
Wohnungseinbrüche und Straßenkriminalität rückläufig – Internetkriminalität steigt überproportional
(snp) Die Zahl der Straftaten in Neckarsulm ist im vergangenen Jahr leicht auf 1633 gestiegen, liegt im Langzeitvergleich aber weiterhin deutlich unter dem statistischen Mittelwert von 1759 Straftaten. Dies geht aus der Kriminalitätsstatistik 2016 hervor, die der Leiter des Polizeireviers Neckarsulm, Polizeioberrat Bernhard Mai, im Gemeinderat vorstellte.
Demnach nahmen die Straftaten im Stadtgebiet im Vergleich zum Jahr davor um 2,3 Prozent zu. Im Landkreis Heilbronn wurden 0,3 Prozent mehr Straftaten gezählt. Im gesamten Polizeirevier Neckarsulm betrug die Steigerung 5,9 Prozent. „Die Steigerungsrate in Neckarsulm ist sehr moderat und bleibt im Zehnjahresvergleich im Rahmen“, urteilte Bernhard Mai.
Der größte Zuwachs in Neckarsulm entfiel auf die Betrugsfälle. Deren Zahl stieg deutlich um 100 auf 272 Fälle. Die Zunahme ist besonders auf steigende Betrugsdelikte zurückzuführen, die über das Internet begangen werden. Im Polizeirevier widmen sich zwischenzeitlich mehrere Sachbearbeiter im Personalumfang von dreieinhalb Vollzeitstellen speziell der Aufklärung von Betrugsdelikten, darunter schwerpunktmäßig der Internetkriminalität.
Eine „gewisse Tragweite“ erkannte Bernhard Mai in der Zunahme der Gewaltkriminalität. In diesem Bereich, zu dem Kapitaldelikte wie Raub, Mord und schwere Körperverletzung zählen, registrierte die Polizei einen Anstieg um 20 auf 53 Straftaten. Die Ursachen für diese Entwicklung konnte der Leiter des Polizeireviers nicht verallgemeinernd erklären. „Hinter jeder Straftat verbirgt sich ein Einzelfall.“
Ebenfalls zugenommen haben die Fälle von Körperverletzung, und zwar um 54 auf 165 Taten. Mit 74 Fällen kam es im vergangenen Jahr auch zu deutlich mehr Beleidigungen (2015: 41 Fälle). Früher habe man solche Konflikte noch häufiger im persönlichen Gespräch geklärt, heute komme es schneller zur Anzeige. „Die Welt wird immer anonymer“, kommentierte Bernhard Mai.
Weniger Fälle von schwerem Diebstahl
Deutliche Rückgänge weist die Statistik beim schweren Diebstahl aus. Verzeichnete die Polizei 2015 noch 315 Taten dieser Art, ereigneten sich im vergangenen Jahr insgesamt 182 Fälle. Die Fallzahlen sind in allen Deliktsarten rückläufig. So ereigneten sich im vergangenen Jahr 31 Wohnungseinbrüche (minus 57), 27 Diebstähle aus dem Büro (minus 26) und 23 Kfz-Aufbrüche (minus 17). Vor allem die deutliche Entspannung bei den Wohnungseinbrüchen verbuchte Bernhard Mai als Ermittlungserfolg. In diesem Bereich konnte die Polizei im vergangenen Jahr nahezu 40 Prozent der Fälle aufklären. Besonders deutlich ging die Zahl der Wohnungseinbrüche im Stadtkern und im Stadtteil Obereisesheim zurück, nämlich von 42 auf 13 beziehungsweise von 25 auf vier.
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Positiv bewertete der Revierleiter auch den Rückgang der Straßenkriminalität. Die Kriminalität im Straßenraum ging insgesamt von 276 auf 244 Fälle zurück. Hierzu werden alle Straftaten gezählt, die sich auf öffentlichen Wegen und Plätzen ereignen, wie zum Beispiel Körperverletzung, Sachbeschädigung und Diebstahl. „Diese Straftaten werden von den Bürgern eher wahrgenommen und sind insofern geeignet, das Sicherheitsgefühl zu beeinträchtigen“, erläuterte der Polizeioberrat.
Für den Anstieg der Fallzahlen im Stadtteil Amorbach ist im Wesentlichen ein Einzeltäter verantwortlich. Der Betrüger hatte unter anderem über ein fingiertes Konto Waren bestellt und damit auch die Zahl der Betrugsfälle von 15 auf 33 mehr als verdoppelt. Die insgesamt knapp 40 ermittelten Straftaten schlugen sich in dem statistischen Anstieg von 135 auf 175 Straftaten nieder. Der mutmaßliche Täter befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft.
Aufklärungsquote erreicht Spitzenwert
Insgesamt erreichte die Aufklärungsquote 2016 mit 62,5 Prozent aller registrierten Straftaten in Neckarsulm (2015: 53,5 Prozent) einen Spitzenwert. Auch im Vergleich mit der durchschnittlichen Quote im Polizeirevier (54,9 Prozent) und im Landkreis (59 Prozent) konnte die Polizei Neckarsulm in der Gesamtstadt mit die meisten Aufklärungserfolge verbuchen.
Bei den Verkehrsunfällen wurde der Negativtrend der vergangenen Jahre gestoppt. Nachdem die Zahl der Verkehrsunfälle seit 2012 kontinuierlich angestiegen war, ging sie im vergangenen Jahr, Bagatellunfälle nicht mit gezählt, um 34 auf 495 zurück. Im Gesamtrevier wurden hingegen rund fünf Prozent mehr Unfälle gezählt. Verkehrstote gab es in Neckarsulm 2016 nicht zu beklagen. Während die Zahl der Schwerverletzten von 30 auf 24 zurückging, stieg die Zahl der Leichtverletzten von 113 auf 128.
Zum Abschluss der Präsentation dankte Oberbürgermeister Steffen Hertwig Revierleiter Mai für die sehr gute Zusammenarbeit im vergangenen Jahr. „Die Zusammenarbeit zwischen unseren Dienststellen ist durch einen vertrauensvollen Austausch und sehr kurze Wege gekennzeichnet.“ Dem Lob und Dank schlossen sich die Fraktionen und Gruppen im Gemeinderat einhellig an.