„Steht für eure Interessen ein!“

Alina Hörner (2.v.li.), zusammen mit ihren Eltern und Schulleiterin OStD in Regina Krudewig-Bartel (re.). (Foto: pm)

Studium trifft Schule

Osterburken. (gö) Alina Hörner aus Hardheim – Gerichtstetten hat vor wenigen Tagen am Ganztagsgymnasium Osterburken ihr Abitur mit der Note 1,0 abgeschlossen (NZ berichtete). In den vergangenen beiden Jahren in der Kursstufe studierte sie bereits parallel an der Universität Würzburg als Frühstudentin Mathematik.

Wie sie das Mathe-Frühstudium an der Universität Würzburg mit der Kursstufe und dem Abitur am GTO bewältigen konnte, zeigt der folgende Erfahrungsbericht, den Alina Hörner unserer Redaktion überlassen hat.

NZ: Wie bist du auf das Angebot der Uni gestoßen?

Alina Hörner: Ein Plakat der Uni Würzburg an meiner Schule, dem Ganztagsgymnasium Osterburken, hat mich auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht. Auf der Website der Uni konnte ich dann nachlesen, dass begabte und leistungsstarke Schüler:innen ab der neunten Klasse als Frühstudierende reguläre Lehrveranstaltungen in vielen Fächern der Uni belegen können. Das war zunächst eine krasse Vorstellung. Man kennt doch eigentlich nur aus Filmen, dass hyperintelligente Nerds sich mal eben neben der Schule mit Uni-Themen beschäftigen.

 NZ: Wodurch kam es dann zu der Entscheidung, diesen „krassen“ Schritt zu wagen?
Alina Hörner: Jedes halbe Jahr vor dem Anmeldestart findet eine Infoveranstaltung zum Frühstudium statt. Auch wenn ich es für sehr unwahrscheinlich hielt, das Frühstudium wirklich zu machen, hörte ich mir alles an und am Ende der Infoveranstaltung war ich schon ziemlich überzeugt von der Sache.

So standen dann viele Gespräche an, erst mit der Familie und schließlich mit einigen Lehrern und den Oberstufenberatern, um wirklich sicher zu gehen, dass dies der richtige Schritt für mich ist. Dabei wurde das fachliche, aber auch der damit verbundene Stress diskutiert. Zusammen kamen wir zum Fazit, dass es sich lohnt zu versuchen und auch die Schulleitung stimmte zu.

 NZ: Was genau hast du an der Uni gemacht und wie viele Semester hast du studiert?
Alina Hörner: Im Sommersemester 2022 und Wintersemester 2022/23, während ich in der Schule die Jahrgangsstufen 11 bzw. 12 absolvierte, war ich als Mathematik-Frühstudentin eingeschrieben und besuchte jeweils ein Modul des Bachelor Studiengangs – Lineare Algebra 1 und 2. An einem festen Tag pro Woche ging ich also in die Uni statt zur Schule und besuchte dort die entsprechende Vorlesung und Übung zusammen mit den „ganz normalen“ Studenten. Zuhause musste das Ganze immer vor und nachbereitet werden, dazu gab es jede Woche Übungsblätter, die für die Klausurzulassung abgegeben werden mussten.

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 NZ: Wie war das organisatorisch & rechtlich möglich?
Alina Hörner: Durch die Entfernung von ca. 70 km zwischen Schule und Uni, konnte ich an meinem Uni-Tag nach den Veranstaltungen dort nicht schnell wieder in die Schule zum nächsten Unterricht. Deshalb war die größte Herausforderung herauszufinden, was die rechtlichen Bedingungen bezüglich des Unterrichtsbesuchs, der Klausuren und der mündlichen Noten sind, denn für Baden-Württemberg  gibt es leider keine guten Regelungen.

Mein Dank gilt den Oberstufenberatern Sven Auerbach und Achim Brümmer, die viel recherchierten und immer versuchten die beste Lösung zu finden. So standen für mich dann beispielsweise mündliche Prüfungen in den Fächern an, die ich während des Semesters nicht besuchen konnte.

Dankeswerter Weise waren sowohl meine Lehrer, als auch die Schulleitung Regina Krudewig-Bartel unterstützend und bereit, für mich andere Lösungen zu finden. Ihr Interesse zeigten sie durch regelmäßige Nachfragen, wie es so läuft, was mir auch mental half und zeigte, dass ich mit dem Vorhaben nicht allein bin.

 NZ: Trotzdem ist es bestimmt nicht leicht Schule und Studium unter einen Hut zu bekommen. Wie gelang das?
Alina Hörner: Im ersten Semester musste ich erst einmal in das System Uni reinfinden, denn dort lernt man viel eigenständiger und Aufgaben sind oft so gestellt, dass sie schwer fallen und nur gerade so noch gelöst werden können. Das musste ich erst einmal akzeptieren, denn aus der Schule kannte ich das nicht.

Der Wechsel zwischen Schule und Uni fiel mir so nicht immer leicht. Mit jeder Woche wurde es aber besser und vor allem das zweite Semester verlief dann stressfrei. Doch auch wenn es mal stressigere Phasen gab, machte mich das Frühstudium sehr glücklich und die Prüfung über beide Semester, die ich mit 1,0 bestand, bestätigte auch den fachlichen Erfolg.

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 NZ: Welche Rolle spielten dabei die Menschen in deinem Umfeld?
Alina Hörner: Meine Familie hat mich auf mehrere Arten unterstützt. Zum einen durch die vielen Fahrten zum Bahnhof und nach Würzburg und die zeitlich an mich angepasste Planung, zum anderen durch Aufgaben im Haushalt, die mir teils abgenommen wurden, vor allem aber durch reflektierende Gespräche.

Wichtig war auch immer mal wieder die Bestätigung, dass ich das tun soll, was mich interessiert und mich nicht nach der Norm richten muss. Hier haben mir besonders mein Fachmentor an der Uni, Dr. Richard Greiner und mein Tutor an der Schule, Bernd Link geholfen.

Das Studium an sich war zudem stark von meinen Kommilitonen geprägt, der wahrscheinlich beste Aspekt des Ganzen war nämlich Menschen mit ähnlichen Interessen und an verschiedenen Punkten im Leben kennenzulernen und wertvolle Freundschaften zu schließen.
Bei allen genannten möchte ich mich herzlich bedanken.

 NZ: Hast du Tipps für andere, die ein ähnliches Projekt in Angriff nehmen wollen?
Alina Hörner: Das wichtigste ist, steht für eure Interessen ein, so werden tolle Erfahrungen möglich und im Endeffekt ist euer Weg vielleicht sogar „normaler“ als er erst scheint. Traut euch einfach mal und zweifelt nicht allzu sehr an euch selbst, mir persönlich steht dadurch nun ein deutlich erleichterter „echter“ Studienstart bevor.

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