25 Jahre Tanz in die Integration

25 Jahre Tanz in die Integration
25 Jahre Tanz in die Integration

Next Level und X-Ception auf dem Weg zur Weltmeisterschaft in Blackpool/England: hier Zwischenstation Flughafen Manchester. (Foto: pm)

Jubiläumsfeier des Projekts 99 mit Showprogramm

Buchen. (vs) „Drogenszene in Buchen katastrophal“ oder „‘Soko‘ soll Drogenkriminalität bekämpfen“ oder „Ein Rauschgift-Dealer der Oberliga“, solche und ähnliche Schlagzeilen, die sich fast ausnahmslos auf Spätaussiedler bezogen, beunruhigten Ende der 1990-er Jahre fast wöchentlich die Bevölkerung im Altkreis Buchen.

Darunter auch der damalige Sonderschulkonrektor und Stadtrat Volker Schwender, der den Verlauf der monatelangen Gemeinderatsdiskussionen zum Thema „Wie integrieren wir 2.500 Russlanddeutsche und ihre Kinder und Jugendlichen“ unbefriedigend fand. „Es war für mich höchste Zeit zu handeln“, erinnert sich Schwender und gründete das ‚Integrations- und Präventionsprojekt Hiphop-Breakdance‘ (IPHB) als sinnvolles Freizeitangebot“, weil er von Schülern erfahren hatte, dass viele russlanddeutsche Jugendliche „auf Breakdance stehen“.

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Um Missverständnissen vorzubeugen: kein:e Tänzer:in des Projektes war jemals drogenabhängig, das wollte und konnte das Projekt durch Prävention/Vorbeugung durch sinnvolle Freizeitgestaltung und durch kreatives Tanzen verhindern.

So begann 1999 ein unerwartet erfolgreiches, inzwischen (inter)national bekanntes Projekt in der Gymnastikhalle der Meister-Eckehart-Schule. Das das Projekt 99 wurde zum Aushängeschild Buchens und des Neckar-Odenwald-Kreises, wie Bürgermeister Roland Burger und Landrat Dr. Achim Brötel bestätigen.

Anerkennung von Leistung

In der Überzeugung, dass nur die Anerkennung von Leistung innerhalb des Projektes, aber auch extern durch die Gesellschaft zunächst eine Integrationsbereitschaft und schließlich die Integration fördert, leitete Volker Schwender bis heute das Projekt.

Schwender, schon damals voller Hochachtung und Respekt vor den Moves und Powermoves (= Akrobatik) von Breakdancern, war tief beeindruckt, mit wie viel Spaß und Freude sich die Jungs abmühten, durch langes, intensives und schweißtreibendes Training einen Move nach dem anderen zu erlernen. Das konnte manchmal Monate dauern und Fortschritte waren aus tanzpädagogischen Gründen stets begleitet von gegenseitiger Anerkennung.

Die erste Möglichkeit in der Öffentlichkeit zu zeigen, was man kann, war das 25-jährige Jubiläum der Gesamtstadt Buchen auf der großen Bühne in der Sporthalle des Schulzentrums. Als Projektleiter war Volker Schwender immer bedacht, alles fotografisch festzuhalten und über die Presse zu berichten, um eine größtmögliche gesellschaftliche Anerkennung zu ermöglichen.

Der Vorort-Applaus und die Presseberichte verursachten wieder einen erheblichen Motivationsschub, sodass sich eine unglaubliche Eigendynamik entwickelte. Nun wollte man sich mit anderen vergleichen und organisierte die Teilnahme an kleineren Wettbewerben von Jugendhäusern in Wertheim, Bad Mergentheim, Sinsheim, Freiburg.

Die Erfolge trieben den Ehrgeiz auf die Spitze: „Wir wollen den Durchbruch schaffen – und zwar bundesweit!“, hieß nun ein Appell der Tänzer:innen an den Projektleiter. Dieser organisierte nun hochmotiviert die bisher größten Auftritte u.a. in Saarbrücken und beim Radio-Regenbogen-Open-Air auf dem Baden Airpark in Baden-Baden.

Als 2007 Kevin Sauer begann, Choreografien zu entwickeln und einzustudieren, entschlossen sich Volker Schwender und er zu einer effektiven Arbeitsteilung. Sauer konzentrierte sich auf die Kunst und Schwender auf das Management – „jeweils mit hundertprozentigem Einsatz“, so Schwender.

Die Anzahl der Auftritte wuchs, der Bekanntheitsgrad des IPHB auch und mit ihm die Teilnehmerzahl. Heute gehören 72 Kinder und Jugendliche im Alter ab fünf Jahre zum IPHB. Heute ist Kevin Sauer nicht nur Tänzer, sondern auch Choreograf und Musikproduzent für die Shows. Als einziger Tänzer der ersten Stunden ist er bis heute dabei.

Darin und in der Tatsache, dass viele ehemalige Tänzer:innen ihr tänzerisches „Know How“ anderswo in Kursen weitegeben, manifestiert sich die Nachhaltigkeit des Projektes. Der Tanz in die Integration erwies sich als sehr erfolgreich.

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Der internationale Bekanntheitsgrad der Buchener Tänzer:innen führte sie inzwischen zu Auftritten nach Mumbai (Indien) und 2021 sowie 2023 ins spanische TV nach Madrid, wo sie im November von der Jury den „Goldenen Buzzer“ bekamen und damit ins Finale im Dezember 2023 einzogen (NZ berichtete).

Das beispiellos erfolgreiche Projekt wird also 25 Jahre alt und hat in dieser Zeit drei Weltmeister-, zwei Vize-Weltmeister-, drei Vize-Europameister-, 25

Deutscher Meister-Titel als Team, Duo und Solo gewonnen (NZ berichtete). Seit Mai hat das Projekt 99 eine neue Nachwuchsgruppe ReaXion. Der neuen Crew gehören , neun Kinder im Alter von zehn bis13 Jahren an.

Das alles muss gefeiert werden. Der Termin steht fest, am 05.Oktober in der Stadthalle Buchen, wird es ab 18 Uhr, ein spannendes Showprogramm mit einem nationalen Hiphop-Wettbewerb und einem Highlight unter dem Thema „Classic meets Hiphop“ geben. Highlight ist das Kurpfälzische Kammerorchester, das zusammen mit dem Locking-Weltmeister David Kwiek die Show präsentieren wird, die sie beim Supertalent von RTL ins Finale

brachte (NZ berichtete).

Für sein Engagement rund um das Projekt 99 wurde Volker Schwender erst im Frühjahr durch Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet (NZ berichtete)
Das Jubiläums-Event und die Existenz des „Projekt 99“ ist nur durch Spenden und Sponsoring möglich, weshalb Volker Schwender allen Geldgebern dankt. Karten für die Jubiläumsshow gibt es nur an der Abendkasse, die ab 17 Uhr geöffnet ist (kein Vorverkauf). Der Eintritt für Erwachsene beträgt 9 Euro, Jugendliche zahlen 5 Euro.

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Das Kurpfälzer Kammerorchester (KKO) mit dem „Locking“-Weltmeister David Quiek. (Foto: Agentur)

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