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Neckargerach. (do) Bei der Nominierungsversammlung der SPD Neckar-Odenwald-Kreis wurden Patrick Haag als Kandidat für die Landtagswahl und Anna Cunningham als seine Zweitkandidatin bestimmt.
Auftakt mit politischer Standortbestimmung
Die Co-Kreisvorsitzende Dr. Dorothee Schlegel begrüßte die Mitglieder und eröffnete die Versammlung. Sie berichtete über eine Online-Diskussion zum Koalitionsvertrag mit der ehemaligen Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und dem Betreuungsabgeordneten MdB Prof. Dr. Lars Castellucci. Beide betonten, dass die aktuelle Koalition ein Wagnis darstelle, der SPD jedoch die Möglichkeit biete, aktiv mitzugestalten.
Kritik aus Teilen der Jusos, denen es an großen Visionen mangele, wurde ebenfalls angesprochen. Angesichts der weltpolitischen Lage – insbesondere nach 100 Tagen Präsidentschaft Donald Trumps – sei jedoch deutlich geworden, dass die Anforderungen an die Politik steigen. Schlegel betonte die Vielfalt innerhalb der Partei und unterstrich: „Die Bundes-Jusos, die Landes-Jusos und die Kreis-Jusos denken nicht immer gleich, aber wir haben mündige SPD-Mitglieder, die selbst entscheiden können.“
Aus der arbeitenden Mitte
Im Anschluss stellte sich Patrick Haag aus Schwarzach vor und begründete seine Motivation zur Kandidatur. Der 39-Jährige, der als Hausmeister bei der Gemeinde Aglasterhausen tätig ist, sieht sich selbst als Vertreter der arbeitenden Mitte. Aus seiner Sicht fehlt in der Politik oft die Perspektive von Menschen, die praktisch arbeiten. Gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne und mehr Respekt – sowohl im Haupt- als auch im Ehrenamt – sind ihm zentrale Anliegen.
Haag engagiert sich ehrenamtlich im Gemeinderat, im Kreistag sowie in der Blaulichtfamilie, etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr, den Helfern vor Ort und in der Notfallseelsorge. „Es ist unbezahlbar, was täglich ehrenamtlich geleistet wird“, erklärte er. Für ihn steht fest: Der Katastrophenschutz braucht mehr Aufmerksamkeit, um bei Unwettern oder Unfällen schneller helfen zu können. Ebenso dürfe man die engagierten Menschen nicht allein lassen. Eine gesicherte ärztliche Nahversorgung sei für ihn ebenfalls ein zentrales Thema.
Sein Ziel sei es, in den Landtag gewählt zu werden – nicht für sich, sondern für die Menschen. Politik müsse sich an den Veränderungen des Lebens orientieren und dabei bodenständig bleiben. Der Schlüssel dafür sei der direkte Dialog: „Wir dürfen nicht übereinander, sondern müssen miteinander sprechen.“
Diese Haltung überzeugte die Anwesenden: Patrick Haag wurde mit 100 Prozent der Stimmen zum Landtagskandidaten der SPD im Neckar-Odenwald-Kreis gewählt.
Wirtschaft und Solidarität zusammendenken
Für die Ersatzkandidatur stellte sich Anna Cunningham aus Osterburken vor. Die 28-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin arbeitet als Projektmanagerin im internationalen Finanz- und Rechnungswesen der Schwarz-Gruppe. In ihrer Vorstellung hob sie hervor, dass Digitalisierung mehr als nur ein Schlagwort sein müsse – sie solle effizienteres Arbeiten ermöglichen und zugleich die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern fördern.
Cunningham verfolgt den Grundsatz, Wirtschaft und Solidarität stets gemeinsam zu denken. Insbesondere die finanzielle Lage der Kommunen sieht sie kritisch. Trotz der vergleichsweise guten Ausstattung im Land Baden-Württemberg seien rund 90 Prozent der Kommunen unterfinanziert. Hier sei dringender Handlungsbedarf.
Neben ihrer beruflichen Tätigkeit engagiert sich Cunningham im Mehrgenerationen-Treff, in der Stadtbibliothek und als Integrationslotsin beim ASB. Innerhalb der SPD bringt sie sich im Ortsvereinsvorstand, im Kreisvorstand sowie in der SPD-Frauengruppe ein. Ihr politisches Engagement begründet sie unter anderem mit dem Wunsch, Frauen in der Politik sichtbarer zu machen: „Frauen halten sich in der Politik oft zurück. Daher ist es wichtig, sichtbarer zu werden.“
Auch ihre Vorstellung fand großen Zuspruch: Die Mitglieder wählten sie einstimmig zur Zweitkandidatin.
Frischer Wind für die SPD
Der Kreistagsfraktionsvorsitzende Jürgen Mellinger zeigte sich erfreut über die jungen Kandidierenden, die „jung, authentisch und erfrischend“ wirken. Für die Landesdelegiertenkonferenz wurden neben Anna Cunningham auch Markus Dosch, Jonas Weber, Fabienne Tonini, Leon Köpfle und Lisa Bundschuh gewählt.
Parteiarbeit im Kreis
Zum Abschluss der Versammlung informierte Co-Kreisvorsitzender Markus Dosch über die Arbeit des Kreisvorstands und die finanzielle Lage. Mit fast 140 Terminen im vergangenen Jahr habe die SPD im Neckar-Odenwald-Kreis ihre Präsenz deutlich gezeigt und zahlreiche Möglichkeiten zum Austausch geschaffen. Ziel bleibe es, diesen Weg fortzusetzen und noch mehr Mitglieder sowie Wählerinnen und Wähler zu erreichen und einzubinden.