Von Schmerz-Therapie bis zu gesunder Ernährung

Von Schmerz-Therapie bis zu gesunder Ernährung
Von Schmerz-Therapie bis zu gesunder Ernährung


Mit praktischen Übungen versetzte Tanzlehrer Alexander Gipp sein Publikum in Bewegung. (Foto: Christine Pfeiffenberger)

27. Fachtagung der Fachschule für Sozialwesen

Mosbach. (pm) Gesund sein, gesund bleiben – das ist ein Bedürfnis, das wohl alle Menschen spüren. Egal, ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Dementsprechend näherte sich die 27. Fachtagung der Fachschule für Sozialwesen dem Thema inklusiv, denn: „Erkenntnisse zur Gesundheit gelten für uns alle“, wie Dr. Kirsten Fath vom Organisationsteam in ihrer Einführung nach der Begrüßung durch Fachschulleiterin Birgit Thoma vor rund 270 Teilnehmenden betonte.

Dennoch lag ein besonderer Fokus der Tagung in Mosbach auf den Bedürfnissen, die speziell Menschen mit Behinderungen an die gesundheitliche Versorgung stellen. Johannes-Diakonie-Vorstand Jörg Huber hatte in seiner Eröffnung wiederum speziell die Mitarbeitenden der Behindertenhilfe in den Blick genommen: „Nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie auch Gutes tun.“ Die Fachschule für Sozialwesen mit Sitz in Neckarbischofsheim gehört zur Bildungs-Akademie der Johannes-Diakonie und bildet in Heilerziehungspflege und Heilerziehungsassistenz Fachkräfte der Behindertenhilfe aus.

Der mit 97 Jahren älteste noch praktizierende Hausarzt Deutschlands, Dr. Helmut Bergdolt aus Wiesloch, eröffnete als Schirmherr die Veranstaltung. Anschließend setzte Prof. Dr. Toni Faltermaier (Flensburg) auf der psychischen Dimension von Gesundheit auf. Nur zwischen krank und nicht krank zu unterscheiden, greift dem wissenschaftlichen Vertreter der Salutogenese zu kurz. Sein Ansatz: Alle Menschen können und sollten sich ihrer Gesundheitsressourcen, zu denen etwa körperliche Fitness oder soziale Bindungen gehören können, bewusst sein und diese im Alltag stärken. Menschen mit Behinderung gelte es dabei besonders zu unterstützen.

In einem weiteren Vortrag erklärte Professor Dr. Peter Martin (Freiburg/Kehl-Kork), wie Menschen mit Behinderung bei Schmerzen geholfen werden kann. Eine besondere Herausforderung, denn nicht selten fällt es diesen Patienten und Patientinnen schwer, ihre Beschwerden zu äußern. Der Facharzt für Neurologie und Psychiatrie informierte über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Sein Rat: Das Verhalten der betroffenen Menschen genau beobachten – auch wenn dies Zeit erfordert – und Angehörige in die Behandlung einbeziehen.

Bevor der Tanzlehrer und Rehasport-Experte Alexander Gipp (Mannheim) das Publikum bei seinem Vortrag im wahrsten Sinne mit Tanzübungen bewegte, nahm Professor Dr. Rainer Matthias Holm-Hadulla es mit in die Welt der Psyche. Unter dem Titel „Die kreative Bewältigung von Krisen und psychischen Störungen“ stellte er teils weltbekannte Größen aus Kunst und Musik vor, die sich ihr Leid von der Seele schrieben, malten oder sangen – von Goethe über Mick Jagger bis Taylor Swift.

Am zweiten Tag wandte sich die Fachtagung praktischen Aspekten der Gesundheit zu. Sportwissenschaftler Maximilian Köppel (Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, Heidelberg) erklärte anhand erstaunlicher Studienergebnisse, wie positiv Bewegung auf die Gesundheit wirkt. Ob Krebsrisiko, Bluthochdruck oder Diabetes: Viele Krankheiten lassen sich mit regelmäßiger Bewegung bekämpfen oder sogar verhindern, so Köppel. Dabei müsse es nicht das tägliche harte Training sein. Sein Tipp: „Bewegungsinseln im Alltag schaffen“, Radfahren oder die Treppe nehmen statt den Aufzug.

Diese Gedanken nahm Ernährungsexpertin Simone Gredel in ihrem Vortrag gerne auf und erweiterte sie um beeindruckende Fakten zur Wirkung gesunder Ernährung. Gredel gab drei Ernährungstipps, die für alle Menschen gelten: möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel verwenden, täglich mindestens drei bis vier Handvoll Obst und Gemüse, außerdem Kohlenhydrate in Form von Vollkorn, Kartoffeln oder Hülsenfrüchten zu sich nehmen. Je nach Beeinträchtigung hatte die Expertin für behinderte Menschen individuelle Ratschläge parat: weniger Kalorien für Rollstuhlfahrer, Krafttraining und optimierte Proteinzufuhr bei Muskelabbau, calciumreiche Ernährung und Sonnenlicht, um Knochen zu schützen und zu stärken.

Abschließend beschäftigte Professor Dr. Michael Seidel (Bielefeld) sich und die Zuhörerschaft mit „Psychischen Störungen bei Menschen mit Intelligenzminderung“. Seidel erklärte nicht nur die möglichen Gründe für auffälliges Verhalten und die Herausforderung, psychische Störungen zu erkennen. Er machte vielmehr auch deutlich, dass es häufig die Umwelt sei, die betroffene Personen überfordere und dadurch sogenanntes Problemverhalten hervorrufe. Es war ein nachdenklich stimmender Schlusspunkt unter die 27. Fachtagung der Fachschule für Sozialwesen, der einmal mehr der Brückenschlag zwischen wissenschaftlicher Theorie und angewandter Praxis gelang.

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