(pm) Komasaufen hat Saison: Der Neujahrstag liegt bei alkoholbedingten Krankenhausaufenthalten im Neckar-Odenwald-Kreis im Jahresverlauf an der Spitze. Insgesamt sind die Zahlen im Land allerdings rückläufig. Alkoholabhängigkeit ist nach wie vor das größte Suchtproblem im Land.
Stationäre Einweisungen infolge von Alkoholvergiftungen sind an Neujahr am höchsten. Die Anzahl der Alkohol-Konsumenten, die so sehr über den Durst trinken, dass sie stationär behandelt werden müssen, ist in den zurückliegenden Jahren allerdings kontinuierlich zurückgegangen – und zwar nicht nur bei Jugendlichen. Das zeigen sowohl Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch neueste Zahlen der AOK. Gefahr droht jedoch in diesen Tagen. Der Silvestertag ist im Jahresvergleich der Tag mit den meisten alkoholbedingten Krankenhausaufenthalten; sowohl im Land als auch im Neckar-Odenwald-Kreis.
2018 befanden sich 11.000 bei der AOK Baden-Württemberg Versicherte wegen alkoholbedingter Störungen in stationärer Behandlung im Krankenhaus oder in der Psychiatrie. Auffallend dabei: Über 8.000 davon waren Männer; nicht ganz 3000 Frauen. Männer sind also von dem Problem außer in der Altersgruppe der 10- bis 14-jährigen deutlich häufiger betroffen als Frauen in der jeweiligen Altersgruppe. Der Trend, der sich mit Blick auf die Zahlen der zurückliegenden Jahre ergibt, ist insgesamt positiv zu bewerten: Im Durchschnitt sank die Behandlungsrate in dieser Zeit um jährlich 4,8 Prozent.
Nach wie vor besonders problematisch ist allerdings das Rauschtrinken oder so genannte Komasaufen. Jedoch ist auch hier ist über die letzten Jahre ein Rückgang zu beobachten, wie die Zahlen der AOK Baden-Württemberg zeigen. 2018 mussten danach insgesamt 4.772 Versicherte (1.459 Frauen und 3.313 Männer) wegen Komasaufens und dadurch erlittenen Alkoholvergiftungen stationär behandelt werden. Damit ist die Zahl der Komasäufer in den letzten fünf Jahren um immerhin 6,4 Prozent gesunken ist.
Die Zahlen für den Neckar-Odenwald-Kreis zeigen ein uneinheitliches Bild. Im Gegensatz zum generell rückläufigen Trend im Land stiegen hier nämlich die Zahlen der wegen Komasaufens stationär behandelten Versicherten von 85 im Jahr 2014 auf 96 im letzten Jahr an – wenngleich sie zwischenzeitlich auch bereits deutlich gesunken waren und etwa im Jahr 2015 bei lediglich 55 Fällen und 2016 bei 70 gelegen hatten. Auch im Neckar-Odenwald-Kreis sind von der Problematik mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen betroffen, wie sich weiter zeigt.
Ein Blick auf den Jahresverlauf zeigt drei auffällige Monate: Gefahren von exzessivem Alkoholkonsum lauern besonders in der Fastnachtszeit im Februar. Dem Februar folgt der Juli, wenn die Ferien- und Urlaubszeit beginnt und die sommerlichen Grill- und Straßenfeste anstehen. Der auffälligste Tag ist der 01. Januar. An keinem Tag im Jahr kommt es zu so vielen alkoholbedingten Klinikaufenthalten. Er sorgt auch dafür, dass der Januar in der Liste der Monate mit den meisten alkoholbedingten Einlieferungen auf dem dritten Platz landet.
Nach wie vor ist die Altersgruppe, in der Komasaufen am häufigsten vorkommt, die der 15- bis 19-Jährigen. 2018 mussten laut Statistik von den aus dieser Altersgruppe bei der AOK Baden-Württemberg Versicherten landesweit 844 im Krankenhaus behandelt werden (368 Frauen und 476 Männer). Ermutigend dabei, wenngleich lediglich ein schwacher Trost: Komasaufen ist zwischen 2014 und 2018 unter Jugendlichen immerhin um jährlich 5 Prozent zurück gegangen.