Die letzten Meditationstag im „Haus der Stille“ (Foto: Liane Merkle)
Mietvertrag nach 20 Jahren gekündigt
Waldauerbach. (lm) Die letzte Gruppe genießt das Waldauerbacher „Haus der Stille“ im Rahmen der „Meditationstage im Winter“. Nomen est omen, wobei die Stille im gemütlichen Gruppenraum nicht nur einen genialen Blick auf die Schönheit des Odenwaldes freigibt, sondern zeitweise von durchaus lautem Vogelgezwitscher durchbrochen wird.
Die Gruppe um Barbara Althoff-Koch und Elisabeth Sandel stört das in keiner Weise, sie lauschen den Stimmen der beiden Therapeutinnen oder es wird komplett geschwiegen oder Elisabeth Sandel lädt zum Singen ein. Nun wurde dem eingespielten Therapie-Team der Mietvertrag gekündigt und es ist schwer, wieder ein für ihren Zweck geeignetes Haus zu finden.
Die beiden haben in Seckach zwar ein neues Domizil gefunden und dort können sie für kleinere Gruppen auch problemlos ihre Kurse anbieten. Für größere Gruppen bietet Barbara Althoff-Koch an, dass man sie für einen Kurs an einem geeigneten Veranstaltungsort auch beauftragen könnte. Manchmal sei es eben Zeit für Veränderungen.
„Das Haus der Stille in Waldauerbach war ein Übungsfeld für das Leben, weil darin Raum war für das andere“, so beschreiben Barbara Althoff-Koch und Elisabeth Sandel dieses besondere Haus, das fast zwanzig Jahre lang für viele Menschen eine Zufluchtsstätte darstellte.
Denn die lauten Stimmen des Alltags, die Anforderungen von Beruf und Gesellschaft, Druck und Tempo unseres heutigen Lebensstils konnten hier unter der fachkundigen Anleitung der beiden Therapeutinnen ruhiger werden.
Barbara Althoff-Koch, diplomiert in Leib-, Atem- und Stimmtherapie nach Dürckheim/Graubner, in Psychoenergetik, Psychotherapie sowie Anerkannte Ausbildungsleiterin AFA, versiert in Systemischen Strukturaufstellungen und in Zen-Schulung, und Elisabeth Sandel, Diplom Sozialpädagogin (FH), Diplomiert in Leib-, Atem- und Stimmtherapie AFA, kenntnisreich in Gestalt-, Körper- und Trauma-Therapie curriculum sowie über die Grenzen hinaus bekannt als Liedermacherin, war es in diesem „letzten Haus links vorm Wald in Waldauerbach“ gelungen, einen einladenden Ort für Suchende zu schaffen.
Suche nach Veränderung, nach einem tieferen Sinn, einem ganzheitlichen Leben. Aber auch einen Ort, um das eigene Innere aufzuräumen, ein besseres Verständnis für sich und andere zu bekommen, sich zu versöhnen mit den schwierigen Stellen des Lebens.
Und die Gäste der letzten „Meditationstage im Winter“ bestätigten: „Es war ein Ort der Gemeinschaft, in dem das zeitweise gemeinsame Leben getragen war von der Sicht auf das Wesentliche im Menschsein und von der Übung einer gelingenden Kommunikation.
Es war ein Ort der psychologischen, philosophischen und heilkundigen Bildung und Ausbildung bis hin zum Beruf der Atem-und Körpertherapeutin. Es war ein Ort des Rückzugs, der Stille für Menschen während einer persönlichen Orientierungszeit. Aber auch ein Ort für Gebet und Meditation, der für viele zu einer Art Heimat wurde.
Eine Heimat, die einen geprägt hat, von der man zehrt und die man jederzeit wieder aufsuchen kann, um wieder aufzutanken.“ Leider stehen die Räumlichkeiten im Waldauerbacher „Haus der Stille“ nun nicht mehr zur Verfügung, und diese besondere Einrichtung muss ihre Pforten schließen.
Elisabeth Sandel und Barbara Althoff-Koch bedauern dies sehr, denn sie erinnern sich, wie viele Menschen hier ein- und ausgegangen, sich in ihrer Not angenommen gefühlt, Unterstützung und Hilfe auf ihrem persönlichen Weg und eine Gemeinschaft des Vertrauens gefunden haben.
Und die letzte Gruppe in Waldauerbach macht deutlich, dass man einen Weg finden wird, solche besonderen Zeiten mit Elisabeth und Barbara nicht vermissen zu müssen. Das große ursprüngliche Ziel, eine dauerhafte Gemeinschaft von Menschen zu bilden, wurde nicht erreicht, doch die beiden Leiterinnen hoffen, dass die Saat, die hier ausgesät wurde, gut war und an vielen Stellen aufgehen kann.
„Dann hat es sich gelohnt, und dann gibt es auch ein Einverständnis mit dem Ende.“ Diesen Schlussakkord haben sie gesetzt mit einer 4-tägigen intensiven Meditation mit einer kleinen Gruppe in Präsenz und einer online-Schaltung für weitere Mitmeditierende.
Es ist den beiden wichtig, zu betonen: „Das Herzstück vom Haus der Stille ist eben die Stille. Mehr gilt es nicht zu tun, als sie aufzusuchen und wirken zu lassen. Der Mensch ist dann nicht der „Macher“ oder die „Tüchtige“, sondern der/die Beschenkte. Und das bringt ein tiefes, inneres Glück, dessen Ressourcen unerschöpflich sind und für alle reichen. D
as gemeinschaftliche Zusammenleben kann in Zukunft nicht mehr angeboten werden, jedoch werden Barbara Althoff-Koch und Elisabeth Sandel weiterhin zum Meditieren einladen, und sie sind für Menschen in Not ab 01. April erreichbar im Birkenweg 10 in 74743 Seckach, Tel. (0 62 92) 9 28 78 56.