Frankenbahn zwischen Eubigheim und Hirschlanden. (Foto: BSW-Fotogruppe Osterburken)
Weiterbetrieb nur bei entsprechender Nachfrage möglich – Thema in Ausschuss**
Mosbach/Osterburken. Seit Dezember 2019 gibt es auf dem Streckenabschnitt der Frankenbahn zwischen Osterburken und Lauda wieder einen regelmäßigen Personenverkehr. Für diesen hatten die Landkreise Neckar-Odenwald und Main-Tauber sowie viele Bürgerinnen und Bürger insbesondere in den Orten Rosenberg, Eubigheim, Wölchingen und Königshofen gekämpft. Denn dort halten die Bahnen nun wieder im Stundentakt und bieten einen flexiblen Anschluss an die Oberzentren Würzburg, Heilbronn und Stuttgart.
Das Land hat die Verbindung allerdings zunächst nur als dreijährigen Probebetrieb eingerichtet, den die Landkreise mit kommunalen Geldern mitbezahlen. Wenn die Probe erfolgreich verläuft und täglich mindestens 500 Fahrgäste je Streckenkilometer das Angebot nutzen, wird, so die feste Zusage, das Land den Betrieb weiter finanzieren. Allein: Diese schon in normalen Zeiten anspruchsvolle Hürde ist aufgrund der Corona-Pandemie und der vor allem in der zweiten Welle ausgesprochenen Empfehlung, die Abstände auch im ÖPNV einzuhalten, kaum zu erreichen.
Entsprechend fielen die umfangreichen Werbeaktivitäten der beiden Landkreise auf wenig fruchtbaren Boden. Sogar die als sicher geglaubten Schülerinnen und Schüler blieben als Nutzer infolge der Schulschließungen aus. Eine erste unverbindliche Zählung, die von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) in Auftrag gegeben wurde, kam im vergangenen Herbst auf lediglich 260 Fahrgäste. Von dem geforderten Zielwert 500 sind die Landkreise also noch weit entfernt.
Dies soll nun im Frühjahr, parallel zu dem hoffentlich durch Impfungen möglichen Zurückdrängen der Pandemie, anders werden. Dieses klare Ziel gab die Landkreisverwaltung zusammen mit den Kreisrätinnen und Kreisräten in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr in Hüffenhardt aus. Beworben wird das Angebot durch eine verstärkte, zielgruppenspezifische Kampagne, die neben den Schülerinnen und Schülern insbesondere auch Arbeitnehmer und den Freizeitverkehr ansprechen soll.
Hervorgehoben werden so die Vorteile des Verkehrsmittels Bahn gegenüber der Alternative Auto, insbesondere in Verbindung mit einem Job-Ticket. „Wir machen aber auch klar, dass ein langfristiger Erhalt des Angebots nur durch rege Nutzung möglich und die Bahnnutzung zudem ein effektiver Beitrag zum Klimaschutz ist“, betonte Landrat Dr. Achim Brötel in der Sitzung
Dabei erinnerte Brötel an die tolle Aufbruchsstimmung, beispielsweise bei der großen Demonstrationsfahrt im Sommer 2018, an der im Zug selbst, aber auch an den Bahnsteigen und entlang der Strecke mehrere Tausend Menschen teilgenommen haben. „Das war schon ein tolles Signal. Jetzt gilt es, dass wir den Verantwortlichen in Stuttgart zeigen, dass wir dieses Mobilitätsgebot nicht mehr hergeben wollen“, erklärte der Landrat.
Parallel zur Vorbereitung der Werbekampagne stehen beide Landkreise schon seit geraumer Zeit in einem auch sehr konstruktiven Dialog mit dem Land. Es gibt zwar noch keine Lösung zu der Frage, wie man mit den Kriterien für den Probebetrieb in der Pandemie umgeht, aber einen fortdauernden Gesprächsfaden. Dieser soll gemeinsam mit dem Main-Tauber-Kreis im Sommer wieder aufgenommen werden. Das begrüßten die Kreisrätinnen und Kreisräte und regten an, in Anerkennung der Umstände die Hürde für den Weiterbetrieb abzusenken.
Gleichzeitig warnte der Landrat davor, Sonderwünsche oder abweichende konzeptionelle Vorstellungen ins Spiel zu bringen. „Das gilt insbesondere für die immer wieder angeregte Ausdünnung des bewusst getakteten Werktagsverkehrs zugunsten von einigen wenigen Angeboten an den Wochenenden. Aus unserer Sicht wäre das jedenfalls eher kontraproduktiv“, so Brötel.
Und weiter: „Vor allem aber können wir ein nur unter größten Mühen geschnürtes Gesamtpaket nicht immer wieder von Dritten infrage stellen lassen, sondern sollten das Heft des Handelns wirklich selbst in der Hand behalten.“ Das sei im Übrigen auch die eindeutige Position des Main-Tauber-Kreises.
Im laufenden Jahr sind insgesamt vier Zähltage unter der Federführung der NVBW geplant. Der Kreis beabsichtigt darüber hinaus die Durchführung einer eigenen Zählung. „Wir werden daher alles daransetzen, die Fahrgastzahlen zu erreichen“, so Brötel, und ergänzt, dass es nun an der Bevölkerung im Umland der Strecke liege, das neue Angebot anzunehmen und für den dauerhaften Erhalt zu sorgen. Eine endgültige Entscheidung über die Weiterführung des Probebetriebs wird voraussichtlich Ende 2021 fallen.
Streckenverlauf Frankenbahn. (Grafik: pm)