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Kreisrätin Teichmann: “Pflegeheim defizitär zu führen ist eine Kunst“ – Wahlen und Diskussionsabend der SGK in Hüffenhardt
Hüffenhardt. (pm) Zur Mitgliederversammlung der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) im Neckar-Odenwald-Kreis begrüßte der Vorsitzende Karlheinz Graner neben weiteren Mitgliedern und Gästen auch die beiden Kreisrätinnen Dr. Dorothee Schlegel und Gabriele Teichmann sowie Bürgermeister Walter Neff im Familienzentrum in Hüffenhardt.
In einem Eingangsstatement beleuchtete der langjährige Kreisrat Graner die Entwicklung des ehemaligen Kreisaltersheim zum heutigen Wohn- und Pflegezentrum Hüffenhardt, das nach Willen des Neckar-Odenwald-Kreises privatisiert werden soll (NZ berichtete) „Der SPD im Kreis, im Kreistag und in den Gemeinden des Kleinen Odenwalds war immer klar, das Pflegezentrum in Hüffenhardt bleibt in Kreishand“. Erst mit der Gründung der Neckar-Odenwald-Kliniken gGmbH wurde es in diesen Verbund aufgenommen.
„Damit begannen die Gerüchte um die roten Zahlen und die zunehmende negative Berichterstattung in der Öffentlichkeit und in den Gremien“, fasste Graner die Historie zusammen. „Anstelle stolz zu sein auf ein Haus, das die Einzelzimmerregelung schon lange vor der Landesheimbauverordnung umgesetzt hat, stolz zu sein, dass wir als Kreis sehr viel für die pflegebedürftigen Menschen tun können, auch in enger Zusammenarbeit mit den beiden Kliniken, scheint man immer wieder froh zu sein, einen Sündenbock gefunden zu haben für das wachsende Defizit des Verbundes“, ergänzte Dr. Dorothee Schlegel.
Wurde das Pflegezentrum nur deshalb stiefmütterlich behandelt, weil man sich in der Geschäftsführung als Fachleute für Kliniken verstand und nicht für Pflegeheime? Gabriele Teichmann, Expertin im Gesundheitswesen beantwortet einige der offenen Fragen und betonte: „Für ein Pflegeheim, für seine Bewohner und Mitarbeiter und für die jeweiligen Kommunen muss es mehr Verlässlichkeit geben.
Ein Pflegeheim muss genauso wenig Gewinn erwirtschaften wie eine Kita oder eine Schule, in den sich übrigens auch nicht nur gemeinde- oder kreiseigene Kinder befinden. Sie erklärte den Zusammenhang zwischen Eigenanteil, den die Bewohner zu zahlen haben, und der Entlohnung der Mitarbeitenden. „Die Initiative der AWO, dass der Eigenanteil gedeckelt werden muss und gleichzeitig die Voraussetzungen für einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag in der Pflegebranche geschaffen werden muss, ist inzwischen in Berlin angekommen.
Ein zu niedriger Eigenanteil im Wettbewerb mit anderen Heimen darf jedoch nicht dazu führen, dass Mitarbeiter auf Lohn verzichten oder ein Heim ins Defizit rutscht oder gar privatisiert wird. Denn jede Form der Privatisierung hat ein Erwirtschaften von Gewinn im Blick.
„Leidtragende sind letztendlich wir alle, ob wir pflegebedürftig sind oder werden, ob wir Angehörige sind, die das Familienmitglied so spät wie möglich ins Heim geben, oder Mitarbeitende“ und weil wir die Bevölkerung des Kreises sind, ist das Pflegezentrum wie seit seiner Gründung eine Angelegenheit des Kreises.
„Wir brauchen eine Garantie für Pflegeheime und Pflegeplätze im Kreis und keine Konkurrenz zwischen den Kommunen, wir brauchen Fachleute, die Pflegesätze zum Wohl der Bewohner und der Mitarbeitenden verhandeln“. Gute Pflegekräfte werden in Zukunft noch weit wichtiger. Daher ist jegliche Hängepartie über den Fortgang des Pflegezentrums kontraproduktiv. Zum einen wollen „alte Bäume nicht verpflanzt werden“, zum anderen brauchen wir eine gute Weiterentwicklung der Heime mit Bedingungen, die den Jüngeren später im Alter auch gerecht werden.
„Ein Pflegeheim defizitär zu führen, ist eine Kunst“, spitzte Gabriele Teichmann zu. Jede Organisation hat Haushaltspläne, erstellt unterjährig betriebswirtschaftliche Auswertungen und analysiert diese, damit es beim Jahresabschluss keine bösen Überraschungen gibt. Zwei weitere, nicht nur gut gemeinte, sondern denkenswerte Vorschläge rundeten die Diskussion ab, nämlich: schaffen wir es, ein Heim, in dem Menschen aus unserer Mitte sehr gerne ihren Lebensabend verbringen, nicht immer wieder negativ ins Gerede zu bringen, sondern stolz auf diese Einrichtung zu sein?
Besteht die Möglichkeit, dem Pflegezentrum eine Chance zu geben, wieder ein eigenständig geführtes Haus im Auftrage des Kreises zu werden?“ Das Thema gute Pflege und gute Pflegeheime muss auf der Tagesordnung vor Ort bleiben und eignet sich nicht ausschließlich für Sonntagsreden. Denn es ist Vor- und Fürsorge für die Menschen im Kreis.
Im Rahmen dieser Versammlung wurden Karlheinz Graner und Dr. Dorothee Schlegel einstimmig als Delegierte für die Landesdelegiertenkonferenz am 30.11. in Schwäbisch Hall gewählt. Graner dankte Bürgermeister Neff für die Überlassung der Räumlichkeiten und sagte zu, dass die SPD-Kreistagsfraktion viele der genannten Argumente in die Gremien tragen wird.