
Gesundheitsministerium unterstützt SKM Heidelberg
Im Rahmen der medizinisch-pflegerischen Sprechstunde in der Tagesstätte des SKM Heidelberg messen Dr. Wolfgang Heide und Krankenschwester Bärbel Straub-Krieg bei Besucher Mounty den Puls. Laut verschiedener Untersuchungen leiden viele wohnungslose Menschen an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, weshalb vorbeugende Maßnahmen von enormer Bedeutung sind, erläutern Heide und Straub-Krieg. (Foto: Hofherr)
Heidelberg/Stuttgart. Laut verschiedenen Untersuchungen in den Bundesländern sind nahezu alle Menschen, die auf der Straße leben, behandlungsbedürftig erkrankt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass im Gegensatz zu früher, inzwischen viele Wohnungslose über einen Krankenversicherungsschutz verfügen. Dieser Erkenntnis folgend haben SKM Heidelberg mit der niederschwelligen Wohnungslosenhilfe im Karl-Klotz-Haus und der Verein „Frauen pflegen Frauen“ schon vor mehr als einem Jahrzehnt eine gemeinsame medizinisch-pflegerische Sprechstunde an zwei Vormittagen die Woche installiert.
Diese Sprechstunde, die von Beginn an maßgeblich von Bärbel Straub-Krieg durchgeführt wird, fand schnell Anklang, sodass heute jeden Dienstag und jeden Freitag bis zu zehn Patienten behandelt werden. Um die examinierte Altenpflegerin zu entlasten und auch schwerwiegende Erkrankungen erkennen zu können, war allen Beteiligten relativ schnell klar, dass es zusätzlich Mediziner braucht, die die Sprechstunde abdecken.
Ein Defizit wurde in den Jahren dieser Tätigkeit aber auch offenbar. So gibt es viele Personen, die zwar wohnungslos in Heidelberg leben, aber die Einrichtung des SKM und somit die Medizin-Sprechstunde nicht aufsuchen. Deren Gesundheitszustand ist häufig besorgniserregend, wie die SKM-Streetworker Sarah Morr und Jürgen Hofherr von ihren Besuchen auf der Straße wissen.
Um hier nachhaltig helfen zu können, wuchs bei den beteiligten Personen und Institutionen der Wunsch, eine regelmäßige, mobile Sprechstunde auf der Straße durchführen zu können. An zwei Tagen im Monat, so die Konzeption, soll die Krankenschwester die beiden Streetworker begleiten und Personen auf der Straße versorgen bzw. deren Gesundheitszustand ermitteln.
Hier kam eine Ausschreibung des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums den Akteuren von SKM und Frauen pflegen Frauen gerade zur richtigen Zeit. Gemeinsam mit der Stadt Heidelberg bewarb man sich bei einem Modellprojekt des Landes Baden-Württemberg, das die „Verbesserung der medizinischen Versorgung für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen“ als Ziel formuliert. Die Bewerbung wurde im Ministerium geprüft und das gemeinsam entwickelte Konzept für gut befunden, weshalb der Fachbereichsleiter des SKM, Matthias Meder, dieser Tage einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 5.050 Euro entgegen nehmen durfte.
Mit dem Geld wird nun ein Medizin-Fahrrad mit Satteltaschen beschafft. Die Taschen sollen mit Gegenständen des medizinischen Bedarfs wie Kompressen, Binden, Pflaster, Salben etc. bestückt werden. So kann die Krankenschwester Erste Hilfe leisten darüber hinaus im günstigsten Fall eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen, die eine Weitervermittlung zu niedergelassenen Ärzten ermöglicht.
Von den Landesmitteln beschafft der SKM außerdem einen Defibrillator, der es auch medizinischen Laien ermöglicht, Menschen mit Herzstillstand zu reanimieren. Darüber hinaus wird die Ausstattung eines vorhandenen Sprechzimmers nachhaltig verbessert, freuen sich Krankenschwester Bärbel Straub-Krieg und Dr. Wolfgang Heide über die Zuwendung aus der Landeshauptstadt. Die Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten sind dadurch vielfältiger und erfolgsversprechender.
Es sei enorm schwierig, den Personenkreis zu kontinuierlichen Arztbesuchen zu bewegen. Selbst die Sprechstunde beim SKM werde oft nur in akuten Fällen genutzt. Daher sei es eine enorme Verbesserung, diese Personen nun auch außerhalb der Einrichtung behandeln zu können, so Straub-Krieg. Mediziner Dr. Wolfgang Heide ist sich sicher, dass man durch das neue Angebot den gesundheitlichen Zustand wohnungsloser Personen massiv verbessern kann.
Für Fachbereichsleiter Matthias Meder ist die Zuwendung des Gesundheitsministeriums ein tolles Weihnachtsgeschenk, das sich für die Gesellschaft in kurzer Zeit rechnen wird und dazu beiträgt, etwas mehr Menschlichkeit einzubringen.
„Ziel der gemeinsamen Anstrengung von Land, Stadt und Hilfeeinrichtungen ist es, die gesundheitliche Situationen von wohnungslosen Menschen nachhaltig zu verbessern“, sagt Meder, der außerdem zu bedenken gibt, „dass das Gesundheitssystem rund um die Krankenkassen durch unsere medizinisch-pflegerische entlastet wird.“ Außerdem werden Erkrankungen wesentlich früher erkannt, professionell behandelt und somit häufig eine Verschlimmerungen verhindert. Zudem kann eine ambulante pflegerische Versorgung vor Ort sichergestellt werden. „Lange andauernde Klinikaufenthalte lassen sich durch uns vermeiden und den Menschen geht es gesundheitlich eindeutig besser“, sagen Meder, Straub-Krieg und Heide unisono.