Wilhelm Stelz sorgte nahezu im Alleingang dafür, dass der heutige Mudauer Ortsteil wieder den alten Namen führen durfte. (Repro: privat)
Der fast vergessene Ehrenbürger Hauptlehrer Wilhelm Stelz
von Franz Brenneis
Der heutigen Generation weitgehend unbekannt, dennoch ein unglaublich wichtiger und kreativer Mensch, der vor knapp 100 Jahren das Odenwalddorf Dumbach bzw. Donebach maßgeblich geprägt und verändert hat war Wilhelm Stelz.
Schon immer waren in der Vergangenheit Lehrer, Pfarrer und Bürgermeister die wesentlichen Gestalter des dörflichen Lebens in den Odenwaldgemeinden.
Wilhelm Stelz war so eine Persönlichkeit im damaligen Dumbach. Wilhelm Stelz war in schwierigen Zeiten nach dem ersten Weltkrieg in der Weimarer Republik Hauptlehrer an der hiesigen Volksschule und zwar von 1923 bis 1933. Zusammen mit Unterlehrer Maier unterrichtete er die Kinder. Er kam von seiner ersten Lehrerstelle in Hochhausen bei Tauberbischofsheim nach Dumbach.
W. Stelz war ein sehr kreativer Mensch. So entwarf er den Plan zur Gestaltung des Dorfbrunnen als Ortsmittelpunkt und dessen Umfeld, das sich unmittelbar an das Rathaus in östlicher Richtung anschließt.
(Repro: privat)
Ein großer Buntsandsteinfindling als markanter Hauptstein, mittig spitz zulaufend, ähnlich einem Dreieck, bildete mit dem Wasserauslauf (Rohr) den Mittelpunkt der Brunnenanlage. Zur Umgrenzung des engeren Brunnenbereichs wurden ebenfalls kleinere Bundsandsteine in abgerundeter Dreiecksform verwendet. Umgrenzt war der Brunnenbereich mit kleineren Buntsandsteinen ebenfalls Dreiecken ähnlich, oben abgerundet und kleiner. Zur Vervollständigung des Gesamtensembles wurden noch eine Blutbuche sowie Birken eingepflanzt.
Vor der Umgestaltung befand sich an dieser Stelle ein Trog, der als Viehtränke diente. Der Brunnen ist in seiner damaligen Form noch gut erhalten, lediglich auf eine Seite des Brunnenareals fehlen die Begrenzungssteine. Auch die Blutbuche zeigt sich noch in imposanter Größe.
Die damals gewählte Dreiecksform der Buntsandsteine diente dann später im Jahre 1954 als Vorlage für die Gestaltung des Kriegerdenkmales in unmittelbarer Nähe.
Im Jahr 2000 wurde im Rahmen der Einweihung der Ortsdurchfahrt der bewährte Stil gebrochen, indem ein querliegender Stein angebracht wurde. Auch die damals angebrachten Umgrenzungssteine wurden leider nicht mehr eingebaut.
Das große Verdienst von Wilhelm Stelz mit historischer Dimension war sein engagiertes und zielstrebiges Wirken zur Umtaufe von Dumbach zu Donebach. Dieses Ziel wurde zum Jahreswechsel 1925/1926 Wirklichkeit.
Nach den Aussagen seiner Kinder wollte W. Stelz nicht, dass seine Kinder in Dumbach geboren werden. Sein drittes Kind Rudi wurde am 23. Dezember 1925 geboren, wenige Tage vor der offiziellen Umbenennung.
Das Ehepaar Stelz hatte acht Kinder, von denen in Dumbach Rudi und zwei (Helmut und Herta) in Donebach geboren wurden. Neben diesen eher privaten Gründen arbeitete Stelz intensiv daran, dass der ursprüngliche Name von Donebach wieder eingeführt werden sollte.
W. Stelz ergriff die Initiativ und forschte in der Namensgeschichte des Dorfes. Er recherchierte, dass der Name Donebach bereits urkundlich im Jahre 1271 erwähnt wurde, aber im 16 Jahrhundert in Dumbach umgeändert worden war. Er bemühte den Heimatforscher Prof. Dr. Eugen Fehrle, Hochschullehrer an der Universität Heidelberg. Von diesem Wissenschaftler wurde Wilhelm Stelz unterstützt und in seinem Bestreben den alten Namen wieder zu führen bestärkt. Auch Eugen Fehrle setzte sich ebenfalls für den alten Namen Donebach ein.
