Heidelberg/Neckarelz. (pm) Der Verein KZ-Gedenkstätte Neckarelz erhält den mit 2.500 Euro dotierten Hermann-Maas-Preis. Der Verein habe unter dem Motto “Erinnerung und Zukunft brauchen ein Haus” die KZ-Gedenkstätte Neckarelz errichtet und werde für die Erinnerungsarbeit gewürdigt, hieß es zur Begründung. Die Auszeichnung wird am 9. Februar in Heidelberg verliehen.
Der Verein wurde im Jahr 1993 gegründet und hat nach eigenen Angaben rund 130 Mitglieder aus verschiedenen Generationen, unter ihnen ehemalige KZ-Häftlinge oder deren Angehörige. Mit der im vergangenen Jahr neu eröffneten Gedenkstätte erinnert der Verein unter anderem daran, dass von März 1944 bis März 1945 Tausende KZ-Häftlinge verschiedener Lager entlang des Neckars als Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie eingesetzt wurden. Die Lager waren Außenlager von Natzweiler-Struthof im Elsass.
Der Hermann-Maas-Preis wurde gestiftet zur Förderung des christlich-jüdischen Dialogs und der Erinnerungsarbeit an die Gräueltaten des Naziregimes an Menschen, die im Dritten Reich verfolgt, gefoltert und getötet wurden. Den Preisträger bestimmte der Stadtkirchenrat Heidelberg auf Vorschlag von Dekanin Marlene Schwöbel-Hug. 2008 ging die Auszeichnung an die Jüdische Hochschule, erster Preisträger war 2004 Prof. Dr. Martin Stöhr. Die Laudatio bei der diesjährigen Preisverleihung am 09. Februar im Heidelberger Schmitthennerhaus hält Prof. Dr. Johannes Heil von der Hochschule für Jüdische Studien, Landesbischof Ulrich Fischer spricht ein Grußwort.
Landesbischof Fischer würdigte die Arbeit des Gedenkvereins. Er habe in den 80er Jahren als Pfarrer in Heidelberg erfahren, dass Tote aus den Lagern auf dem Friedhof seiner Gemeinde bestattet worden seien. Bis dahin sei über diesen Teil der badischen Geschichte Schweigen bewahrt worden.
Prälat Hermann Maas (1877 – 1970) wirkte von 1915 bis 1943 als Pfarrer an der Heiliggeistkirche in Heidelberg. 1932 trat er dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus bei und unternahm Studienreisen nach Palästina. Von 1933 ab wurde er von den Nationalsozialisten aufgrund seines Einsatzes für die Versöhnung mit den Juden mit Berufsverboten belegt und von der SA mit Gewalt gezwungen, auf die Predigttätigkeit zu verzichten. Unter Einsatz seines Lebens gelang es ihm gemeinsam mit dem Berliner Heinrich Grüber mehr als 1.700 Menschen die Emigration zu ermöglichen. Im Jahr 1943 wurde Maas von den Nazis zum Arbeitsdienst nach Frankreich abkommandiert.
Im Jahr 1946 wurde Hermann Maas zum Prälaten für den Kirchenkreis Nordbaden ernannt. Viele Auszeichnungen und Ehrungen wurden ihm zuteil, so erhielt er 1954 das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Als erster Deutscher nach dem Krieg folgte er 1950 der Einladung des Staates Israel zu einem Besuch. Im Jahr 1967 wurde ihm die Jad-Vaschem-Medaille der Gerechten unter den Völkern verliehen.