Die Zuhörer erlebten eine stimmgewaltige, musikalische Zeitreise. (Foto: Christina Bock)
Neckarelz. (pm) Vom 18. Jahrhundert bis heute, von Klassik bis Pop – das Benefiz-Chorkonzert zugunsten des Erwachsenenhospizdienstes Mosbach präsentierte sich als bunte musikalische Zeitreise. Sieben Chöre unter der Leitung von Dirigent und Musiker Rupert Laible sangen bekannte und neue Melodien für einen guten Zweck. Zahlreiche Zuhörer waren der Einladung gefolgt und so war die Marienkirche in Neckarelz bis auf den letzten Platz besetzt.
Der Abend stand unter dem Motto „Zeit schenken“ und griff damit einen grundlegenden Aspekt der Hospizarbeit auf. Denn ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und begleiter schenken anderen Menschen Zeit; sie begleiten Schwerstkranke, Sterbende und Angehörige. Pfarrer Dr. Stefan Rencsik betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung des Erwachsenenhospizdienstes als ein „unverzichtbarer Dienst am Nächsten“. Für die Betroffenen ist die Hospizbegleitung kostenfrei; der Erwachsenenhospizdienst selbst ist jedoch auf Spenden angewiesen, um auch weiterhin Menschen in schweren Zeiten beistehen zu können. Dr. Christina Bock, die im Hospizdienst für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, dankte allen Beteiligten und erläuterte, dass die am Ausgang erbetenen Spenden für die Aus- und Weiterbildung der Ehrenamtlichen verwendet werden. Ein weiterer Dank kam von Walter Knapp, Vorstand des MGV Hochhausen, der gekonnt und informativ durch das Konzertprogramm führte. Er dankte den Zuhörern, dass sie an diesem Abend Zeit schenken – für den Hospizdienst und die Chöre.
Den gelungenen Auftakt des Konzerts machte der Chor des Finanzamtes Mosbach; er versetzte das Publikum mit „Weit, weit weg“ in eine sehnsüchtige Stimmung. Dirigent Rupert Laible, der viele der dargebotenen Chorarrangements selbst geschrieben hatte, begleitete gefühlvoll am Piano. Erfrischend ging es mit den 30 Finanzamtsängerinnen und sängern weiter: „Morning has broken“, ursprünglich ein gälisches Volkslied, handelt von den Wundern der Schöpfung und wurde durch Cat Stevens zum weltbekannten Popsong. Der Frauenchor Mosbach steuerte mit „Küss mich, halt mich, lieb mich“ zarte, aber beschwingte Töne bei, die vielen aus dem Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ bekannt waren. Die Frauen schlossen mit dem „Agnus Dei“ des englischen Komponisten Jim Parker. Seinem Namen alle Ehre machte der Chor Sing & Swing: Die Mosbacher starteten mit dem heiteren Filmschlager „Singin‘ in the rain“ und ließen das Publikum spüren, „dass man auch im strömenden Regen singen kann, wenn das Leben mit Liebe erfüllt ist.“ Mit dem voll klingenden „Smile“ von Charlie Chaplin wählte der Chor auch sein zweites Lied aus dem Filmbereich.
In der Mitte des Konzerts gab es einen Überraschungsbeitrag des Hospizprojektchors, der eigens für das Benefizkonzert gegründet worden war. Mit einem selbstgetexteten Lied bedankten sich die Hospizler sehr herzlich bei allen Mitwirkenden und Zuhörern. Danach präsentierte Tamara Kühner ein gefühlvolles und ergreifendes Solo: „Make you feel my love“, ein Bluesrock von Bob Dylan.
Mit „The boxer“ steuerte Cantabile die bekannte Folk-Rock-Ballade von Simon & Garfunkel bei und eröffnete damit den zweiten Teil des Chorkonzerts. Dass es nicht immer viel Text braucht, um Zuhörer mitzureißen, zeigte sich am eingängigen „Lai-la-Lai“ im Refrain dieses Liedes. Die 35 Sängerinnen und Sänger aus Haßmersheim hatten als zweites Lied den berührenden Popsong „Angels“ von Robbie Williams vorbereitet und die Streichinstrumente des Originals in „Uh“- und „Ah“-Flächenklänge übersetzt. Die zahlenmäßig kleinste Formation des Abends war A-Crappella aus Hochhausen. Die zehn Männer präsentierten mit „Ännchen von Tharau“ und „Benia Calastoria“ gleich zwei traditionelle Lieder und beeindruckten mit angenehmen Stimmen und sauberer Intonation.
Gleich viermal so viele Sängerinnen und Sänger stellten sich danach im Chorraum der Marienkirche auf. Der Gemischte Chor des MGV Hochhausen hatte mit „Hymn“ einen Klassiker von Barclay James Harvest einstudiert und ließ schöne Harmonien erklingen. Etwas getragener ging es mit dem „Abendlied“ von Josef Rheinberger weiter, einem anspruchsvollen Stück, bei dem sechs verschiedene Chorstimmen raffiniert nacheinander einsetzten. Der Männerchor MGV Neckarperle Neckarelz brachte zunächst mit „La Montanara“ ein italienisches Volkslied zu Gehör. Danach folgte ein Lied, wie es thematisch nicht passender hätte sein können: In „Amoi seg ma uns wieder“ verarbeitet Sänger und Songwriter Andreas Gabalier den Tod seines Vaters und seiner Schwester; ein Lied, das Trost und Hoffnung spendet.
Vor dem großen Finale des Konzertabends mit allen sieben Laible-Chören dankte Marcus Dietrich, Geschäftsführer der Evangelischen Sozialstation Mosbach und verantwortlich für den Erwachsenenhospizdienst, allen Beteiligten und Besuchern. Er reihte sich in die über 180 Sängerinnen und Sänger ein, die sich inzwischen im Chorraum der Marienkirche aufgestellt hatten. Stimmgewaltig und ergreifend erklang „Gabriellas Song“ mit dem Gesamtchor und Solistin Tamara Kühner. Das Lied stammt aus dem schwedischen Musikfilmdrama „Wie im Himmel“ und versprühte Kraft und Lebensfreude. Das rundum gelungene Konzert schloss mit „Dank sei dir“ von Georg Friedrich Händel. Mit stehenden Ovationen zeigte das begeisterte Publikum, dass es an diesem Abend gerne Zeit geschenkt hat. Die vielen Spenden am Ausgang zeugten zudem von großer Hilfsbereitschaft und Verbundenheit mit dem Erwachsenenhospizdienst Mosbach.
Info: Der Erwachsenenhospizdienst bietet Sterbe- und Trauerbegleitung sowie Beratung zur Palliativpflege an. Alle Angebote sind kostenfrei. www.hospizdienst-mosbach.de, Tel. (0 62 61) 937 85 65.