Narren treffen den Nerv

Carnival Streamer Party Confetti
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(Symbolbild – Pixabay)

Donebacher Prunksitzung 2023

Donebach. (sis) Natürlichkeit, Bodenständigkeit und – für einen Ort mit gerade mal rund 300 Einwohnern – ungewöhnlich vielen „eigenen“ Programmpunkten. Das zeichnet immer wieder die Prunksitzungen bei den Turmspatzen in Donebach aus.

An zwei Abenden erlebte das Publikum einen bunten Abend, der von der Authentizität seiner „MacherInnen“ lebt; da ist nichts gekünstelt oder aufgesetzt, sondern einfach so, wie man in Donebach die Faschnacht versteht und feiern will. Zur Freude und Begeisterung der Gäste im zweimal praktisch ausverkauften Sportheim, dem „Spatzennest“.

Doch der Reihe nach. Denn auch die Donebacher Prunksitzung folgt einen immer gleichen Protokoll. Der deutlich verjüngte und weiblicher gewordene Siebenerrat (immerhin drei Frauen sind vertreten!) zog Punkt 19.33 Uhr ein mit Nathalie Frank an der Spitze, die wie immer schlagfertig und mit dem ihr eigenen trockenen Humor durchs Programm führte. Gleich darauf stellten sich mit Prinzessin Antonia I. und Prinz Willi I. (Antonia Schölch und Alexander Walz) ein Prinzenpaar vor, wie es besser nicht hätte passen können. Sympathisch, freundlich, bodenständig.

Der Prinz gab Gas, die Prinzessin bremste charmant – zusammen ein echtes „Dreamteam“. Auch zwei mit Herzblut vorgetragene „Werbeblocks“ für das Knopfecktheater im März, bei dem beide mitspielen, und natürlich für das KJG-Zeltlager, ihre gemeinsame Leidenschaft, durften nicht fehlen.

Der erste goldige Tanz der Minis (einstudiert von Hannah Kugler und Tina Winkler) war dann auch gleich eine kleine Überraschung extra für die Prinzessin, die die Jüngsten ebenfalls schon trainiert hat. Ausdrücklich „halbherzige“ Mühe gab sich Nathalie Frank beim Küssen von „Hertha“ Späth, der die Gastabordnung der Mudauer Halbherren vertrat.

Der wiederum verwies genüsslich auf die „Mudauer Vergangenheit“ der Prinzessin, die elf Jahre bei der dortigen Garde tanzte. Ein augenzwinkernder Schlagabtausch, der zur Faschnacht einfach dazu gehört.

Tanzmariechen Jeanine Gramlich von der KG Wullewack Lemboch vertrat anmutig ihre kranke Schwester Samira, bevor mit Hubert Sämann ein echter Lokalpatriot die Bütt betrat. Als Jungrentner beklagte er sowohl die „halbfreggde Dumbocher Rinne“ als auch das „deet´scht emol“ seiner Gattin: keine Frage sei das, auch keine Bitte, sondern ein knallharter Befehl.

Ob das Publikum ihn 34 Jahre nach seinem ersten Auftritt wirklich auch in die Faschnachtsrente gehen lässt, blieb offen. Ein ganz großer Verlust wäre das allemal.

Dekan Johannes Balbach dagegen stand zum allerersten Mal auf der Donebacher Bühne, fühlte sich sichtlich wohl und genoss es, vor einem deutlich größeren Publikum als in der örtlichen Kirche eine – ganz kurze – Predigt zu halten.

Nach einem Gardetanz der Blauweißen Funken aus Trienz führten die Spieler des FC Donebach einen ortsfremden Gast in die ein bisschen speziellen kulturellen Angebote ihres Heimatortes ein – die Mischung aus einstudiertem Spiel und Improvisation kam wie immer gut an.

Der Schautanz „Lembochs Beste Show“ brachte Schwung auf die Bühne, bevor der Ausscheller Norbert Schnetz samt Tagesschausprecher Dieter Rögner das Tempo dann doch bedächtiger die Bühne betraten.

Die beiden Urgesteine der Donebacher Faschenacht lenkten einmal mehr den Blick aufs örtliche Geschehen und stellten unter anderem fest, dass „die Kerch mi ´m Mesner sein beschde Mann vulorn hot“. Der Dekan im Publikum nickte anerkennend…

Provokant auch die Frage, ob am Golfplatz ein neuer Katzenbuckel oder doch nur eine Erdaushubdeponie für ganz Deutschland entsteht?

Nach der Pause wurde es mit dem Vortrag von Nachtwächter Andreas Poser von den Lustigen Vögeln Schweinberg interaktiv und im Anschluss tanzte die Wassersuchergarde der KaGeMuWa ihren wunderschön anzusehenden Gardetanz.

Der „sterbende Schwan“ Marile aus „Laudeberch“ (Tanja Henn) gab hin und wieder „überzwerch“ Einblicke in ihr Eheleben. Wirklich beeindruckend präsentierte sich die Garde der Höpfemer Schnapsbrenner mit ihren „Arabischen Nächten“.

25 Tänzerinnen und Tänzer sorgten für tolle visuelle Effekte. Wenn die spontan notwendigen Regieanweisungen so lustig sind wie der eigentliche Inhalt der Vorführung – dann steht das „Milchhäusle“ auf der Bühne. Auch hier wieder echte Stand-up-Comedy. Humor für Fortgeschrittene und Insider, die es im Publikum reichlich gab.

Die Seitenhiebe gerne auch in Richtung Rathaus – Stichwort fehlende Christbäume – trafen jedenfalls den Nerv. Die Donebacher „Powergang“ schließlich setzte mit ihrem Schautanz „Baustelle goes Malle“ den schwungvollen Schlusspunkt unter eine gelungene Prunksitzung, die vom Duo Banal musikalisch versiert wie immer begleitet wurde.

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