16.03.10
Berufsbildungswerke und Betriebe verzahnen Ausbildung
Moderator Niels Reith (l.) gab Fragen der BBW-Jugendlichen und -Vertreter an die Fachleute auf dem roten Sofa weiter: (v. l.) Claudia Orth, Andreas Hefner, Dieter Esser und Kurt Gallion. Im Hintergrund wartete die BBW-Band auf ihren Einsatz. (Foto: D. Adler)
Mosbach. (da) Markus lernt im Rahmen der Verzahnten Ausbildung mit Betrieben (VAmB) Einzelhandelskaufmann. Das mache ihm viel Spaß, berichtet er. Auch Patrick nimmt an VAmB teil und lässt sich zum Fachinformatiker ausbilden. Gut seien die Chancen für ihn, von seinem Ausbildungsbetrieb später übernommen zu werden, erzählt er stolz. Christina strebt den Abschluss als Hauswirtschafterin an. Sie hofft noch auf einen Betrieb, der sich an VAmB beteiligt und ihr berufspraktische Erfahrungen ermöglicht. Der diesjährige VAmB-Tag wurde jetzt vom Berufsbildungswerk Mosbach der Johannes-Diakonie Mosbach veranstaltet. An diesem konnten sich Markus, Patrick, Christina und andere Jugendliche über VAmB informieren und austauschen.
VAmB ist ein seit 2007 wachsendes Regelangebot von Berufsbildungswerken (BBWs), die junge Menschen mit Behinderung ausbilden. „Verzahnt heißt: Räder greifen ineinander – und bei VAmB sind es das Rad Berufsbildungswerk und das Rad Unternehmen.“ Dies erläuterte Albert Stelzle, Leiter des BBW Mosbach, in seiner Begrüßung der 80 Jugendlichen und Vertreter von neun BBWs aus Südwestdeutschland, der Vertreter von Unternehmen und Vertreter der Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer sowie Agentur für Arbeit.
Die Vorteile von VAmB sowohl für Jugendliche als auch für Betriebe führte Niels Reith von der Bundesarbeitsgemeinschaft der BBWs aus. Die Jugendlichen profitierten unter anderem davon, dass sie den realen Betriebsalltag kennenlernten, sich auch dort Fähigkeiten und Fertigkeiten aneigneten und durch Betriebskontakte ihre Bewerbungschancen auf dem Ersten Arbeitsmarkt erhöhten. Der Nutzen für Betriebe sei, dass sich die Auszubildenden doppelt auf die Schwerbehindertenquote anrechnen ließen, Betriebe BBW-Fachkräfte an der Seite hätten und sich gewinnbringenden Netzwerken anschließen könnten. Zudem schätzten Betriebsvertreter die hohe Motivation und Qualifikation der Auszubildenden. „Die Jugendlichen bekommen ihre Chance und nutzen sie auch“, so Reith. Unternehmen ermunterte er, sich weiter mit BBWs zusammenzutun und an VAmB zu beteiligen.
Nachdem sich jedes BBW kreativ vorgestellt hatte, konnten die Teilnehmenden Fragen an vier Fachleute auf dem roten Sofa stellen. „Sie kennen sich topp mit Ausbildung aus“, machte Reith als Moderator bekannt mit Claudia Orth, Abteilungsleiterin der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, Kurt Gallion, Ausbildungsberater der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar, Andreas Hefner, Küchenleiter des Kinderheims St. Kilian in Walldürn und Dieter Esser, Leiter der Berufsausbildung bei der Porsche AG. Sie beantworteten Fragen, wie zum Beispiel: Gibt es Berührungsängste seitens der Unternehmen gegenüber Menschen mit Behinderung? Wie kommen die Kontakte zwischen Unternehmen und BBWs zustande? Müssen Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderung angepasst werden? Welche Schlüsselqualifikationen müssen Auszubildende mitbringen? Sollen Bewerber mit ihrer Behinderung offen umgehen? Und: Hat die Wirtschaftskrise Auswirkungen auf Ausbildungsplätze?
In den anschließenden Workshops konnten sich die Jugendlichen in verschiedenen Ausbildungsbereichen des BBW Mosbach mit dem Thema „Schwingungen“ praktisch auseinandersetzen. Auch die zehn Musiker der BBW-Band swingten in musikalischen Zwischenspielen.
Bei der Abschlussrunde bestätigten die Teilnehmenden, dass das Ziel des VAmB-Tages erreicht worden sei: „Es hat sich gelohnt, nach Mosbach zu fahren.“