Steinbacher Geschichte lebendig halten

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Auf dieser alten Postkarte, die zuletzt im August 1950 verschickt wurde wurde aus zwei unterschiedlichen Fotos zusammengeschnitten, da die neu erbaute Schule besser zur Geltung kommen sollte. (Repro: Liane Merkle)

Steinbach. (lm) Unter dem Motto „Steinbacher Geschichte lebendig halten“ hatte sich halb Steinbach auf Einladung der Kolpingfamilie Steinbach im Turnraum der „Alten Schule“ eingefunden, um den interessanten Ausführungen ihres Kolpingmitglieds Manfred Hofmann zu lauschen, der als profunder Kenner der örtlichen Historie gilt.

Spannend untermalt mit einer Präsentation folgte das Publikum interessiert dessen Ausführungen und so mancher konnte auf den gezeigten Bilder sein Haus oder Anwesen erkennen. Doch wie Manfred Hofmann erläuterte, ist es nicht detailliert nachvollziehbar, wann die Besiedlung rund um Steinbach einsetzte.

Die verschiedenen Steinbacher Quellen mit teils sehr guter Wasserqualität sprechen wohl für eine frühe Besiedlung des hinteren Odenwaldes. Laut Expertenmeinung sei Steinbach als erstes Dorf der heutigen Gemeinde Mudau entstanden.

Doch es gibt wohl auch Hinweise auf römische Aktivitäten im Dorf, wie z.B. ein Votiv- oder Weihestein, von welchem heute eine Kopie an der Martinskapelle steht. Das Original befindet sich mittlerweile im Osterburkener Römermuseum.

Auch wird auf Steinbacher Gemarkung das Gewann „Römerstraße“ genannt, durch das eine uralte Straße in Richtung Beuchen mit gleicher Bezeichnung führt. Endlich im elften Jahrhundert benennt ein Kopialbuch Steinbach.

Der Amorbacher Abt erwarb damals diesen Landstrich. Allerdings ist bis heute unklar, ob bereits das Dorf oder lediglich der Bach gemeint war. Wie Hofmann ausführte, wurden auf Initiative des Ortschaftsrates in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Verkehrsverein in den letzten Wochen an verschiedenen historisch interessanten Örtlichkeiten Informationstafeln mit entsprechenden Erläuterungen aufgestellt.

Eine dieser Attraktionen ist der Steinbacher Saupferch mitten im Wald auf der Gewann Holler, der auch im Vortrag gezeigt wurde. Seine steinerne Einfriedung diente im Mittelalter der Schweinemast im Wald, und sie ist in ihrem heutigen Erhaltungszustand nahezu einzigartig.

Weiter ging es zum Steinbacher Herde-Haus, das die Steinbacher Hofbauern im Jahr 1657 für den Hirten erbauten. Schließlich hatte dieser mit seinen Helfern bis zu 500 Schafe des Ortes zu hüten. Später änderte sich die Nutzung des Hauses mehrfach.

Als erstes Wohnhaus der darauffolgenden Fabrig-Dynastie in Steinbach kaufte der aus Preunschen kommende Franz Fabrig mit seiner Familie das Anwesen. Und dann beschrieb der Referent den Mittelpunkt und damit Treffpunkt der ehemaligen Steinbacher bei der alten Dorflinde mit der in unmittelbarer Nähe befindlichen Ballwiese.

Ein ca. 125 Jahre altes Foto des damals mächtigen Baumes bestaunte das Publikum auf der Leinwand. Es ist aus den schriftlich erhaltenen Lebenserinnerungen einer Steinbacherin nachzulesen, dass die Steinbacher Bevölkerung unter der eindrucksvollen Linde so manches Fest feierte. Ob es sich dabei aber um eine Gerichtslinde handelte, an welcher auch das Dorfgericht tagte, kann in Zukunft vielleicht eine Auswertung des Steinbacher Archivs ans Tageslicht bringen.

Nachdem die Linde in den 1930-er Jahren wegen Überalterung gefällt werden musste, baute die im Jahr 1933 mit Stürzenhardt und Rumpfen zusammen gegründete Milchgenossenschaft Steinbach an der Stelle ihr „Milchhäusle“. Dieses war dann bis zur Außerbetriebnahme 1987 der allabendliche Platz zum Erfahrungsaustausch.

Man erinnerte sich an die alte Linde nach dem Abriss des Milchhäusles, und pflanzte wieder eine, die leider wenige Jahre später der neuen Straßenführung weichen musste. Und dann zauberten die Erinnerungen an das Steinbacher Original Josef „Schwob“ (Schwab), der das erste erbaute Haus zwischen dem „Unterdorf“ und „Oberdorf“ bewohnt hatte, vielen ein Schmunzeln ins Gesicht.

Auch die aktenkundige Bußgelderhebung bei vier Burschen, die lieber im Wirtshaus Karten spielten als den Gottesdienst zu besuchen, sorgte für Heiterkeit. Der rundum gelungene Abend soll, so Mathias Schild vom Vorstandsteam der Kolpingfamilie Steinbach, den Start einer Vortragsreihe – auch zu aktuellen Themen – darstellen.

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