Die Karrenfranzhöhle wird inspiziert und auf Fotos festgehalten. (Foto: privat)
Heimatverein Hettigenbeuern auf den Spuren des „Karren Franz“
Zittenfelden. (hsd) Eine eindrucksvolle Wanderung gespickt mit vielen Informationen gab es am vergangenen Wochenende bei schönstem Oktoberwetter für 40 Wanderer mit Geopark-vor-Ort-Begleiter Ewald Winkler aus Schneeberg.
Vom Feuerwehrhaus in Zittenfelden startete die Wandergruppe zu der vom Heimatverein Hettigenbeuern organisierten Wanderung. Auf dem etwa. 6 km langen Weg informierte der Geoparkführer bei mehreren Stationen über das abenteuerliche Leben des „Karren Franz“ und über die landschaftlichen und kulturgeographischen Gegebenheiten im idyllischen Morretal. Der Wanderweg führte zunächst am Beuchener Berg ziemlich steil bergauf. Streckenweise ging es über „Stock und Stein“ bis man schließlich nach gut einer Stunde die zwischen Felsenblöcken liegende „Karrenfranzhöhle“ erreichte.
Die Wanderer konnten bei dem Aufstieg erahnen, welche anspruchsvollen Distanzen und schwierigen Waldwege die Wilderer, Räuber und andere „Outlaws“, die früher den Odenwald unsicher machten, auf ihrer Flucht vor der Obrigkeit auf sich nahmen. Ewald Winkler erläuterte bei der Höhle, dass die „Karrenfranzhöhle“ eines der zahlreichen Verstecke war, die der Wilderer nutzte, um sich vor den Häschern in Sicherheit zu bringen.
„Karren Franz“ hieß mit bürgerlichem Namen Michael Schmitt. Er war der adoptierte Sohn eines Köhlers aus Reinhardsachsen, der – so die volkstümliche Überlieferung – bereits mit sieben Jahren seinen ersten Hasen erlegt haben soll. Später wurde er unter dem Spitznamen „Karren Franz“ zu einem der meist gefürchteten Wildschützen im Odenwald in der Wendezeit zum 20. Jahrhundert. Jahrelang jagte er illegal und hielt dabei die Forstbehörden und die Polizei zum Narren. Seine Beute soll er bis nach Frankfurt verkauft haben. Einen Teil der Beute verschenkte er aber auch den armen Bauern, die ihm deshalb auch immer wieder mit Verstecken halfen.
Ewald Winkler erzählte dazu einige Anekdoten. So soll er sich einmal vor der anrückenden Polizei in einer Schubkarre versteckt haben, über sich eine Ladung Mist. Ein anderes Mal verbrachte er die Nacht unter Heu, wobei im gleichen Heuspeicher auch Polizisten schliefen, die ihn aber nicht bemerkten.
Um das Jahr 1900 wurde er aber dann doch gefasst. Bei der Gefangennahme verletzte er einen Forstgehilfen schwer und verbrachte die folgenden 16 Jahre im Gefängnis. Seinen Lebensabend verbrachte er als Korbmacher in Reinhardsachsen. Dort starb er im Jahre 1926.
Nach der „Karrenfranzhöhle“ führte die Wanderstrecke wieder hinunter ins Tal, wo man die Morre überquerte und auf der anderen Talseite zurück nach Zittenfelden wanderte. Im neuen Feuerwehrhaus in Zittenfelden bekamen die Wanderer ein zünftiges Bauernvesper serviert, das von der ortsansässigen Familie Breunig liebevoll vorbereitet worden war.
Der Vorsitzende des Heimatvereins Hettigenbeuern, Manfred Lauer bedankte sich bei Geopark-vor-Ort-Begleiter Ewald Winkler für die abwechslungsreiche Wanderung und für die höchst interessanten und spannenden Informationen. Er überreichte Ewald Winkler ein Präsent des Heimatvereins. Ein herzliches Dankeschön ging auch an die Familie Breunig für die Bewirtung.