Aufgrund seiner umfangreichen Nachforschungen konnte er die “Dumbacher“ Bürger überzeugen, dass es möglich ist, den alten Namen wieder führen zu können. Durch seine Recherchen belegt, wäre auch sichergestellt, dass von der Seite des Staatsministeriums in Karlsruhe keine Einwände zu erwarten waren. Gleichermaßen überzeugte Stelz den Gemeinderat von Dumbach von seiner Vision. Die politische Vertretung der Gemeinde, der Gemeinderat von Dumbach, war nun ebenfalls überzeugt, dass das Vorhaben gelingen könnte.
Hauptlehrer Stelz war damit am Ziel, am 14. Juni 1925 beschloss der Gemeinderat von Dumbach den früheren Ortsnamen Donebach wieder anzunehmen. Auch der Bürgerausschuss stimmte am 20. Juni 1925 zu. Beim Ministerium des Innern der Republik Baden in Karlsruhe wurde der Antrag gestellt den alten Namen Donebach wieder zu führen.
Das Staatsministerium in Karlsruhe beschließt am 06. August 1925, dass die Gemeinde Dumbach mit Wirkung vom 01. Januar 1926 wieder den Namen Donebach zu führen hat.
Hauptlehrer Stelz und die „Dumbacher“ hatten es tatsächlich geschafft. Zum Jahreswechsel 1925/26 wurde dann die Umtaufe gefeiert. Auch bei diesen Feierlichkeiten brachte sich Wilhelm Stelz tatkräftig ein. Zum Anlass der Umtaufe hielt er eine rührende Ansprache, die im Original vorliegt.
Er begann damals mit den Worten: „Willkommen in der Heimat, willkommen in Donebach so ruft die Gemeinde euch heute zu“. Stelz erläuterte die geschichtlichen Zusammenhänge zur Namensführung Donebach.
Am Neujahrstag präsentierten die Kinder ein Theaterstück, das von Lehrer Stelz vortrefflich einstudiert wurde. Die Erwachsenen führten am Abend im Gasthaus zur Linde in Donebach das Theaterstück der „Meineidbauer“ von Anzengruber auf, das bei allen einen tiefen Eindruck hinterließ. Auch dieses Theaterstück wurde von den Lehrern Stelz und Maier einstudiert, ebenso die Chöre und Lieder, die die Gesamtfeierlichkeiten umrahmten.
Die Feierlichkeiten zur Umtaufe sind im Protokoll des Radfahrervereins Wodan umfänglich aufgeführt und damit der Nachwelt erhalten.
Im Jahre 1933 verließ Hauptlehrer Stelz die Donebach nach zehnjähriger ausgesprochen erfolgreicher Arbeit für Schule und Gemeinde. Sein Weg führte ihn nun nach Lützelsachsen (bei Weinheim), wo er bis zu seiner Pensionierung unterrichtete.
Das heutige Donebach trägt seinen Namen mit Blick auf seine Historie sicher zu Recht, dass aber der Anstoss zur Umbenennung letztendlich aus den privaten Gründen einer einzelnen Person erwuchs, macht die Verwaltungsangelegenheit Umbenennung zu einem bemerkenswerten und sympathischen Moment in der Ortsgeschichte.
Die Donebacher erinnerten sich nun, was ihr Lehrer W. Stelz für ihren Ort Wesentliches geleistet und zum Positiven verändert hatte. Am 14. April 1933 tagte der Gemeinderat in Donebach. Aus dem Protokoll des Gemeinderates:
„Geschehen Donebach, den 14. April 1933 vor dem Gemeinderat: Gegenwärtig Bürgermeisterstellvertreter Brenneis, die Gemeinderäte Schölch, Müller, Hört, Schäfer und Frank
In heutiger Sitzung wurde beschlossen, den Hauptlehrer Wilhelm Stelz hier als Ehrenbürger der Gemeinde Donebach zu ernennen“
Der neue Ehrenbürger erhielt die außerordentliche Ehre und Würdigung seiner Leistung mit einer Urkunde.
Eine gute und richtige Entscheidung, die das außergewöhnliche Engagement von Wilhelm Stelz angemessen würdigt.
Wilhelm Stelz, der am 25. September 1897 geboren wurde ist am 05. Januar 1989 gestorben. Seine letzte Ruhestätte fand er in Lützelsachsen.
Sein Name und seine Leistung für Donebach, werden stets mit Donebach verbunden bleiben.
85 Jahre nach der Verleihung der Ehrenbürgerwürde soll posthum an Wilhelm Stelz erinnert werden.
Quellen:
- Gemeindearchiv Donebach
- Protokoll vom Radfahrerverein Wodan Donebach
- Persönliche Informationen von den Nachfahren von Wilhelm Stelz