(Foto: Liane Merkle)
Mörschenhardt. (lm) Dipl.-Forst-Ing. Gert Lorenz gilt unter Insidern von Jagd- und Forstwirtschaft als kompetente Persönlichkeit und ausgezeichneter Kenner des Rotwildes, das nur noch in wenigen Bundesländern heimisch ist.
Dass er außerdem „Bewerter“ der Rotwildtrophäen im „Verein der Rotwildjäger Odenwald“ mit großer Erfahrung ist, war durchaus von großem Vorteil in seinem interessanten Vortrag über dieses edle Wild, den Rothirsch, über die Beurteilung – im Fachjargon „Ansprechen des lebenden Wildes“ genannt – und die Bewertung seines Geweihes im ehemaligen Schulhaus in Mörschenhardt.
Entsprechend groß war das Interesse über die Mitglieder des Hegering IV hinaus, der unter Leitung von Stefanie Hofmann und auf Initiative von Walter Jaegle, zu diesem Vortrag eingeladen hatte. Unter anderem klärte Gert Lorenz darüber auf, dass man das Alter des Rothirsches nicht an der Endenzahl seines Geweihs ablesen kann.
Auch war sicher wichtig, dass die Abschussregel Hirsche bis zum 9. Kopf, also im 10. Lebensjahr, freigibt, die keine „Krone“ entwickelt haben. Unter der Krone versteht man, dass das Geweih, am oberen Ende der Geweihstange solcher Kronenhirsche mehr als zwei Enden haben muss, die länger als drei Zentimeter sind, gleich ob einseitig oder an beiden Geweihstangen.
Immer wieder machte Lorenz aufmerksam auf Besonderheiten und Merkmale bei diesen edlen Tieren, die ein Jäger auf keinen Fall erlegen dürfe oder solle. So war der Appell des Referenten auch wichtig, die Alttiere, weibliche Hirsche, vor dem Schuss genau zu beobachten und vor allem darauf zu achten, ob nicht doch ein Gesäuge vorhanden ist. Würde ein Alttier mit Gesäuge erlegt, würde ein außer Sichtweite versteckt niedergelegtes Kalb, ohne notwendige Muttermilch, jämmerlich verenden, wenn das Muttertier abgeschossen wäre.
Auch warnte Gert Lorenz vor dem Abschuss während der Nahrungsaufnahme. Denn in dem Fall würden die Tiere ihre Futterstelle nicht mehr so schnell aufsuchen, was ebenfalls für den Familienverband fatal enden könnte. Ein wichtiger Hinweis für alle Jäger war auch die Aussage, dass man das im Forst holzschädigende Schälen der Baumstämme durch das Rotwild minimieren könne, wenn man den Tieren Ruhe gönnen würde. Dazu gehöre auch die Nachtjagd auf Wildsauen, die sich nicht mit einem verträglichen Rotwildbestand vereinbaren lasse.
Wichtige und umfassende Informationen über die Altersbestimmung mit Hilfe der Zahnreihe im Unterkiefer rundeten den interessanten Vortrag ab, dem sich eine kurzweilige Gesprächsrunde anschloss.