Drei Gründe zum Feiern
von Liane Merkle
Die Bushaltestelle in Unterscheidental.
Scheidental. „90 Jahre Kapelle und Kriegerdenkmal Unterscheidental mit Restaurierung der Gedenksteine und des Steinkreuzes, Fertigstellung des Wendeparkplatzes bei der Bushaltestelle Unterscheidental und 20 Jahre katholischer Kirchenchor Scheidental“; sind drei wirklich gute Gründe für die Dorfgemeinschaft Scheidental von Samstag, 02. Juni bis Sonntag, 03. Juni das ultimative „Unnerschernemer Fest“ zu feiern.
Eingebunden in dieses Dorffest ist auch das 3. Scheidentaler Oldtimer-Treffen mit historischen Traktoren, PKWs und Mopeds. Die Festlichkeiten finden bei der Kapelle in Unterscheidental statt und beginnen am Samstag um 16 Uhr mit dem „Ehemaligentreffen“, dem sich um 19 Uhr eine Andacht bei der Kapelle anschließt. Ab 20 Uhr ist die Bevölkerung im großen Festzelt zu einem Rückblick auf 20 Jahre Kirchenchor mit Auftritten der Gesangvereine von Schloßau und Hettigenbeuern eingeladen dem sich ein gemütliches Beisammensein anschließt.
Der Festsonntag beginnt um 10 Uhr mit einem Chortag der Seelsorgeeinheit in der Pfarrkirche St. Peter und Paul mit den Chören aus Mudau, Reisenbach, Schloßau, Steinbach und Scheidental. Um 12 Uhr wird zum gemeinsamen Mittagessen mit anschließender Kaffeebar eingeladen. Ab 13 Uhr findet ein Rahmenprogramm mit einer Fotoausstellung „Unnerscherne“ im ehemaligen Schulhaus und eine Bauernolympiade statt, wobei die Oldtimerfreunde die Leistungsfähigkeit ihrer Fahrzeuge und ihre Geschicklichkeit beim Fahren im direkten Duell unter Beweis stellen. Anmeldungen hierzu sind noch möglich bei Werner Walter, Tel. 0171-5754607.
Wie Ortsvorsteher Klaus Schork zur Historie der 90 Jahre alten Kapelle recherchiert hat, wurde diese 1922 von der damals noch selbständigen Gemeinde Unterscheidental errichtet. Der Standort wurde bewusst ausgesucht, im „Ortskern“ in der Nähe, wo auch heute noch das ehemalige Schul- und Rathaus steht. Der Grundstücksteil, an dem die Kapelle steht, war ehemals als versumpftes Gelände unbrauchbar. Es war dort ein Wasserteich, der von der Feuerwehr auch als Löschbecken genutzt wurde. In Regie der Gemeinde Unterscheidental wurde dieses „Sumpfloch“ mit vielen Steinen aufgefüllt. Es waren vorwiegend Reste von Steinen, die im Rahmen des in der Nähe entstandenen Schulhausbaues nicht mehr benötigt wurden sowie Sandsteinrohlingen.
Gemauert wurde die Kapelle von Maurern aus Hettingen, welche unter der Woche in verschiedenen Scheunen des Ortes über Nacht geblieben sind. Der Hauptgrund, diese Kapelle zu errichten, war das Gedenken an die 15 Gefallenen des 1. Weltkrieges. Im Inneren der Kapelle wurden zwei Gedenktafeln angebracht und im Äußeren wurden für die Gefallenen Gedenksteine mit ihren Namen ausgelegt und es wurde für jeden Gefallen ein Lindenbaum gepflanzt. Diese Bäume sind noch alle erhalten.
Über dem Eingang der Kapelle ist folgende Inschrift angebracht: „Die Gemeinde Unterscheidental gedenkt Ihren Opfern des Weltkrieges“ und die Jahreszahl 1922. Im Jahre 2002, als die Kapelle 80 Jahre alt war, stellte man Schäden, insbesondere im Bereich des Daches, fest. Dort hatten sich bereits einzelne Ziegel gelöst und es gab schon die ersten Spuren durch das Eindringen von Wasser in das Innere der Kapelle.
Diese Schadensbeseitigung hatte man aus Kostengründen immer wieder verschoben. Ab dem Frühjahr 2004 konnten die Instandsetzungsarbeiten mit etwas öffentlichem Zuschuss, einem Gemeindeanteil, zahlreichen Spenden und viel Eigenleistung durchgeführt und bis Ende des Jahres zum Abschluss gebracht werden. Danach sanierte die Dorfgemeinschaft noch die Gedenksteine, versetzte sie neu, fasste die Wege ein, pflanzte die Blumenbeete neu und baute den Zaun ab.
Damit erstrahlte die Kapelle und ihr Umfeld in neuem Glanz, was man im Rahmen einer würdigen Maiandacht im Jahre 2005 feierte. Das beschriebene Kleinod ist in der Liste der Denkmalpflege als Kulturdenkmal eingetragen. Eigentümer ist die Gemeinde Mudau, die auf Grund dieser Denkmaleigenschaft auch die Pflicht zur Erhaltung der Kapelle hat. An der Kapelle finden Maiandachten statt und es sind auch immer wieder Wandergruppen zu sehen, die hier ihren Halt zur Andacht machen.
Über 25 Jahre wurde die Kapelle von der bereits verstorbenen Elise Müller gepflegt. Diese Aufgabe hat nun seit vielen Jahren ehrenamtlich Hildegard Trunk übernommen
Im Vorgriff auf das Fest wurde auch der Wendeparkplatz fertig gestellt. Es wurde noch ein stattlicher Lindenbaum gepflanzt. Notwendig war das Anlegen eines sogenannten „Kreisels“, weil für den Schülertransport durch die BRN auch bis zur Bushaltestelle Unterscheidental fast nur noch Gelenkbusse eingesetzt werden und diese einen entsprechenden großen Wendekreis benötigen und sie ohne Einweiser nicht zurück fahren dürfen. Wie Ortsvorsteher Schork betonte, wurde diese Maßnahme mit einer Förderung im Rahmen des laufenden Flurneuordnungsverfahrens und einem Gemeindeanteil durchgeführt.
Zum Festwochenende in Scheidental ist die gesamte Bevölkerung aus nah und fern eingeladen.
Die Kapelle in Unterscheidental. (Foto: Liane Merkle)