(Foto: Liane Merkle)
Mudau. (lm) Die Stimmung beim zweiten Mudauer Chanson-Abend unter dem Motto „Voice ‚n‘ Piano“ war genial gut in der sehr gut besuchten Sängerlaube des Gesangvereins „Frohsinn 1842“.
Wolfgang Radauscher hatte in seiner Funktion als 1. Vorsitzender des Gesangvereins mit seiner Ankündigung nicht zu viel versprochen: „Mit Sigi Vorwalter – begleitet von Gerhard Bönig am Klavier – hatte man eine Künstlerin der besonderen Art gewonnen. Sie ist einzigartig – eben Sigi Vorwalter“.
Mit ungeheurer Glaubhaftigkeit brachte sie ihre Lieder und Texte ins begeisterte Publikum, das teilweise mitsang oder mitklatschte und vereinzelt konnten sich Klein und Groß nicht zurückhalten, von der Musik infiziert, mitzutanzen oder zumindest die Hüften zu schwingen. Die beiden Musiker schenkten ihrem Publikum einen manchmal nachdenkenswerten, aber vor allem humorvollen Abend mit bester Kleinkunstunterhaltung.
Chansons mit den ganz großen Gefühlen über Liebe und Liebesleid von Edith Piaf und anderen Chansongrößen waren ebenso zu hören wie eigene Kompositionen von Sigi Vorwalter und Gerhard Bönig mit ebenso hintergründigen wie humorvollen Bösartigkeiten. Ihre eigenen Songs beschrieb sie folgendermaßen: „Sie handeln von den Befindlichkeiten einer spätmittelalterlichen Frau wie mir und manchmal auch etwas böse von ganz bestimmten Männercharakteren“, wie in „Midlife Cry“, im dem zu hören war „ohne Zweifel Du sieht jünger aus, aber neben ihr doch ziemlich alt“ oder selbstbewusst, wenn sie zu vorgerückter Stunde dem viel jüngeren Traummann begegnet und erfolgreich verlangt „bring mich heim“, denn „ich liebe diesen Überschuss an Adrenalin“ bis es dann im eher positiven Sinn irgendwann heißt „Du ziehst mich runter auf Dein Niveau“. „Willkommen im Klimakterium“ hatte nicht nur etwas mit spätmittelalterlichen Auslaufmodellen zu tun, sondern auch mit dem Hurra, endlich dem Gebärzwang zu entgehen und zum Vergnügen zu lieben.
Und in diesem Zusammenhang fragte Sigi Vorwalter „Hast Du schon jemals ein Raubtier geküsst?“ Und entschuldigt sich auch gleich „Wo ist meine Erziehung geblieben, auf die ich mich sonst so verlassen kann?“ Sie pfeift darauf, auch wenn sie sich wie Mona Lisa fragt, was findet der nur an mir? Da Vinci malte ihr süßes oder auch süffisantes Lächeln, doch die Orangenhaut und das ausladende Gesäß gönnte er keinem anderen Betrachter.
Sehr doppeldeutig erklang auch ein Handwerkerlied von Gerhard Bönig, das für jede Menge Sachsalven sorgte. Für die Zwerchfellmuskulatur waren dann so bekannte Stücke wie „Can’t help lovin that man of mine“ oder „Sous le ciel de Paris“ in dem dreistündigen Erlebnisabend mit diesen beiden Künstler der Ausnahmeklasse geradezu erholsam.
Kulinarisch sorgten Flammkuchen und französischer Wein für das passende Ambiente zum Chanson-Programm, das erst nach drei Zugaben beendet werden durfte.