Die Abt-Theobald-Straße in Scheringen soll ausgebaut werden. (Foto: pm)
Sorge wegen demographischem Wandel – Fehlende Bereitschaft, Grundstücke zu veräußern
Limbach. (pm) Bürgermeister Thorsten Weber begrüßte zur ersten Gemeinderatssitzung in 2022 die Gemeinderäte sowie einige interessierte Bürger in der Limbacher Sporthalle.
Nach Bekanntgabe der Beschlüsse der letzten nichtöffentlichen Sitzung stand der Rückblick auf das vergangene Jahr im Fokus. Erfreulich war, dass die Zahl der Einwohner weiter die Marke von 4.500 Einwohner überschritten hatte. „Das ist allerdings eine reine Momentaufnahme. Unser Ziel muss es, gerade mit Blick auf die Lastenverteilung sein, die Einwohnerzahlen in etwa konstant zu halten. Die demographische Entwicklung lässt sich nicht aufhalten.
Meine Sorgen mit Blick auf unsere Gemeindeentwicklung und die leider oft fehlende Bereitschaft, Grundstücke dafür an die Gemeinde zu veräußern, kennen Sie. Die Auswirkungen werden wir alle erst mittelfristig spüren“, stellte der Bürgermeister fest.
Mit 19 Eheschließungen und 43 Neugeborenen lagen die Zahlen um zwei bzw. sieben unter Vorjahresniveau. 56 Bürger sind verstorben, zwei weniger als im Vorjahr. Das Geburtendefizit lag somit bei 13 Personen. Unter den Verstorbenen waren mit Willi Weber und Alois Hemberger auch zwei hochverdiente Kommunalpolitiker.
Die Bautätigkeit lag mit 69 Baugesuchen auf einem absoluten Spitzenniveau. Der bisherige Spitzenwert aus dem Vorjahr mit 41 Baugesuchen wurde somit nochmals sehr deutlich übertroffen. Die verkauften, zehn gemeindlichen Bauplätze lagen leicht unter Vorjahresniveau. „Trotz des Virus und mit dem Virus ist 2021 erneut viel in unserer Gemeinde passiert und bewegt worden“, hob der Bürgermeister unter dem Hinweis auf das gute Miteinander im Gemeinderat zum Wohle der Gemeinde hervor.
Anschließend ließ Gemeindeoberhaupt Weber die Ereignisse der einzelnen Monate Revue passieren. Der Jahresbeginn war von den oft vergeblichen Versuchen, Impftermine für Bürger ab 80 Jahren zu buchen geprägt. „Warum man die Impftermine zu dieser Zeit immer genau um Mitternacht freigegeben hatte, erschließt sich mir bis heute nicht. Und der Lohn der kurzen Nacht war anfangs nicht nur für mich dürftig oder gar frustrierend“, so Weber rückblickend. Immerhin konnten aber deutlich mehr als 100 Termine organisiert werden.
Im Jahr 2021 gab es gerade für die Gemeinde viele positive Impulse. Die Neukonzeption des Bauhofs wurde auf den Weg gebracht und die mit 10,5 Mio. Euro finanziell größte Maßnahme in der Gemeindegeschichte lief ganzjährig, mit dem Höhepunkt der Aufnahme des Schulbetriebes zum Schuljahr 2021/2022 im Neubau. Die Schule hatte im vergangenen Jahr auch diverse Kooperationen mit weiterführenden Schulen abgeschlossen.
Entschieden wurde, den Kindergartenum- bzw. -erweiterungsbau in Krumbach am aktuellen Standort mit dem kirchlichen Träger gemeinsam anzugehen, um die notwendige Entlastung bei den Plätzen der Betreuung unter Dreijähriger zu schaffen. Mit dem Gebiet „Gottesäcker Nord“ wird die zahnärztliche Versorgung in der Gemeinde dauerhaft sichergestellt.
Startschüsse gab es beim Löschwasserbehälter im Bereich der Grundschule in Laudenberg, bei der wichtigen Erschließung von Gewerbeflächen im Gewerbegebiet „Hilbertsfeld“ und bei einer der größten Tiefbaumaßnahmen in der Gemeindegeschichte, der vollständigen Erneuerung der Industriestraße in Limbach. Begonnen hatte auch das Modellprojekt „Ortsmitte“, wo die Gemeinde eine von 20 landesweiten Modellkommunen ist.
