mehr wegzudenkende Unterstützung im Schulalltag geworden ist, schilderten, direkt aus der Praxis, zwei Sozialarbeiter den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses am vergangenen Montag im Hugo-Geisert-Saal in Buchen. Darüber hinaus wurde der Stand beim Ausbau der Kindertagesbetreuung wie auch der Jugendfonds des Kreises vorgestellt.
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Von einem „nahezu flächendeckenden Angebot“ konnte der Landrat zunächst über die Schulsozialarbeit berichten. Ermöglicht werde dies unter anderem durch ein 2012 erstmals beschlossenes kreiseigenes Förderprogramm. Zusammen mit der Förderung des Landes könnten Schulträger zwei Drittel einer Vollzeitstelle refinanzieren. Sozialarbeit an Schulen sei daher längst selbstverständlich und ein „absolutes Qualitätsmerkmal“, erklärte Dr. Brötel.
Aktuell gebe es im Kreis rund 15 Vollzeitstellen an 33 öffentlichen Schulen. 13 von 17 Schulträgern hätten den Caritasverband mit der Aufgabe der Schulsozialarbeit betraut. Daher lag es nahe, dass die dort angestellten Schulsozialarbeiter Kristin Bachert und Simon Knoll stellvertretend über ihre Tätigkeit berichteten.
Schulsozialarbeiter deckten, so Kristin Bachert, viele Aufgabenbereiche von der Einzelfallhilfe über die Förderung sozialen Lernens bis zur inner- und außerschulischen Vernetzung ab. Gearbeitet werde direkt vor Ort und gleichberechtigt mit den Lehrkräften. Dabei sei es ihnen möglich, auf ein breites Netzwerk an Beratungsstellen zurückzugreifen. Eng kooperiere man mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst des Landratsamtes und der dort angesiedelten Beratungsstelle für Kinderschutz: „Dank der Kolleginnen und Kollegen der Beratungsstelle können wir auch bei schwierigen Fällen durch präventive Arbeit frühzeitig eingreifen.“
Weitere Einblicke gab Simon Knoll. So nutzten inzwischen genauso viele Mädchen wie Jungen das Angebot, jeder siebte Schüler an von der Caritas betreuten Schulen werde beraten. „Es ist unsere Aufgabe, Vertrauen zu den Schülerinnen und Schülern aufzubauen, damit niemand mit seinen Problemen alleine bleibt. Dabei spielen AG-Angebote eine nicht zu unterschätzende Rolle“, erklärten Knoll und Bachert den Effekt der langfristig angelegten Arbeit. Die Lehrkräfte seien sehr dankbar für die professionelle Unterstützung.
Den hohen Stellenwert der Schulsozialarbeit spiegelte sich in den Wortmeldungen der Ausschussmitglieder wieder. Gefragt wurde dabei aber auch, warum ein so hohes Maß an Betreuung notwendig sei, wobei Knoll auf deutlich veränderte Ausgangsbedingungen der Schüler verwies. „Schulsozialarbeit wird angesichts vieler gesellschaftlicher Wirklichkeiten auch im Ländlichen Raum dringender denn je gebraucht“, unterstrich der Landrat, der Bachert und Knoll dankte.
Ebenfalls präsentiert wurde ein Bericht zum Ausbau- und Entwicklungsstand bei der Kinderbetreuung im Kreis. „Die Städte und Gemeinden haben im vergangenen Jahr ihre Anstrengungen zum Ausbau fortgesetzt“, sagte der Landrat einleitend. Dies sei auf jeden Fall notwendig, da es im Kreis erfreulicherweise viele Neugeborene gebe.
Insgesamt gebe es für die Gruppe der unter Dreijährigen, so das Ergebnis der Abfrage des Jugendamtes, in Tageseinrichtungen kreisweit rund 1.200 Plätze. In allen Gemeinden werde mittlerweile eine entsprechende Betreuung angeboten. Ein Zuwachs sei insbesondere bei reinen Kleinkindgruppen zu verzeichnen. Gegenüber der ersten Abfrage 2005 hätten sich die Plätze verzehnfacht.
Das Angebot an Kindergartenplätzen für Kinder von drei bis sechs Jahren sei nach wie vor höher als der Bedarf. Der Rechtsanspruch würde in diesem Bereich deshalb mehr als erfüllt. In Gemeinden mit mehreren Ortsteilen sei allerdings manchmal der Bedarf innerhalb der Gesamtgemeinde gedeckt, aber es gebe keinen Platz im Wunschkindergarten. Das Betreuungsangebot für Schulkinder habe sich wiederum gegenüber der letzten Erhebung nochmals verbessert, ein flächendeckend verlässliches Angebot existiere jedoch nach wie vor nicht.
Erfreuliches konnte den Ausschussmitgliedern von der Tagespflege berichtet werden, da diese zunehmend als gleichwertiges Angebot gegenüber der Betreuung in einer Tageseinrichtung
wahrgenommen werde. Im Vergleich zur letzten Erhebung sei die Zahl der Tagespflegepersonen nochmals leicht angestiegen. Betreut wurden 183 Kinder (2016:134), darunter auch 60 unter 3 Jahren. „Kinderbetreuung hat sich zu einem wichtigen Standortfaktor entwickelt“, betonte Dr. Brötel. Deshalb schlug er vor, die inzwischen nicht mehr verpflichtende Erhebung fortzuführen, da man wichtige Trends ablesen könne.
Der Jugendfonds des Neckar-Odenwald-Kreises und damit ein noch immer vielen nicht bekanntes Förderinstrument für die Jugendarbeit wurde anschließend vorgestellt. Der Geldmittelstock biete die Möglichkeit, schnell und vor allem unbürokratisch zu helfen und zu fördern, sagte der Landrat. Die Ausschussmitglieder bat er, auf die Arbeit des Fonds aufmerksam zu machen. Eine Reihe von Grundsatzbeschlüssen in dem zuständigen Kuratorium diene dazu, den Fonds weiterzuentwickeln. Unerlässlich sei aber, dass jedes Jahr im Dezember Schülerinnen und Schüler bei der Aktion „Mitmachen Ehrensache“ Gelder für den Fonds erwirtschafteten. „Ein ganz herzliches Dankeschön dafür“, so Dr. Brötel.
Abschließend stimmte der Ausschuss einer von den Kommunen aufgestellten Liste mit Jugendhauptschöffen und Jugendhilfsschöffen für die Jahre 2019 bis 2023 zu, so dass diese Personen nun offiziell für das Ehrenamt vorgeschlagen sind.