Bei einem Ausbruch von Afrikanischer Schweinepest sollen Wildschweine durch den Bau von Zäunen daran gehindert werden, in andere Gebiete abzuwandern und dadurch die Seuche weiter zu verschleppen. (Foto: Dr. Marita Lohmann)
##Vorbereitungen auf Ausbruch laufen – Veterinäramt appelliert an Bevölkerung
** Boxberg. ** (pm) Um bestmöglich auf einen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) vorbereitet zu sein, hielt das Landratsamt Main-Tauber-Kreis kürzlich eine Tierseuchenübung im Kirchwald bei Boxberg-Angeltürn ab. Konkret wurde der Zaunbau erprobt.
An der Veranstaltung nahmen Erster Landesbeamter Florian Busch, Kreisbrandmeister Andreas Geyer und der Katastrophenschutzverantwortliche Jürgen Segeritz, der zuständige Forstrevierleiter Michael Häffner sowie insgesamt 34 Mitarbeitende aus fünf Fachämtern des Landratsamtes teil. Das Veterinäramt des Landratsamtes hatte die Übung in Zusammenarbeit mit dem ASP-Kompetenzteam des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg Aulendorf (LAZ BW) und unter Mitwirkung des Landesbetriebs ForstBW organisiert.
„Insgesamt ist der Main-Tauber-Kreis dank dieser wichtigen Übung bestens für den Ernstfall gerüstet. Bei Bedarf wird es darauf ankommen, schnell und reibungslos die notwendigen Zäune zu errichten, um Wildschweine an einer Abwanderung in andere Gebiete und damit der weiteren Verbreitung der Seuche zu hindern. Hierzu müssen alle Beteiligten ihre Aufgaben kennen und die Kommunikation muss zwischen allen Beteiligten gut funktionieren“, erläutert Erster Landesbeamter Busch das Ziel der Übung.
„Mit dem Verlauf der Übung können wir sehr zufrieden sein. Insbesondere ist unser Konzept, die Stärken der einzelnen Fachbereiche aus der Veterinär-, Forst-, Jagd-, Landwirtschafts- und Straßenbauverwaltung zielgenau einzusetzen, aufgegangen. Alle waren hochmotiviert, es hat sich schnell eine Routine entwickelt und jeder wusste, wo er Hand anlegen muss“, fasst Dr. Gerhard Wegmann als Sachgebietsleiter Tierseuchen das Ergebnis der Übung zusammen.
Dem stimmte Amtsleiterin Dr. Carmen Schöneck zu und ergänzt: „Wir sind erst der zweite Kreis im Land, der eine solche Übung absolviert hat und somit gewissermaßen Vorreiter. Unsere Erkenntnisse sind daher auch für die weitere Praxis wertvoll. Entsprechende Anfragen zu Vorträgen über Planung und Verlauf unserer Übung haben wir bereits erhalten“.
Bei sommerlichen Temperaturen führten die Ansprechpartnerinnen des ASP-Kompetenzteams, Coralie Herbst und Dr. Sandra Kallähn, vor Beginn des praktischen Teils der Übung kurz in das Thema ein. Im Anschluss mähten Mitarbeiter der Baubetriebshöfe im nahegelegenen Kirchwald zunächst die Zaunbautrasse mit einem Raupenmäher und bereiteten diese für den Aufbau vor.
Das Kreis-Straßenbauamt stellte alle erforderlichen Werkzeuge zur Verfügung. Die Materialien für den Zaun und die Tore, unter anderem derzeit 88 Kilometer Litze (stromführendes Band, insbesondere zur Verwendung bei der Einzäunung verschiedener Tierarten) und eine entsprechende Anzahl an Pflöcken bzw. Kunststoffstäben mit Halterungen, hält das LAZ BW für einen Seuchenausbruch in Baden-Württemberg bereit. Sie wurden bereits am Vorabend speziell für die Übung in den Main-Tauber-Kreis gefahren.
Unter Anleitung von Michael Seifert von der Betriebsleitung der ForstBW stellten die Übungsgruppen rund 200 Meter Zaun inklusive Holzpflöcken und Tor auf. Dabei war die Ausrichtung an der zuvor festgelegten Restriktionszone zu beachten.
Außer der Stabilität des Zaunes wurde zum Schluss auch der Stromfluss wirksam überprüft. Kurz unterbrochen wurde der Zaunbau beim Eintreffen des Verpflegungstrupps, der die Teilnehmenden mit dem Notwendigen an Lebensmitteln und Wasser versorgte. Auch dies war Teil der Übung.
Nachdem der Übungszaun in kurzer Zeit funktionstüchtig aufgebaut war, erfolgten der Abbau und die Abschlussbesprechung, die aufgrund der hohen Außentemperaturen am schattigen Waldrand abgehalten wurde. Die Erkenntnisse aus der Übung nahmen die Beteiligten mit in ihre Fachämter und bereiten sie dort für eine Nachbesprechung auf.
Hintergrund der Veranstaltung war die immer näher rückende „Schweinepestfront“ aus den an Polen angrenzenden Bundesländern Brandenburg und Sachsen und nicht zuletzt die aktuellen Ausbrüche in Hausschweinbeständen in Emmendingen (Baden-Württemberg) und im Emsland (Niedersachsen).
Dass am 02. Juli der Ausbruch von Afrikanischer Schweinepest in einem Betrieb mit 280 Sauen und rund 1500 Ferkeln in der Gemeinde Emsbüren des Landkreises Emsland (Niedersachsen) sowie in einem Schweinemastbestand mit rund 1300 Masttieren in der Uckermark festgestellt wurde, bestätigt die Annahme, dass die Verbreitung des für Schweine so gefährlichen Virus vor allem auch menschengemacht ist und durch Nichteinhalten der Biosicherheitsmaßnahmen verursacht wird.
Das Veterinäramt des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis nimmt diese neuen Seuchenausbrüche daher zum Anlass, um vor allem alle Schweinehalterinnen und -halter und die Jägerschaft dringlich an die Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen zu erinnern. Das Seuchengeschehen im Schwarzwildbestand in den östlichen Bundesländern konnte vor allem durch die Errichtung von Zäunen erheblich eingedämmt werden, indem die Abwanderung von Wildschweinen und damit die Verbreitung des Virus der Afrikanischen Schweinepest verhindert wurde. Im Seuchenfall können in Baden-Württemberg über den QR-Code auf der rot-weißen Banderole über dem Zaun aktuelle Informationen zu den reglementierten Zonen abgerufen werden.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Virusinfektion, von der Haus- und Wildschweine betroffen sind. Sie ist nicht heilbar und verläuft für die Tiere tödlich. Für den Menschen ist die ASP ungefährlich.
Das Veterinäramt des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis steht der Bevölkerung bei Fragen, auch in Sachen Biosicherheit, per E-Mail an [veterinaeramt@main-tauber-kreis.de] oder unter der Telefonnummer 07931/4827-6253 zur Verfügung. Ausführliche Informationen sind den Internetseiten des Veterinäramtes unter [www.main-tauber-kreis.de/veterinaeramt] und des Friedrich-Löffler-Instituts unter [www.fli.de] zu entnehmen.