Die Vertreter der Mitglieder aus den Betrieben bei der Abstimmung. (Foto: Gianluca Manzi)
Dittigheim. (pm) In Dittigheim fanden sich etwa 40 Vertreter aus den tarifgebundenen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg aus dem Main-Tauber- und dem Neckar-Odenwald-Kreis (Altkreis Buchen) zu einer Versammlung zum Thema Tarifforderung ein.
Grundlage für die Tarifforderung ist die gesamtwirtschaftliche Lage, die Zielinflation und die Trendproduktivität, als auch das Ergebnis einer Befragung der Beschäftigten.
Im Vorfeld fand bundesweit diese Beschäftigtenbefragung statt. An dieser haben nicht nur die Gewerkschaftsmitglieder teilgenommen, sondern auch viele Beschäftigte.
Harald Gans, erster Bevollmächtigter der IG Metall Tauberbischofsheim berichtete zunächst vom Ergebnis der Befragung sowohl in der bundesweiten Betrachtung, als auch mit dem Blick auf das Ergebnis in den Betrieben der Geschäftsstelle Tauberbischofsheim.
Es wurde nach der Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland und auch im Betrieb gefragt. Viele Beschäftigte bewerteten die wirtschaftliche Lage ihres Betriebes als geht so bis sehr schlecht ein. Dennoch votierten 73 Prozent der Teilnehmer der Befragung mit Blick auf ihre eigene Situation für den Ausgleich gestiegener Kosten und eine Stärkung der Kaufkraft und damit für eine hohe Entgelterhöhung.
Hinsichtlich der konkreten Forderung in der Entgeltrunde hatten sich 57 Prozent für eine Zahl zwischen vier bis acht Prozent ausgesprochen und 29 Prozent für mehr als acht Prozent. 85 Prozent der jungen Menschen sagten deutlich, dass die Azubis eine überproportionale Erhöhung erhalten müssen. Begründen tun das viele Azubis und Studierende damit, dass das Alter zu Beginn der Ausbildung zunimmt und viele dann schon zwischen 18 und 20 Jahr alt sind und oftmals schon nicht mehr zu Hause wohnen. Sie müssen oft schon mit der Ausbildungsvergütung ihren eigenen Lebensunterhalt finanzieren.
Hinsichtlich der Arbeitszeit wünschen sich viele Beschäftigte eine höhere Souveränität bei der Arbeitszeit und auch mehr Wahlmöglichkeiten zwischen Zeit und Geld.
Weitere wichtige Themen der Beschäftigten waren eine Stärkung der Qualifizierung. „Dass ständige Qualifizierung wichtig ist, um als Beschäftigter den Anschluss an die Transformation und an die Digitalisierung zu schaffen; dessen sind sich viele im Klaren und deshalb ist das ein gutes Ergebnis und zeigt, dass es hierzu eine große Bereitschaft gibt“, erläutert Harald Gans. Beim Thema „Gut in Rente“ haben viele Beschäftigung ein Interesse an Alterssicherung und Ausweitung der Altersteilzeit.
Besonderen Augenmerk fanden die Themen Standort- und Beschäftigungssicherung. In diesen bewegeten Zeit haben die Menschen ein Interesse an Beständigkeit und Sicherheit. Insgesamt besteht im Bereich „New Work“ Handlungsbedarf.
Außerdem wünschen sich die Beschäftigten bei diesen Themen mehr Mitbestimmung und mehr Beteiligung. Dieses geht geordnet über den Betriebsrat und ruft nach mehr Mitbestimmung bei den Entscheidungen im Betrieb.
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Abonnieren Sie kostenlos unserenAuf der Grundlage der bundesweiten Beschäftigtenbefragung und der wirtschaftlichen Betrachtung empfahl der IG Metall Vorstand eine Tarifforderung in Höhe von sieben Prozent für 12 Monate. Eine solche Empfehlung spricht der Vorstand aus mit der Bitte, die Bezirke und Geschäftsstellen mögen die Forderungshöhe diskutieren und eine Rückmeldung zu einer bundesweiten Empfehlung geben. Wie bereits in der Vergangenheit, können die Rückmeldungen zu einer Bestätigung der Empfehlung oder zu einer geänderten Beschlusslage führen.
Die Versammlungteilnehmern diskutierten die Ergebnisse, die wirtschaftliche Situation ihrer Betriebe und die Empfehlung des Vorstands. Einige Wortbeiträge befassten sich mit der betrieblichen Situation im Kontext zu Situation der Beschäftigten und kamen zum Schluss, dass die Empfehlung von sieben Prozent Entgelterhöhung ein gemäßigt vernünftiger Vorschlag sei.
Andere erklärten, dass man dann aber auch einen Abschluss nahe an den sieben Prozent fordere und die weiteren qualitativen Forderungen nicht aus dem Auge verlieren dürfe.
In der anschließenden Abstimmung votierten die Teilnehmer der Versammlung einstimmig für den Empfehlungsvorschlag des Vorstands und fordern demnach sieben Prozent Entgelterhöhung für 12 Monate, die überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung in Höhe von 170 Euro und eine Ausweitung und Verbesserung der Ansprüche auf tarifliche Freistellung
Die Delegierten aus den Betrieben im Main-Tauber- und Neckar-Odenwald-Kreis nahmen die Entscheidung der Versammlung mit in die große Tarifkommission. Diese folgte am 21. Juni der Vorstandsempfehlung.
Die ersten Verhandlungen sollen im September stattfinden. Bereits im Juli/August beginnt die Aktivierungsphase in den Betrieben. Hierzu entwickelten die Teilnehmer
Ideen und trugen diese gemeinsam zusammen. Harald Gans zeigte sich erfreut über die vielen Ideen, darunter Altbewährtes, aber auch neue spritzige Idee.
Mit der erwartungsvollen, aber auch freudigen Stimmung auf eine spannende Tarifrunde wurde die Versammlung vom ersten Bevollmächtigten Harald Gans beendet.