
Bei einer Gedenkfeier 80 Jahre Flucht und Vertreibung legt die „Landsmannschaft der Donauschwaben“ am Gedenkstein vor dem Haus der Donauschwaben im Masseldorn ein Gesteck nieder. (Foto: Manfred Leitheim)
Mosbach.* (mle) Vor 80 Jahren löste das Nahen der Roten Armee, die auf dem Balkan gegen die deutschen Angreifer aus Hitler-Deutschland kämpften, gewaltige Flüchtlingstrecks der deutschen Bevölkerung aus, viele starben auf dem Weg ins Rest-Reich der deutschen Angreifer.
Die Landsmannschaft der Donauschwaben Mosbach lud zu diesem Anlass zu einer Gedenkfeier vor dem Haus der Donauschwaben im Masseldorn ein. Anton Kindtner, der Vorsitzende der Landsmannschaft begrüßte die Gäste und betonte, wie wichtig es sei, dass dieses Ereignis, das aus einer fernen Zeit scheint, aber noch so aktuell ist, nicht vergessen wird.
Umrahmt wurde die Veranstaltung mit Liedern dieser Zeit, die vom Chor der Landsmannschaft der Donauschwaben, unter der Leitung von Franz Gräff, vorgetragen wurde. Nach einer Erinnerung von Diakon Manfred Leitheim, einem Gebet und Fürbitten legte Anton Kindter mit dem Kirchweihpaar Femke Greeuw und Julian Engl ein Kranz am Gedenkstein nieder.
Es gibt Situationen, da kann man nur noch Hals über Kopf die Flucht ergreifen
Diakon Leitheim erzählte: „Mein Vater lebte als zwölfjähriger Junge im Banat als der Krieg seine Heimat erreichte. Vor achtzig Jahren flüchtete er mit Mutter und Großmüttern. Sein Vater war als Gebirgsjäger der deutschen Wehrmacht irgendwo im Karst von Montenegro.
Ein kleines Kind und drei Frauen auf dem Pferdewagen, zwei Holztruhen mit den wenigsten Habseligkeiten, so flohen sie quer durch Serbien und die Tschechei. Die Großmutter starb unterwegs durch die Bordkanonen von Tieffliegern.
Heimat und Wohnung aufgegeben, eine ungewisse Zukunft vor Augen, kein Kontakt mehr zu Verwandten. Und ein Krieg, der sinnlos zum letzten Schlag ausholt.“ Menschen fliehen, so Leitheim, weil sie eine Angst verspüren, Angst vor Verfolgung, Angst vor Diktatur, Tod und Folter.
Es gebe Situationen, da könne man nur noch Hals über Kopf die Flucht ergreifen. Da könne man nur noch sich und das einem Anvertraute schleunigst in Sicherheit bringen, bevor etwas noch Schlimmeres passiert. Und das sei nur eine Geschichte von Tausenden, die vor genau achtzig Jahren geschahen.
Leitheim lud ein, für die Frauen, Männer und Kinder, die flüchteten und starben, aber auch für die, die sie vertrieben haben, zu beten: „Es gibt Tage, an denen unsere Verzagtheit größer ist als unser Glaube. Dann lass uns besonders erfahren, dass alle Fäden unseres Lebens in deiner Hand zusammenlaufen.“ Christina Gaiser lud zu Fürbitten ein, die Gedenkfeier schloss mit einem Blasmusikbeitrag von Vater und Sohn Wander aus Neckarzimmern.