Reinhold Messner lobt Schulprojekt
Buchen. (pm) Wenn Schüler Schulen bauen und die Welt ein Stückchen besser machen, hat dies Respekt verdient. Das sieht auch Reinhold Messner so und hat, als er von dem Engagement der Buchener Schüler gehört hat, seine Begeisterung gezeigt: „Hilfe zur Selbsthilfe ist in Nepal lebenswichtig. Das Schülernetzwerk Namaste Nepal leistet Gewaltiges. Nach dem großen Erdbeben redet es nicht über Hilfe, es schafft Schulen. Das Schülernetzwerk Namaste Nepal hat meinen ganzen Respekt“.
Die Namaste Nepal sAG ist eine Schülerfirma der Abt-Bessel Realschule und kam am vergangenen Freitag von einer ganz besonderen Reise zurück. Die vier Schülerinnen und Schüler besuchten gemeinsam mit ihrem Lehrer Daniel Schäfer das Bergdorf Gati, abseits von Tourismus, nahe an der tibetischen Grenze. Dort engagieren sie sich seit dem schweren Erdbeben vor zwei Jahren gemeinsam mit dem Freiberger Geschwister Scholl Gymnasium (Sachsen) in einem losen Schülernetzwerk, zu dem mittlerweile fünf Schulen in Deutschland und Holland gehören. Die Freiberger sind schon seit 2005 aktiv und haben sich über die Unterstützung aus Buchen sehr gefreut. Denn der Distrikt Gati lag im Epizentrum und so wurde nahezu jedes Gebäude zerstört, mit Ausnahme des von den Schülern gebauten erdbebensichere Kindergartens und des Schulerweiterungsbaus.
Die nepalesische Regierung schrieb daraufhin vor, dass Projekte auf Regionen ausgeweitet werden müssen. So übernahm das Schülernetzwerk den gesamten Distrikt, eine große Aufgabe, die bedeutet, alle acht Schulen wieder aufzubauen. Die Kinder des Schülernetzwerkes sammelten in den vergangenen zwei Jahren insgesamt unglaubliche 430.000 Euro zusätzliche Erdbebenhilfe.
Da in Nepal derzeit jeder Baumaterialien benötigt, sind die Baupreise enorm gestiegen. Ein Sack Zement kostet nicht wie bei uns 3 Euro, sondern stolze 7 Euro, berichtet Justine Lösch. So ist schon jetzt klar, dass die gesammelten Spenden nicht für alle acht Schulen ausreichen werden. Das Projekt erhält große Aufmerksamkeit, denn das Konzept funktioniert nachhaltig. Die Schule in Gati steht im Ranking von 150 Bergschulen auf Platz 1 und ist nach dem Erdbeben eine der wenigen, die den Schulbetrieb wieder vollständig aufgenommen haben. Im Sommer haben so 40 Schüler ihr Examen gemacht und es haben alle bestanden. Der Landesschnitt liegt gerade einmal bei 60 Prozent.
Im ersten Teil der Reise ging es auf eine Wanderung im Annapurna Gebiet, dem Mardi Himal Trek. Die Schüler lernten so Land, Leute und die Kultur Nepals kennen und tauschten sich an den Abenden mit den anderen Schülern des Netzwerkes aus und planten das weitere Vorgehen.
Im Anschluss reisten sie mit dem Bus in das abseits vom Tourismus, nahe an der tibetischen Grenze liegende Gati. Die letzte Stunde mussten sie zu Fuß zurücklegen, doch auf halber Strecke erwartete sie eine Überraschung. 250 Schüler und das gesamte Dorf wartete bereits zwei Stunden auf sie, um sie mit Musik, Jubel und Unmengen an Blumenkränzen zu empfangen. „Es war unglaublich. Ich habe Gänsehaut bekommen“ beschreibt Marco Grasberger den Moment. In Gati angekommen schliefen die Schüler in Gastfamilien. Kaum jemand hatte nach dem Erdbeben das Geld sein Haus wieder aufzubauen und so wohnten die Kinder mit der Familie gemeinsam in sehr einfachen Behelfsunterkünften aus Wellblech. Der Schulbau in Gati kommt gut voran und so haben die Schüler geholfen das Dach zu betonieren. „Man stellt sich das recht einfach vor, jedoch geschieht dies ohne Baugeräte. Der gesamte Beton wird handgemischt und in Körben den Berg hinauf auf das Dach getragen. Eine unglaubliche Leistung“, so Lehrer Daniel Schäfer. 150 Helfer aus dem Dorf und alle Schüler und Betreuer halfen mit.
Für drei Tage waren die Buchener alleine mit einer Projektkoordinatorin unterwegs. Die Abt-Bessel Realschule hat eine der acht Schulen, die Grundschule in Sotang, die ebenfalls zerstört wurde, als Partnerschule übernommen und so war ein Besuch wichtig, aber absolutes Neuland. Bisher war noch kein Europäer in dem 600m höher gelegenen Bergdorf zu Besuch. „Am Anfang hielten die Kinder und Bewohner Abstand und beobachteten uns nur. Wir fingen an mit den Kindern Armbänder zu basteln und gewannen so ihr Vertrauen.“, erklärt Pauline Kuhn. Schnell war das Eis gebrochen und die Dorfbewohner organisierten ein gemeinsames Fest.
Natürlich gilt es vor Ort auch Probleme zu lösen und mit der eigens gegründeten Hilfsorganisation, den Dorfbewohnern und den Schulkommitees in Meetings zu diskutieren. Beispielsweise haben die Schüler ein Kaffeeprojekt in Gati gestartet. Kaffee ist ein sehr junges Geschäft, aber für Nepal eine große Chance, denn die Pflanzen wachsen in großer Höhe und haben eine außerordentlich hohe Qualität. Derzeit kaufen die Schüler den Kaffee noch von Bergbauern aus Pokhara ein. In Gati werden die Bewohner aber seit einiger Zeit im Anbau geschult und betreut. „Dies ist nicht immer einfach, da die Bauern ihre eigene Methoden gewohnt sind, aber für den Kaffeeanbau umdenken müssen“, berichtet Hannah Helter. Die Schüler hoffen in wenigen Jahren den Kaffee aus Gati beziehen zu können. „Die Reise war ein unglaubliches Erlebnis und hat meine Sicht auf die Welt verändert.“, so Justine Lösch.
Wer mehr über das Projekt und die Reise erfahren möchte, kann am Donnerstag den 09. November um 19 Uhr in die Realschule kommen. Die Schüler laden alle Interessierten herzlich zu ihrem Nepal Abend ein, an dem sie in einem Bildvortrag ausführlich berichten werden. Natürlich gibt es Gelegenheit den besonderen Kaffee zu kaufen und zu probieren.
(Foto: privat)