Zucker für 4.000.000 Menschen

Von der Zuckerrübe zum Würfelzucker – MdL Georg Nelius brachte Interessierten die „Zuckerfabrik“ Offenau nahe. (Foto: privat)

Offenau. (kw) Die Resonanz auf das Angebot des SPD-Abgeordneten Georg Nelius war überwältigend. „Wir hätten auch drei Busse füllen können!“ so Nelius bei seiner Begrüßung. Für ihn war das „Zuckerwerk“ in Offenau wie eine Fata Morgana, stets irgendwie präsent, aber auch immer seltsam fern.

Bei der Besichtigung des weitläufigen Werksgeländes konnte viel Interessantes vermittelt werden. Die Südzucker AG mit Sitz in Mannheim ist der größte Zuckerproduzent in Europa und einer der größten Nahrungsmittelkonzerne Deutschlands. Sie beschäftigt weltweit ca. 18.000 Mitarbeiter und ist im MDAX notiert. Im Geschäftsjahr 2009/10 erzielte das Unternehmen einen Gewinn von 276 Mio. Euro bei einen Umsatz von 5,7 Mrd. Euro. Gegliedert ist die Südzucker AG in die Unternehmenssegmente Zucker, Spezialitäten, CropEnergies (Bioethanol-Produktion) und Frucht (Säfte und Fruchtprodukte).

Da die ehemaligen Zuckerfabriken in Stuttgart und Heilbronn immer enger von der Wohnbebauung der Städte umschlossen wurden, entschied sich die Süddeutsche Zucker-AG für eine neue, größere Fabrik in Offenau. Die erste Rübenkampagne erfolgte im Werk Offenau 1971. Die Verabreitungskapazität 8.500 Tonnen Rüben pro Tag  im Jahr 1996  konnte mittlerweile auf 12.700 Tonnen Rüben pro Tag (!) erweitert werden.

Die Zuckergewinnung erfolgt im Kampagnebetrieb: von September bis Dezember arbeitet die Fabrik ohne Unterbrechung im 24-h-Betrieb. Während der Kampagne werden pro Tag 1.600 Tonnen Zucker hergestellt. Ein Teil des Zwischenproduktes Dicksaft wird in einem 50.000 Kubikmeter fassenden Tank zwischengelagert. Aus diesem Tank werden in einer ca. 30-tägigen Dicksaftkampagne in den Monaten Mai und Juni des Folgejahres etwa 40.000 Tonnen kristalliner Zucker erzeugt. In zwei Silos können insgesamt 70.000 Tonnen Zucker gelagert werden. Die gesamte Zuckerproduktion des Werkes, die ungefähr 170.000 Tonnen beträgt, reicht aus, um etwa 4 Millionen Bundesbürger zu versorgen.

Etwa 2.570 Landwirte bauen auf 15.000 Hektar Zuckerrüben für das Werk an. Das Einzugsgebiet erstreckt sich von Tübingen im Süden bis in den Raum Wertheim/ Tauberbischofsheim im Norden und vom Rhein im Westen bis Crailsheim im Osten.

Während der Kampagne sind rund 180, in der übrigen Zeit rund 150 Mitarbeiter im Werk beschäftigt. Die meisten Mitarbeiter sind qualifizierte Fachkräfte, die neben der Technik der Zuckergewinnung auch Reparaturen und Wartung der komplizierten technischen Anlagen beherrschen.

Beeindruckend waren das automatisierte Entladen der Liefer-Lkw mit imposanten Wasserschwallen und mechanisierte Reinigen der Rüben. All dies konnten die Besucher im freien bei herbstlich nasskalten Wetter erleben, ganz im Gegensatz zur Führung in einer mit gut 32° C temperierten Halle. Dort wurden die Rüben in feine Stifte zerkleinert, ausgelaugt und von nichtlöslichen Begleitstoffen befreit. Danach wurden in der Verdampferstation der Dünnsaft in einem mehrstufigen Prozess eingedickt. Anschließend wird aus dem Dicksaft  in 70 Tonnen fassenden Behältern durch mehrmaliges Kristallisieren bei erhöhter Temperatur und Unterdruck der Zucker gewonnen. Als letzter Schritt werden die Zuckerkristalle in speziellen, vollautomatisch arbeitenden Zentrifugen von der Mutterlauge getrennt, gewaschen und anschließend getrocknet.

Die Besucher staunten nicht schlecht: Die Experten des Werkes, Herr Stadler, Frau Merz und Herr Eben, beteuerten, dass es „in der Tüte“ absolut keinen Unterschied zwischen Rüben-  oder Rohrzucker, Kandis oder Kluntje gebe – Farbunterschiede erzeuge man durch die Zugabe von Melasse, Preisunterschiede orientierten sich am Markt.

Nur Wenigen war bekannt, dass die Verarbeitung der bei der Zuckergewinnung anfallenden Restbestandteile von immer größerer Bedeutung ist. Während früher lediglich die ausgelaugten Rübenschnitzel als kostengünstige Futtermittel etwa für Schweine verwendet wurden, sind längst wertvolle Inhaltsstoffe der Zuckerrüben erkannt worden, die sich großtechnisch gewinnen lassen, beispielsweise Aminosäuren und Betain.

„Für mich war es hoch interessant zu sehen, welche gewaltigen logistischen Herausforderungen es hier zu bewältigen gilt“ so MdL Nelius im Schlussgespräch. Er sei sich zudem sicher, dass trotz der Änderungen der Zuckermarktordnung die heimischen Arbeitsplätze sowohl im Zuckerrübenanbau als auch in der Zuckerfabrik in Offenau nicht gefährdet seien. Er begrüßte es ausdrücklich, dass durch die Importfreigabe für die ärmsten Exportländer von Zucker deren Entwicklung durch fair gehandelte Produkte unterstützt werden könne.

Zum Abschluss hob der Sprecher im Landtagsausschuss für den Ländlichen Raum Georg Nelius noch hervor: „Ich finde es ist eine richtige und wichtige Entscheidung der Südzucker AG, vollständig auf genmanipulierte Rüben zu verzichten!“ und bedankte sich bei den Werksführern der „Zuckerfabrik“ für die vielen interessanten Einblicke.

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Bei einem Rundgang durch den Betrieb folgte MdL Nelius mit über 50 Interessierten dem Weg von der Anlieferung der Zuckerrübe bis zum fertigen Zuckerpaket. Foto: (K. Weidlich)

Umwelt

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