„Corona-Jahrgang dringend vermeiden“

(Foto: pm)

Covid-19: Wenn es um Menschen geht und nicht nur um Bilanzen –  Im Gespräch mit Unternehmern aus dem Wahlkreis

(pm) Wie kommt der Mittelstand im ländlichen Raum durch die Corona-Krise? Um dieser Frage nachzugehen, hatte die Bundestagsabgeordnete MdB Charlotte Schneidewind-Hartnagel (Bündnis 90/Die Grünen) ursprünglich Firmenbesuche in ihrem Wahlkreis (Odenwald-Tauber) geplant. Angesichts des aktuellen Verlaufs der Pandemie traf sie den Geschäftsführer und Ingenieur der Buchener Odenwälder Kunststoffwerke Gehäusesysteme GmbH (OKW) Christoph Schneider und den Geschäftsführer Dr. Michael Kuhn von der Höpfinger KUHN GmbH nun in einem Online-Meeting.

Schneider beantwortete die Frage gleich zu Beginn: „Covid-19 macht alles anders – wir passen uns an.“ Die beiden weltweit agierenden, traditionellen Familienunternehmen schilderten unterschiedliche Wege, mit den krisenhaften Bedingungen des ersten Lockdowns umzugehen. Die weltweit im Anlagenbau für die Wasserwiederaufbereitung tätige KUHN GmbH überbrückte mit Urlaub, Überstundenabbau und Kurzarbeit unterbrochene Lieferketten im weltweiten Handel. Die OKW, Markführerin im Bereich des nachhaltigen Gehäuse- und Schalterbaus für elektronische Geräte, arbeitete zunächst sogar mehr, um mit Bauteilen für Beatmungsgeräte Aufträge ausliefern zu können.

Grundvoraussetzung: Qualifikation und Wertschätzung der Mitarbeitenden

Über ihre aktuelle Lage äußerten sich die Unternehmer zufrieden, obgleich ihnen keine Vorhersage der Umsätze über einen Horizont von einem bis zwei Monate hinaus mehr möglich sei. Beide stellten fest, dass eine Grundvoraussetzung für das Funktionieren ihrer Unternehmen in Krisenzeiten die Qualifikation und das Engagement der Mitarbeitenden ist. Der Fachkräftemangel sei ein Riesenproblem. Die ihrer Meinung nach gesamtgesellschaftlich negative Sicht auf gewerbliche Berufe habe zur Folge, dass es kaum Jugendliche gebe, die einen Beruf jenseits des Schreibtisches anstrebten oder die Leistungsvoraussetzungen dafür mitbrächten.

Schneider steuert mit einem Ausbildungsprojekt in Moldawien gegen, bei dem nach dem deutschen dualen System ausgebildet wird. Die Hälfte der Ausbildungszeit verbringen die Jugendlichen vor Ort im Betrieb in Buchen. Es sei in Krisenzeiten wichtig, Jugendlichen Halt zu geben, erklärte Schneider. Deshalb habe OKW kurzerhand für seine Azubis während der Schulschließung in Eigeninitiative einen Berufsschullehrer engagiert, um die Auswirkungen der Schulschließungen auszugleichen.

Kuhn setzt sich im Zusammenhang mit dem Fachkräftebedarf  für Mitarbeitende mit Migrationshintergrund ein und hilft ihnen, die finanziellen Voraussetzungen für den Familiennachzug zu schaffen. „Wir haben große Probleme an dieser Stelle mit der Einwanderungsbehörde, aber wir brauchen diese Mitarbeitenden dringend“, so Kuhn.

„Corona-Jahrgang dringend vermeiden“

Kritisch sahen beide Unternehmer den Vorstoß des Bundesarbeits- und Sozialministers Hubertus Heil, ein Recht auf Homeoffice einzuführen. Dies konterkariere alle Bemühungen den Selbstwert der gewerblich und nicht-gewerblichen Mitarbeitenden gleich zu halten. In der Werkshalle oder auf der Baustelle seien Homeoffice schlicht nicht möglich. Dies politisch einfach zu ignorieren, bedeutet eine Spaltung der Mitarbeitenden in zwei Klassen zu riskieren – in diesem Fall in die der Homeoffice-Nutzer und in die derer, für die es kein Homeoffice geben kann.

Schneidewind-Hartnagel entgegnete, ein Recht auf Homeoffice und mobiles Arbeiten habe auch viele Vorteile. Wie ihre Fraktion im Bundestag fordert sie ein solches Recht. Gleichwohl stellte sie fest, dass dies nicht als Betreuungsoption für  Eltern gelten könne. Auch die Bildung der Kinder könne nicht einfach von Elternseite übernommen werden und benachteilige Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern. „Ich freue mich daher sehr, dass es in meinem Wahlkreis Firmen gibt, die hier im Rahmen Ihrer Möglichkeiten Anstrengungen unternommen haben. Wir müssen einen „Corona-Jahrgang“ dringend vermeiden.“

Lehren aus Corona: Improvisation, Kreativität und Risikobereitschaft sind wichtig

Die Unternehmer nutzten das Gespräch um Eigenverantwortung einzufordern. Als globale Akteure seien sie auf Arbeitsstrukturen angewiesen, die auch global funktionieren und auf Eigenverantwortung setzen. Alle politischen Entscheidungen sollten auf Sinnhaftigkeit überprüft werden und sich nicht als Hemmschuh entpuppen. „Wir sind gut damit gefahren unseren Mitarbeitenden Kompetenzen zuzusprechen. Die große Erkenntnis der Krise ist, wie wichtig Improvisation, Kreativität und Risikobereitschaft sind. Das sollten alle in die Zeit nach Corona mitnehmen“, so Christoph Schneider.

Schneidewind-Hartnagel hob den Einsatz der beiden Unternehmer aus ihrem Wahlkreis hervor.
„Unternehmerpersönlichkeit heißt auch, mit Kompetenz und Verantwortung über die Bilanzen nicht die Menschen zu vergessen, denn sie machen den Unternehmenserfolg erst möglich –gerade in der Krise. Ermöglichen bringt weiter, strikte Reglementierung hindert eher!“, zieht Charlotte Schneidewind-Hartnagel Bilanz.

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Bewegungsjagd gegen die Schweinepest
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