(Symbolbild – insidedesign/Pixabay)
EAN-Seminar Gebäudeschadstoffe
Mosbach. (pm) Die Energieagentur Neckar-Odenwald-Kreis (ean) und die Akademie der Ingenieure veranstalteten gemeinsam unter Leitung von Uwe Ristl das „11. Energieforum Zukunft“ zum Thema „Gebäudeschadstoffe“ in der Alten Mälzerei in Mosbach. Unter den über 30 Teilnehmern waren neben Handwerkern, Architekten, Ingenieuren und Energieberater auch Vertreter von Kommunen und Baumanagementgesellschaften zu Gast. Das Energieforum zog auch Teilnehmer von außerhalb des Neckar-Odenwald-Kreis nach Mosbach – dies verdeutlicht, wie wichtig die Aufklärung über Schadstoffe in Gebäuden ist. Vor allem bei Sanierungen ist Fachkenntnis unabdingbar, da oft Baumaterialien unterschiedlichster Art und Alters über die Jahre hinweg verbaut wurden.
Den Eröffnungsvortrag hielt die Diplom-Geologin Dagmar Wolf aus Stuttgart, öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Schadstoffe in Innenräumen und an Gebäuden. Anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis zeigte sie die unterschiedlichsten Formen und Fundorte von Gefahrenstoffen in Gebäuden auf. So stellte Sie neben der wohl bekanntesten Gruppe der Bauschadstoffe, den Asbestfasern, unter anderem auch PCB, PAK und diverse Holzschutzmittel vor. Besonderes Augenmerk lenkte Sie auf Baumaterial, das zwischen 1950 und 1980 verbaut wurde, da dies eine Hochzeit des Einsatzes von gesundheitsschädlichen Stoffen war. So finden sich in nahezu jedem Haus, das in dieser Zeit errichtet wurde, bei Sanierungsarbeiten gefährliche Substanzen. Insbesondere verwies Wolf auf Asbest, das im Jahr 1981 bei über 3.000 Bauprodukten in einer Menge von insgesamt etwa 170.000 Tonnen eingesetzt wurde. Erst 1993 wurde die Herstellung und Verwendung von Asbest verboten. Trotz des eingeführten Verbots sind noch etwa knapp 70Prozent des damals verbauten Asbests in Umlauf. Auch künstliche Mineralfasern sind laut Wolf kritisch zu betrachten. Besonders vor 1996 verwendete Produkte sind als krebserzeugend einzustufen. Aber auch danach bis zur Jahrtausendwende kann ein Verdacht auf krebserregendes Material nicht ausgeschlossen werden. „Eine Probe ist keine Probe. Es sollten immer mehrere Probenstellen geplant werden“, mahnte Dagmar Wolf zur gewissenhaften Beprobung.
Im Anschluss stellte Dipl.-Geograf Thomas Gambke von der Kreislaufwirtschaft Neckar-Odenwald AöR (KWiN) die Herausforderungen und Chancen bei der fachgerechten Entsorgung vor. Hier steht grundsätzlich die Kreislaufnutzung der Abbruchstoffe im Vordergrund, Schadstoffe jedoch könnten nicht weiterverwendet werden und müssten so dem Stoffkreislauf zum Schutz von Menschen und Umwelt entzogen werden. Um diesen Schutz effektiver zu gestalten, solle eine Vorerkundungspflicht bei Abriss oder Sanierung gelten, wie dies bereits beispielsweise in Österreich praktiziert würde. Wie und wann diese komme, sei allerdings noch nicht definiert. Laut Gambke würden „Abbruch und Entsorgung aufwendiger und damit wohl auch teurer“. Zudem warnte Gambke in Bezug auf karbonfaserverstärkten Baustoffen vor einer Wiederholung der gleichen Fehler, die in der Vergangenheit im Umgang mit Asbest gemacht worden seien. Dies betreffe auch andere Verbundwerkstoffe wie die sogenannten „Sandwichpaneelen“ – mit Wellblech ummantelte Dämmstoffe zum Eindecken von Hallendächern. Nach seinen Worten sei zwar Verbundmaterial im Einsatz, aber über dessen Entsorgung habe man sich noch keine Gedanken gemacht.