Die Rehkitzretter aus Buchen zeigten bei den Projekttagen der Realschule in Osterburken, wie man mit moderner Drohnentechnik Rehkitze im hohen Gras aufspüren kann, um diese dann zu retten.
(Foto: Martin Hahn)
Osterburken. (pm) Projektwochen an Schulen bieten nicht nur Abwechslung im Schulalltag, sondern ermöglichen auch spannende Einblicke in neue Themenbereiche. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5b der Realschule Osterburken durften im Rahmen ihrer Projekttage den Verein Rehkitzrettung Buchen e.V. kennenlernen. Dabei wurde schnell deutlich, mit wie viel Herzblut sich Angela und Stefan Müller sowie ihr Team für die Rettung von Rehkitzen einsetzen.
Die Gründung des Vereins im Jahr 2019 war von einem traurigen Anlass geprägt. Angela Müller fand während eines Spaziergangs ein schwer verletztes Rehkitz, das Opfer eines Mähwerks geworden war. Dieses Erlebnis führte zu dem Entschluss, aktiv etwas gegen das Leid der Tiere zu unternehmen.
Warum fliehen Rehkitze nicht vor Traktoren?
Stefan Müller erklärte den Schülerinnen und Schülern, warum Rehkitze bei Gefahr nicht weglaufen: Instinktiv ducken sie sich im hohen Gras ab und bleiben reglos, um Fressfeinde zu vermeiden. Diese Strategie schützt sie vor Raubtieren, wird jedoch zur tödlichen Falle, wenn landwirtschaftliche Mähwerke zum Einsatz kommen.
Der Grasschnitt fällt in die Brut- und Setzzeit der Wildtiere, und Landwirte haben oft keine Möglichkeit, die versteckten Tiere rechtzeitig zu erkennen. Laut Schätzungen sterben jährlich über 100.000 Rehkitze in Deutschland durch Mähwerke – ein erschreckender Wert.
Drohnen und Teamarbeit: Lebensretter für Rehkitze
Wie kann man die Tiere schützen? Die Lösung liegt in der Zusammenarbeit zwischen Landwirten und den Rehkitzrettern. Landwirte melden geplante Mähtermine und Flächen über die kostenlose „Kitzrettung“-App. Mit Wärmebilddrohnen wird das Feld frühmorgens, wenn es noch kühl ist, abgesucht. Die Wärmebilder machen die Körper der Rehkitze als helle Flecken sichtbar.
Die Tiere werden vorsichtig – mit Handschuhen und geschützt durch Gras – aus dem Gefahrenbereich gebracht. Wichtig: Ein Rehkitz darf nie mit bloßen Händen berührt werden, da der Menschengeruch dazu führen könnte, dass die Mutter das Kitz verstößt. Nach dem Mähen findet die Ricke ihr Junges wieder, da sie mit Lauten Kontakt aufnimmt.
Die Erfolge der Rehkitzrettung sprechen für sich: Während 2021 noch 61 Kitze gerettet wurden, waren es in diesem Jahr bereits 145 Kitze und 5 Waisenkitze. Auch Feldlerchen und andere Tiere profitieren von der Aktion.
Faszinierende Drohnentechnik
Besonders beeindruckt waren die Schülerinnen und Schüler von der Drohnentechnik. In der Aula demonstrierten Angela und Stefan Müller, wie die Wärmebildkamera Rehkitze aufspürt. Die Drohne fliegt etwa 50 Meter über dem Boden, wobei Hindernisse wie Stromleitungen berücksichtigt werden müssen. „Höher dürfen wir nicht fliegen, um nicht in den Luftraum von Kleinflugzeugen zu geraten“, erklärte Stefan Müller.
Neben der Drohnentechnik gibt es alternative Schutzmaßnahmen, wie „Vogelscheuchen“ mit Licht- und Lärmsignalen. Diese wirken jedoch nur kurzfristig. Das Absuchen der Wiesen zu Fuß in Reih und Glied ist hingegen sehr mühsam und zeitaufwendig. Einig waren sich alle: Die Wärmebilddrohne ist die effektivste Methode zur Rettung der Rehkitze.
Dank und Appell
Die Schülerinnen und Schüler zeigten großes Interesse am Thema und stellten viele Fragen. Zum Abschluss bedankten sich die Lehrerinnen Isabell Scholl und Kathrin Ammann bei Angela und Stefan Müller für ihren engagierten Einsatz. Wer mehr über den Verein erfahren oder selbst helfen möchte, findet Informationen unter www.rehkitzrettung-buchen.de.

(Foto: Martin Hahn)