Neben dem sogenannten Ortmittencheck gab es verschiedene Beteiligungsformate für die Bürgerschaft. Mitte des vergangenen Jahres folgte dann mit der Wettbewerbsprämierung auch der offizielle Startschuss für den barrierefreien Um- und Erweiterungsbau des Limbacher Rathauses.
Auf den Weg gebracht wurde außerdem die vollständige Umrüstung der Straßenbeleuchtung in allen sieben Ortsteilen auf insektenfreundliche LED-Beleuchtung. Zum Jahresende brachte der Gemeinderat mit der weiteren Ausarbeitung einer Konzeption für ein Nahwärmenetz in Limbach ein wichtiges Klimaschutzvorhaben in die Spur.
In diesen Kontext fällt auch die Ende 2021 installierte Photovoltaikanlage auf dem neuen Schuldach, die Anfang 2022 auch Strom für den Eigenverbrauch liefern wird. Fertiggestellt wurden im vergangenen Jahr u.a. ein neues Urnengrabfeld auf dem Friedhof in Limbach, ein Teil der Bauplätze im Baugebiet „Billäcker V“ in Limbach sowie das neue Feuerwehrhaus samt saniertem Schulhaus in Krumbach.
Für den Ortsteil Scheringen konnte mit zwei pragmatischen, kostengünstigen Löschwasserentnahmestellen die komplette Löschwasserversorgung sichergestellt und in Betrieb genommen werden. Im rein freiwilligen Bereich konnten mit der Fertigstellung eines Trekkingplatzes und dem Startschuss für die Konzeption eines Römerpfades als zertifizierten Wanderwegs ebenfalls Akzente im ansonsten von Pflichtaufgaben gekennzeichneten Spektrum der Gemeinde gesetzt werden.
Das öffentliche Leben war noch mit vielen Einschränkungen verbunden. Dennoch freute sich der Bürgermeister über viele Firmenjubiläen mit langjährigen treuen Mitarbeitern in der Gemeinde.
Nichtalltägliche Jubiläen gab es zudem bei Vereinen in der Gemeinde. Der Männergesangverein „Sängerbund Limbach“ bekam für 150 Jahre die Conradin-Kreutzer-Tafel und der Gesangverein „Liederkranz Balsbach“ für 100 Jahre die Zelter-Plakette verliehen. Der FC Freya Limbach feierte sein 100-jähriges Jubiläum zusammen mit dem FC Trienz „auf Grillorca“ – einer Grillparty der etwas anderen Art.
Mit Pfarrer Ulrich Stoffers verließ ein wichtiger Seelsorger die Pfarrgemeinde und mit Pfarrer Michael Gartner freut man sich auf seinen Nachfolger.
Ein gerade in der Pandemie herausragendes kulturelles Ereignis war für Weber das 1. Odenwald-Open-Air mit namhaften Künstlern im August. Ein absolutes Negativergebnis stellte sicherlich der durch Fremdverschulden ausgelöste Störfall an der Limbacher Kläranlage und die damit ausgelösten Folgen gerade für den Fischbestand dar (NZ berichtete).
„Zusammen mit den hervorragenden Vermarktungsergebnissen beim Breitbandausbau in unserer Gemeinde, zwei der von der BBV ausgezeichneten Vereine kommen aus unserer Gemeinde, freuen wir uns nun in diesem Jahr auf den Startschuss für den flächendeckenden Glasfaserausbau“, so der Bürgermeister.
„Danken möchte ich ausdrücklich unserem DRK-Ortsverein Limbach. Mit unserem gemeinsamen Testangebot im Limbacher Feuerwehrhaus waren wir von Anfang an auf der Höhe der Zeit – hohes und gelebtes ehrenamtlichem Engagement zum Wohle unserer Bürger“, stellte er zu Beginn seiner Dankesworte fest.
