17.03.10
Mit dem Mac im Cafe – „wegen dem Design“ – Politik-Darsteller und „Generation IMM“ im Visier
(Foto: privat)
Limbach. (bd) „Wenn Mosbach-Neckarelz zur Metropole wird, dann ist man auf dem Weg nach Limbach“. Florian Schroeder war mit dem Zug zum Auftritt in Limbach angereist und kam entspannt und voller Tatendrang auf die Bühne. Seine Reiseeindrücke servierte der in Berlin lebende Träger der baden-württembergischen Kleinkunstpreises dem zahlreichen Publikum, das der Einladung von vhs – Außenstelle, Volksbank und Gemeinde Limbach gefolgt war, jedoch erst zum Ende des Abends.
Nach kurzer „Einschleimphase“ bei den Gästen bekamen die Hauptdarsteller des Politikbetriebes vom jung-dynamischen Kabarett-Dienstleister ihr Fett ab. Vor den Originalen Oettinger und Stoiber gab es die ultimative Verbeugung, ihre Hauptreden spielte der begnadete Parodist im Original ein und untermalte sie lediglich mit Gestik. Dagegen kam die „Perle der Uckermark“ und ihr Außenminister zu ausgedehnten Auftritten, besonders Westerwelles Laut- und Großsprechertum imitiert Schroeder nahezu perfekt. Dass das nicht aus Sympathie geschieht ist unzweifelhaft – „seit über 20 Jahren lebt er als Berufspolitiker vom Staat, er ist der Hartz-4–Bezieher der deutschen Politik!!“. Münteferings Kernsatz empfiehlt er hingegen zum Einsatz in der Paartherapie, als Bekenntnis zur Liebsten: „Es gibt sie. Sie ist da. Wir mögen uns.“ Die Duos von Linkspartei und SPD finden auch wenig Gnade. „Leute wie Lötzsch und Ernst findet man sonst nur beim Schlussverkauf bei KIK“. Gabriel traut er zu, die „25% Hürde zu schaffen“, wäre da nicht Frau Nahles: „Dick und Doof sind zurück. Dick sind sie beide und er ist nicht doof!“. Zwischen den Attacken mit dem Verbal-Degen dann kleine Kostbarkeiten; Großaufnahme von Carl Theodor zu Guttenberg im AC/DC – T – Shirt beim Open-Air. Der Minister als Headbanger wie Du und ich – wäre da nicht die tadellose Beton-Frisur und darunter der weise Kragen des „Business-Hemdes, wie es sonst nur widerliche BWL-Studenten tragen“.
Über zwei Stunden präsentiert der 30-jährige sein Programm „Du willst es doch auch!“, vielmals in atemberaubender Geschwindigkeit. Seine und die nachfolgende Generation sind ein besonderes Ziel seiner Spottlust – „eine Generation, die alle Möglichkeiten hat, aber keine Wahl!“. Während die Abi-Abschlussfahrt in den Louvre ihren Zweck darin zu haben scheint, sich selbst mit dem Fotohandy vor der Mona Lisa zu fotografieren – „die Älteren denken bei dem Winkel an den Führergruß“ – sitzt die „Bätscheler“-Generation „mit Latte, Mac und wichtigem Projekt im Cafe“ und wartet auf eine sinnvolle Aufgabe. Solange diese nicht auftaucht heißt das Berufsziel „Irgendwas mit Medien“. Der Apple-Computer ist Pflicht „wegen dem Design“ – Grammatik hingegen Luxus für die Turbo-Abi und Schnellstudium – Generation „IMM“.
Die „Geisteswesen“ des deutschen Feuilletons und ihre Bauchlandung nach dem Hype um Helene Hegemann wird kurz kommentiert. „Die Feuilletonchefs finden das geil, dass da eine 17-jährige von Ficken und Kotzen schreibt – „sehr authentisch“ – weil diese Spaßbremsen in Cordhosen und Rolli nie auf Partys eingeladen wurden“.
Rasant dann der Rollenwechsel in seiner Präsentation von Ottis Schlachthof. Schroeder bringt die Kollegen Fischer, Richling, Busse, Nuhr und Schmückler in Höchstgeschwindigkeit zum Leben und zum Scheitern, Feigheit vor dem Freunde ist seine Sache nicht.
Wie bei jedem ordentlichen Motivations- und Verkaufsseminar üblich gibt er dem Publikum die Möglichkeit seine Präsentation zu bewerten, als konsequenter Dienstleister übernimmt er die Abfrage selbst und findet breite Zustimmung. So müsse jedes Verkaufsgespräch enden erklärt er schlussendlich den Titel seines Programms: „Du willst es doch auch!“.