Kultur wieder live und unmittelbar

(Foto: Michael Pohl)

Stefan Eichner mit Reinhard-Mey-Songs in 48 Stunden ausverkauft

Von Martin Hammer
Osterburken.  Dass nicht nur die Verantwortlichen der Kulturkommode Osterburken mit viel Vorfreude auf das mittlerweile 25. Vereinsjahr blicken, sondern auch das Publikum, nicht nur im Zuge der Pandemie-Lockerungen, große Lust darauf hat, Kultur wieder live und unmittelbar zu erleben, zeigte die erste Veranstaltung im Jubiläumsjahr: binnen 48 Stunden waren alle Plätze in der Baulandhalle für das Konzert von Stefan Eichner ausverkauft.

Natürlich mag seinen Anteil am Erfolg die Tatsache gehabt haben, dass Eichner ein eigenes Reinhard-Mey-Programm zusammengestellt hat und diese Songs viele Menschen in allen möglichen Lebenslagen seit ihrer Jugend begleiten.

Auch Stefan Eichner verehrt Mey seit langer Zeit als Liedermacher – hat er doch mit seiner Musik das Gitarrenspielen erlernt und sich schließlich als oberfränkischer Musikkabarettist auf die Bühnenbretter gewagt.

Als nach einer eigentlich einmaligen Vorstellung mit Reinhard-Mey-Songs die Nachfrage nach weiteren Konzerten dieser Art größer wurde, reifte in ihm der Gedanke, tatsächlich ein solches Programm professionell zu erarbeiten; nicht jedoch ohne sein großes musikalisches Vorbild dafür um Erlaubnis zu fragen.

Bis heute erfüllt es ihn mit Stolz, dass Mey dieser Anfrage sehr schnell zugestimmt hat und gleichzeitig ist es für ihn eine Herzensangelegenheit, diese Abende so authentisch wie möglich zu gestalten. Schließlich hat er jede von Meys Tourneen besucht und weiß, dass die Zuhörer ein eben solches Erlebnis erwarten, wenn sie zu Eichners Konzerten kommen.

Kopieren könne und wolle er Reinhard Mey nicht, so der Kulmbacher, und doch wird im Laufe des Abends deutlich, dass Eichner sowohl in Stimmfarbe, Gitarrenspiel, manchmal sogar in den kleinen Gesten, unverkennbare Ähnlichkeiten mit dem wohl bekanntesten deutschen Liedermacher aufweist.

Die Auswahl, die aus den Hunderten von Liedern für dieses Programm getroffen wurden, waren eine gelungene Mischung aus allen Jahrzehnten des Mey´schen Schaffens: bekannte Hits („Der Mörder ist immer der Gärtner“, „Diplomatenjagd“) und Lieder, die wohl eher die eingefleischten Fans kennen, witzige Songs mit dem typischen Sprachwitz Meys sowie Balladen, in denen viel persönliche Emotion transportiert wird („Ich bring dich durch die Nacht“, „Viertel vor sieben“).

Reinhard Mey lässt die Menschen durch seine Texte an selbst Erlebtem (und Erlittenem) und klug im Alltag Beobachteten teilhaben und so erkennt sich wohl jeder in den Songs wieder. Das Familienleben mit drei Kindern wird ebenso humorvoll wie poetisch betrachtet wie Meys großes Hobby, die Fliegerei (hier durfte natürlich „Über den Wolken“ nicht fehlen).

Stefan Eichner verstand es trefflich, gleichzeitig aus Reinhard Meys Leben zu erzählen als auch eigene Episoden und Gedanken im Programm unterzubringen und so dem Abend inhaltlich seinen besonderen Stempel aufzudrücken.

Dass Mey sich in seinen Liedern auch durchaus politische Gedanken macht, wurde im „Narrenschiff“ und „Vernunft breitet sich aus…“ deutlich und gerade im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine scheint „Nein, meine Söhne geb ich nicht“ in seiner Aussage leider aktueller und anrührender denn je.

Stefan Eichner gelang es an diesem Abend auf kurzweilige und fesselnde Art und Weise, ein Programm zu präsentieren, das durchaus so von Mey hätte gespielt werden können und doch seinen ganz eigenen Charakter behielt. Natürlich wurde die durchweg begeisterte Zuhörerschaft nicht ohne „Gute Nacht, Freunde“ in die Frühlingsnacht entlassen und der geneigte Reinhard-Mey-Fan kann sich sicher sein, dass für ein zweites Programm dieser Art noch jede Menge hörenswerter Lieder übriggeblieben waren.

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