Weber schloss den Rückblick mit einem Dank an alle, gerade auch an die im Stillen ehrenamtlichen und nachbarschaftlich Tätigen, und dankte besonders den in medizinischen sowie pflegerischen Berufen Beschäftigten, die im letzten Jahr erneut besonders gefordert waren und weiter gefordert sind.
Er lobte auch die gute Zusammenarbeit im Gemeinderat, in den Ortschafträten und mit der Verwaltung, ohne die ein solches, erneut sehr umfangreiches Aufgabenprogramm in einer kleinen Gemeinde wir Limbach nicht geleistet werden kann. Bei seinem Ausblick auf das laufende Jahr wurde deutlich, dass die vielen weiteren Projekte keine Langeweile aufkommen lassen.
„Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr Maßnahmen endlich einmal abschließen können. Wir in der Verwaltung brauchen „die Luft“ auch dringend für neues – angefangen von der Breitbanderschließung, die bald starten wird, der Sanierung und Erweiterung des Kindergartens in Krumbach bis hin zum barrierefreien Um- und Erweiterungsbau des Rathauses und dem damit verbundenen Umzug des Bauhofs in das noch fertigzustellende neue Areal, sowie die Auslagerung der Verwaltung ins alte Schulgebäude“.
Die Gesamtsitzungszeit des Gemeinderats im Jahr 2021 betrug bei 14 Sitzungen, 159 öffentlichen und nichtöffentlichen Tagesordnungspunkten 2.172 Minuten, die gut 36 Stunden entsprechen. „Diese gemeinsame Zeit wird wohl auch 2022 unser Maßstab sein“, so Weber abschließend.
Für den Gemeinderat dankte 1. Bürgermeisterstellvertreter Gerhard Noe dem Bürgermeister persönlich für dessen großen Einsatz zum Wohle der Gemeinde. Auch hob er das große Leistungsspektrum im vergangenen Jahr hervor, mit dem sich die Gemeinde weiter zukunftsfähig entwickeln wird.
Die restlichen Punkte der Tagesordnung wurden zügig abgearbeitet. Für die Erschließungsplanung der Abt-Theobald-Straße in Scheringen wie auch für Planung der Erschließung neuer, kleinerer Gewerbeflächen im Gewerbegebiet „Haasenäcker“ in Limbach wurde jeweils einstimmig grünes Licht gegeben.
Einhellig wurden die Spenden von über 2.000 Euro angenommen. Bauamtsleiter Georg Farrenkopf stellte dann bei den Baugesuchen den Neubau zweier Einfamilienhäuser im Baugebiet „Ziegelhüttenstraße“ in Heidersbach vor, denen der Gemeinderat geschlossen zustimmte, was auch für eine Befreiung von den Vorschriften des Bebauungsplanes galt.
Unter dem letzten Tagesordnungspunkt Informationen gab der Bürgermeister die Haushaltsverfügung des Landratsamtes bekannt. Die erforderlichen Genehmigungen für den Haushalt des laufenden Jahres wurden erteilt.
Weiter informierte er über den Projektstart der BBV beim Breitbandausbau in der sechsten Kalenderwoche. Zunächst sollen die Ortsteile Heidersbach, Limbach und Scheringen angegangen werden. Die anderen Ortsteile werden zeitversetzt erschlossen, wobei auch hier der Beginn in den nächsten Monaten geplant ist.
Auf Nachfrage zur zeitlichen Dimension sagte Weber, dass er davon ausgehe, dass die Gemeinde zum Jahresende in großen Teilen mit Glasfaser versorgt sein sollte, wenn alles planmäßig ablaufen wird. Der Bürgermeister bat in diesem Zusammenhang die Dame und Herren Ortsvorsteher um eine zeitnahe Flächennennung für die Materiallagerung in den jeweiligen Ortschaften.
Aus dem Gemeinderat wurde eindringlich appelliert, dass schon vorhandene Leerrohre mit genutzt werden. Bürgermeister und Bauamtsleiter bestätigten dies und erklärten, es gab und gibt hierzu bereits vielfache Gespräche und Schriftverkehr, denn diese Nutzung ist ausdrücklich auch im Interesse der Gemeinde.