
Odenwaldpanorama. (Foto: MonikaP/Pixabay)
Ferienregion Odenwald braucht konkrete Perspektiven für den Tourismus
Mosbach. (pm) Die gastronomischen Betriebe in der Region leiden massiv unter den Folgen der Corona-Pandemie. Trotz aller staatlicher Hilfen ist es für viele inzwischen längst zu einem Kampf ums nackte Überleben geworden. Dem stehen allerdings für die erhoffte „Zeit nach Corona“ durchaus gute oder möglicherweise sogar sehr gute Zukunftsperspektiven gegenüber. Nach allgemeiner Einschätzung wird sich die touristische Welt infolge der Pandemie nämlich nachhaltig verändern. Klassische Sehnsuchtsorte deutscher Urlauber im Ausland werden dann auf einmal weit weg sein und wohl auch für längere Zeit weit weg bleiben, zumal sie zumindest teilweise auch nicht mehr als hinreichend sicher gelten. Stattdessen werden die Menschen aber ihre eigene Heimat oder allgemeiner gesprochen die deutschen Urlaubsgebiete wiederentdecken.
Landrat Dr. Achim Brötel ist deshalb davon überzeugt, dass die Natur, die Nachhaltigkeit, die Regionalität, aber auch der Trend zu immer individuelleren Urlaubsformen etwa mit dem Wohnmobil oder in der Ferienwohnung auch den Odenwald als Ferienregion noch interessanter machen werden, als er ohnehin schon ist. Seine große Sorge sei es aber, so Brötel jüngst in einem von der Bundestagsabgeordneten Nina Warken vermittelten Gespräch mit dem Tourismusbeauftragten der Bundesregierung, Staatssekretär Thomas Bareiß, dass wir dann zwar von vielen als durchaus attraktive Urlaubslandschaft wahrgenommen würden, unsere Besucherinnen und Besucher vor Ort aber nicht mehr die gastronomischen Strukturen vorfänden, die sie zu Recht erwarten und vor allem auch für einen Urlaub erwarten dürften. Deshalb hat sich Brötel im Nachgang zu dem Gespräch auch noch einmal schriftlich an Staatssekretär Bareiß gewandt, der selbst aus Baden-Württemberg stammt und deshalb die Situation vor Ort gut kennt.
„Die Ferienregion Odenwald braucht“, so der Landrat in seinem Schreiben, „konkrete Perspektiven für den Tourismus in der Zeit nach Corona“. Dazu gehöre neben der aktuell gewährten Überbrückungshilfe II insbesondere auch eine dauerhafte und nicht nur zeitlich befristete Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie. Das allein werde aber auch noch nicht reichen. Dringend erforderlich sei vielmehr zudem ein gut dotiertes Investitionsprogramm zur Förderung nachhaltig zukunftsfähiger Betriebe. Das Sterben der Landgasthöfe und der kleinen Pensionen habe nicht erst durch Corona begonnen. Dieser Prozess sei vielmehr bereits seit Jahren in vollem Gang und werde sich jetzt aller Voraussicht nach noch weiter beschleunigen. Diejenigen, die momentan leidenschaftlich um ihr Überleben kämpften, seien auf jeden Fall aber solche, die auch morgen und übermorgen noch am Markt sein wollten. Das werde allerdings in vielen Fällen ohne Investitionen in die Attraktivität des eigenen Angebots nicht gelingen. Hier müsse die Politik in Bund und Land deshalb unbedingt wirksam unterstützen. Wenn eine steigende Inlandsnachfrage auf eine weiter schrumpfende Angebotslandschaft treffe, müsse man zudem auch dafür Sorge tragen, dass neue Angebote entstünden, die sowohl den Hang zur Individualität als auch die Annehmlichkeiten der Gemeinschaftseinrichtung miteinander verbänden. Nachhaltige, naturnahe Urlaubsangebote im eigenen Land seien ein Modell mit großen Zukunftsperspektiven. Dazu bedürfe es allerdings auch eines strukturpolitischen Anstoßes.
Genauso wichtig wie die gastronomische Infrastruktur sei schließlich auch die touristische Infrastruktur vor Ort. Der Bund habe hier, so Brötel, vor Jahren mit dem hervorragend dotierten „Investitionsprogramm UNESCO-Welterbestätten“ einen großen Wurf gelandet. Von den Geldern habe seinerzeit auch der Limespark Osterburken/Adelsheim profitiert. Über die UNESCO-Welterbestätten hinaus gebe es in Deutschland aber auch insgesamt sechs Geoparke, die das UNESCO-Siegel tragen dürfen. Einer davon sei der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, zu dem auch weite Teile des Neckar-Odenwald-Kreises gehören. Für die UNESCO-Geoparke habe es bisher aber noch nie ein vergleichbares Investitionsprogramm wie bei den UNESCO-Welterbestätten gegeben. Allerdings stünde es der Bundesregierung sicher gut zu Gesicht, gerade unter dem Aspekt der naturnahen Angebote und des Grundsatzes der Nachhaltigkeit dort in Deutschland wesentlich mehr zu tun als bisher. Deshalb regt der Landrat in dem Schreiben an Staatssekretär Bareiß ganz ausdrücklich an, auch für die UNESCO-Geoparke als Schritt aus der Pandemie heraus ein solches Investitionsprogramm aufzulegen.
Trotz aller schwierigen Begleitumstände dürfe man jetzt nämlich die Zukunft nicht aus den Augen verlieren. Krisen brächten es zwar geradezu zwangsläufig mit sich, dass man primär auf heute und bestenfalls noch auf morgen schaue, weil natürlich die dringendste Not auch zuerst bewältigt werden müsse. Das allein werde aber für eine nachhaltige Zukunftsstrategie sicher nicht reichen. Mehr denn je brauche man deshalb jetzt für die Gastronomie und den gesamten Tourismussektor Signale, die Mut und Lust auf die Zukunft machen.